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05 - Denn bitter ist der Tod

05 - Denn bitter ist der Tod

Titel: 05 - Denn bitter ist der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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einmal verbunden hatte. Aber das war im Grunde nicht mehr möglich. Mit seinem Heiratsantrag hatte Lynley eine Grenze überschritten und ihre Beziehung unwiderruflich verändert. Und nun, stellten sie beide fest, befanden sie sich in einem Niemandsland; sie konnten einander Freunde nennen, solange sie wollten, bis an ihr Lebensende womöglich, in Wirklichkeit jedoch hatte die Freundschaft zwischen ihnen in dem Moment geendet, als Lynley es riskiert hatte, seine Liebe zu ihr zu bekennen.
    Jede ihrer Begegnungen seit Januar - ganz gleich, wie unverbindlich oder überflüssig oder zufällig - war von der Tatsache geprägt gewesen, daß er sie gebeten hatte, seine Frau zu werden. Und weil sie nie darüber gesprochen hatten, bewegten sie sich auf trügerischem Boden. Ein falscher Schritt, das wußte sie, und sie würde im Treibsand des Bemühens versinken, ihm etwas zu erklären, was ihn zutiefst verletzen würde.
    Seufzend richtete Helen sich auf und straffte ihre Schultern. Ihr Nacken tat ihr weh. Sie war todmüde.
    Die Tür zum Schlafzimmer ihrer Schwester am Ende des Flurs war geschlossen. Sie klopfte leise, ehe sie eintrat, ohne auf eine Aufforderung Penelopes zu warten. Sie wußte inzwischen, daß ihre Schwester nicht reagierte.
    Die Fenster waren geschlossen. Das Zimmer war überheizt und stickig. Das breite Bett stand zwischen den Fenstern, und dort lag Penelope, aschfahl selbst im weichen Licht der Nachttischlampe, den Säugling an ihrer Brust. Nicht einmal, als Helen ihren Namen sagte, blickte sie auf. Sie blieb mit geschlossenen Augen liegen, die Lippen im Schmerz zusammengepreßt. Ihr Gesicht war schweißnaß, und aus ihren Augen rannen unaufhörlich Tränen. Sie wischte sie nicht ab. Und sie machte die Augen nicht auf.
    Nicht zum ersten Mal überkam Helen tiefe Frustration über ihre Unfähigkeit zu helfen. Sie wußte, wie schlecht es ihrer Schwester ging, sie hatte ihre Brüste gesehen, die aufgesprungenen, blutenden Brustwarzen; sie hatte Penelopes unterdrückte Aufschreie gehört, wenn sie die Milch aus den Brüsten drückte. Aber sie kannte Penelope gut genug, um zu wissen, daß sie sich allen Gegenargumenten zu verschließen pflegte, wenn sie sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hatte; und sie würde dieses Kind stillen bis zu seinem sechsten Monat, koste es, was es wolle.
    Helen trat ans Bett und sah zu dem Säugling hinunter. Zum ersten Mal bemerkte sie, daß Pen das Kind nicht in den Armen hielt. Sie hatte es auf ein Kissen gelegt und hielt es im Kissen an ihre Brust gedrückt. Das Kind trank. Und Penelope weinte lautlos.
    Sie hatte den ganzen Tag das Zimmer nicht verlassen. Gestern hatte sie wenigstens, von den Zwillingen bedrängt, zehn Minuten lang apathisch im Wohnzimmer gesessen, während Helen ihr Bett frisch bezogen hatte. Heute jedoch war sie hinter geschlossener Tür geblieben und hatte sich nur gerührt, wenn Helen ihr das Kind zum Stillen gebracht hatte. Manchmal las sie. Manchmal saß sie in einem Sessel am Fenster. Die meiste Zeit weinte sie.
    Obwohl das Kind jetzt einen Monat alt war, hatten Penelope und ihr Mann seinen Namen noch nicht in den Mund genommen. Sie nannten es nur »die Kleine«. Als glaubten sie, das Kind dadurch ungeschehen machen zu können.
    Das Kind hörte auf zu saugen. Sein Köpfchen sank ins Kissen. Sein Kinn war naß von der Muttermilch. Seufzend schob Penelope das Kissen weg. Helen nahm das Kind auf und hob es an ihre Schulter.
    »Ich habe vorhin die Tür gehört.« Penelopes Stimme war müde und angestrengt. Sie öffnete die Augen nicht. Ihr Haar - dunkel wie das ihrer Kinder - lag feucht um ihren Kopf. »War es Harry?«
    »Nein, Tommy. Er ist dienstlich hier.«
    Penelope öffnete die Augen. »Tommy Lynley? Was wollte der denn?«
    Helen tätschelte den warmen kleinen Rücken des Kindes. »Guten Tag sagen, glaube ich.« Sie ging zum Fenster. Sie hörte, daß Penelope sich im Bett herumdrehte, und wußte, daß sie sie beobachtete.
    »Woher wußte er, daß du hier bist?«
    »Ich hatte es ihm gesagt.«
    »Wozu? Nein, antworte mir nicht. Du wolltest, daß er kommt, stimmt's?« Es klang wie eine Anklage. Helen wandte sich vom Fenster ab. Ehe sie etwas erwidern konnte, fuhr ihre Schwester fort: »Ich kann dich ja verstehen, Helen. Du möchtest weg hier. Du möchtest zurück nach London. Wem würde das nicht so gehen.«
    »Das stimmt doch gar nicht.«
    »Du willst zurück in deine eigene Wohnung und dein eigenes Leben. Du willst endlich deine Ruhe haben. O Gott, ich

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