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05 - Denn bitter ist der Tod

05 - Denn bitter ist der Tod

Titel: 05 - Denn bitter ist der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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gefühllose und gleichgültige Tochter verurteilt zu werden, hatte Barbara gezögert, auf Rat und Hilfe gewartet, vielleicht auch auf eine Erlaubnis, die niemals erfolgen würde. Die Entscheidung lag allein bei ihr, wie immer. Was sie nicht gewußt hatte, war, daß auch das Urteil bei ihr selbst lag.
    Sie stand von der Treppenstufe auf und ging in die Küche. Der Geruch nach altem Käse hing in der Luft. Die Spüle war voll mit schmutzigem Geschirr, der Boden mußte gewischt werden, es gab hundert Möglichkeiten der Ablenkung, die ihr erlaubten, das Unausweichliche aufzuschieben. Aber sie hatte es lange genug aufgeschoben, seit dem Tod ihres Vaters im März. So konnte das nicht weitergehen. Sie ging zum Telefon.
    Merkwürdig eigentlich, daß sie sich die Nummer auswendig gemerkt hatte. Sie mußte gleich gewußt haben, daß sie sie noch einmal brauchen würde.
    Das Telefon läutete viermal. Eine angenehme Stimme meldete sich. »Hier Mrs. Flo, Hawthorn Lodge.«
    Barbara begann mit einem Seufzer. »Hier spricht Barbara Havers. Ich weiß nicht, ob Sie sich noch an meinen Besuch am Montag abend erinnern.«

24
    Lynley und Barbara kamen um halb zwölf im St. Stephen's College an. Am frühen Vormittag hatten sie ihre Berichte zusammengestellt, hatten sich mit Superintendent Sheehan zusammengesetzt und darüber gesprochen, was für Vorwürfe man überhaupt gegen Anthony Weaver erheben konnte. Lynley wußte, daß es völlig müßig war, auf versuchten Mord hinzuwirken. Betrachtete man den Fall vom rein juristischen Standpunkt aus, so war schließlich Weaver der Geschädigte. Ganz gleich, was an Schmerz und Verrat zu der Ermordung Elena Weavers geführt hatte, ein Verbrechen war in den Augen des Gesetzes erst begangen worden, als Sarah Gordon das Mädchen umgebracht hatte.
    Vom Schmerz über den Tod seines Kindes getrieben, würde die Verteidigung sagen. Und Weaver - der in weiser Voraussicht nicht in den Zeugenstand treten und ein Kreuzverhör riskieren würde - würde aus dem Prozeß als liebender Vater, ergebener Ehemann, brillanter Wissenschaftler und Gelehrter hervorgehen. Und wenn die Wahrheit über sein Verhältnis mit Sarah Gordon ans Licht kommen sollte, wie leicht konnte man sie als verzeihlichen Fehltritt eines sensiblen, musischen Menschen abtun, der in einem Augenblick der Schwäche oder einer Zeit ehelicher Entfremdung einer tödlichen Versuchung erlegen war. Wie leicht konnte er als ein Mann hingestellt werden, der sein Bestes getan hatte - ja, alles, was in seiner Macht stand -, um diese Affäre hinter sich zu lassen und in sein gewohntes Leben zurückzukehren, sobald er gemerkt hatte, wie weh er seiner Ehefrau damit tat, die in unerschütterlicher Treue zu ihm stand.
    Aber sie, würde die Verteidigung argumentieren, konnte nicht vergessen. Sie war besessen von dem Verlangen, sich für diese Zurückweisung zu rächen. Darum tötete sie seine Tochter. Sie belauerte sie, wenn sie morgens mit ihrer Stiefmutter ihr Lauftraining absolvierte, sie merkte sich, was für Kleidung ihre Stiefmutter trug, sie sorgte dafür, daß das Mädchen an dem betreffenden Morgen allein laufen mußte, sie lauerte ihr auf, sie zertrümmerte ihr auf brutale Weise das Gesicht und tötete sie. Und nachdem sie das getan hatte, suchte sie bei Nacht die Diensträume Dr. Weavers auf und hinterließ ihm eine Nachricht, aus der hervorging, daß sie seine Tochter getötet hatte. Was hätte er da tun sollen? Was hätte ein anderer - angesichts des Todes seines Kindes in tiefster Verzweiflung - an seiner Stelle getan?
    Und so würde die Aufmerksamkeit langsam von Anthony Weaver auf das Verbrechen verschoben werden, das an ihm begangen worden war. Denn welches Gericht würde je fähig sein, das Verbrechen zu erkennen, das Weaver an Sarah Gordon begangen hatte? Es war doch nur ein Gemälde gewesen. Wie sollten die Geschworenen verstehen können, daß Weaver, indem er ein Gemälde zerstört hatte, eine menschliche Seele in ihrer Einzigartigkeit zerstört hatte?
    ...wenn man nicht mehr daran glaubt, daß der Schaffensakt an sich wichtiger ist als jede Analyse oder Zurückweisung durch andere, tritt die Lähmung ein. So war es bei mir.
    Doch wie sollten Geschworene das verstehen, wenn sie nie den Drang verspürt hatten, etwas zu schaffen? Wie viel einfacher war es, sie als abgewiesene Liebhaberin abzustempeln, als zu versuchen, das Ausmaß ihres Verlusts zu verstehen.
    Sarah Gordon hatte Gewalt gesät, würde die Verteidigung vorbringen, und sie hatte

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