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05 - Denn bitter ist der Tod

05 - Denn bitter ist der Tod

Titel: 05 - Denn bitter ist der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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geräuschvoll, aber ohne sonderlichen Erfolg gegen die morgendliche Kälte. Vom Boden stieg warmer Dampf auf, der jedoch spätestens auf der Höhe seiner Knie abgekühlt war, so daß er von der Hüfte aufwärts in eisiger Kälte saß. Als er die Tür hinter sich zuschlug, drückte Barbara eine Zigarette im Aschenbecher aus und zündete sich sofort die nächste an.
    »Ist das Ihr Frühstück?« erkundigte er sich vorsichtig.
    »Nikotin auf Toast.« Sie inhalierte mit Genuß und wischte etwas heruntergefallene Asche von ihrem linken Hosenbein. »Also, was gibt's?«
    Er antwortete nicht gleich. Erst kurbelte er das Fenster einen Spalt auf, um frische Luft hereinzulassen, dann wandte er sich ihr zu und sah ihr aufmerksam ins Gesicht.
    Sie wirkte bemüht heiter, ihre Kleidung war angemessen lässig. Offensichtlich wollte sie den Anschein erwecken, als hätte sie keinerlei Sorgen. Aber ihre Hände hielten das Lenkrad viel zu krampfhaft umschlossen, und Linien der Spannung um ihren Mund widersprachen ihrem sorglosen Ton.
    »Was war zu Hause los?« fragte er.
    Sie zog an ihrer Zigarette. »Nichts Besonderes. Meine Mutter war mal wieder verwirrt. Mrs. Gustafson hat den Kopf verloren. Es war keine große Geschichte.«
    »Havers... «
    »Inspector, Sie könnten mich zurückbeordern und Nkata herkommen lassen. Das würde ich vollkommen verstehen. Ich weiß, es ist eine Zumutung, wenn ich dauernd hin und her gondle und dann auch noch so früh am Abend nach London zurückfahre.«
    »Lassen Sie das meine Sorge sein, Sergeant. Ich brauche Nkata nicht.«
    »Aber Sie können das doch nicht alles allein schaffen. Sie brauchen einen Assistenten.«
    »Ich rede nicht vom Dienst, Barbara.«
    Sie starrte zur Straße hinaus. Der Pförtner kam aus seinem Häuschen vor St. Stephen's, um einer älteren Frau zu helfen, die gerade vom Fahrrad gestiegen war und jetzt im Durcheinander einen freien Platz für ihr Rad suchte. Sie redete lebhaft auf ihn ein, während er ihr das Rad abnahm, es zwischen andere an die Mauer schob und absperrte. Dann gingen sie zusammen ins Haus.
    »Barbara!« sagte Lynley.
    Sie sah ihn an. »Ich schaff das schon, Sir. Ich versuch's jedenfalls. Wollen wir nicht fahren?«
    Sie nickte, wendete und brauste knatternd los, durch die Straßen der erwachenden Stadt.
    »Dann haben Sie wohl meine Nachricht bekommen«, sagte sie, als sie an Parker's Piece vorüberfuhren. Auf der anderen Seite der weiten Grünflächen thronte breit und behäbig das Gebäude der Polizeidienststelle, in dessen Fenstern sich der wolkenlose Himmel spiegelte. »Haben Sie ihn gestern abend nicht mehr erreicht?«
    »Er war nirgends zu finden.«
    »Weiß er, daß wir kommen?« »Nein.«
    Sie drückte ihre Zigarette aus, zündete sich keine neue an. »Was meinen Sie?«
    »Im wesentlichen, daß es zu schön ist, um wahr zu sein.«
    »Weil wir schwarze Fasern an der Toten gefunden haben? Weil er Motiv und Gelegenheit hatte?«
    »Ja, er scheint tatsächlich beides gehabt zu haben. Und wenn wir endlich eine Ahnung hätten, womit sie so schrecklich zugerichtet worden ist, werden wir vielleicht feststellen, daß er auch das Mittel hatte.« Er erinnerte sie an die Weinflasche, die Sarah Gordon ihrer Aussage zufolge in der Nähe des Tatorts gesehen hatte, und berichtete ihr von dem Abdruck ebendieser Flasche, den er in der feuchten Erde der Insel gefunden hatte. Mit ein paar Worten erläuterte er ihr seine Überlegungen darüber, wie der Täter die Flasche verwendet haben konnte, um sie dann als ein Stück Abfall unter vielen liegen zu lassen.
    »Aber Sie glauben immer noch nicht, daß Thorsson der Täter ist. Ich seh's Ihnen doch an.«
    »Das ist mir alles zu sauber, Havers. Und das ist mir nicht geheuer.«
    »Wieso?«
    »Weil Mord im allgemeinen - und dieser im besonderen - ein schmutziges Geschäft ist.«
    Sie bremste vor einem Rotlicht ab und beobachtete eine bucklige alte Frau in einem langen schwarzen Mantel, die langsam über die Straße tappte. Sie hielt den Blick auf ihre Füße gerichtet. Hinter sich zog sie einen kleinen Einkaufswagen. Er war leer.
    Als die Ampel umschaltete, fuhr Barbara wieder an und sagte: »Für mich ist dieser Thorsson ein ganz dreckiger Kerl, Insepctor. Ich versteh nicht, wieso Sie das nicht sehen. Oder ist die Verführung von Schulmädchen für einen Mann nichts Dreckiges, solange die Mädchen sich nicht rühren.«
    Er ließ sich nicht reizen. »Das sind keine Schulmädchen, Havers.«
    »Dann eben Abhängige. Macht's das

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