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05 - Denn bitter ist der Tod

05 - Denn bitter ist der Tod

Titel: 05 - Denn bitter ist der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Pförtner sie um Viertel nach sechs weggehen sehen.«
    »Und die Leiche wurde nicht lang nach sieben gefunden. Also bleibt ein Spielraum von nicht einmal einer Stunde«, stellte Sheehan fest. »Das ist gut.«
    Lynley sah sich die Fotografien vom Tatort an. »Wer hat sie gefunden?«
    »Eine junge Frau namens Sarah Gordon. Sie war da draußen, weil sie malen wollte.«
    Lynley zog die Brauen hoch. »Bei dem Nebel?«
    »Ja, hat mich auch gewundert. Man konnte keine zehn Meter weit sehen. Ich weiß nicht, was die Frau sich dabei gedacht hat. Aber sie hatte alles Notwendige dabei - zwei Staffeleien, Farben und Kreiden... Sie hatte eindeutig einen längeren Aufenthalt geplant. Der allerdings jäh zu Ende war, als sie statt Inspiration die Leiche fand.«
    Lynley sah sich die Bilder an. Elena Weavers Körper war zum großen Teil von feuchtem Laub bedeckt. Sie lag auf der rechten Seite, die Arme vor sich, die Knie angewinkelt, die Beine leicht hochgezogen. Man hätte meinen können, sie schliefe, wäre nicht das Gesicht der Erde zugewandt gewesen. Das lange Haar fiel nach vorn und ließ den Nacken bloß. Die Schnur, mit der sie erdrosselt worden war, schnitt in ihre Haut ein, an manchen Stellen so tief, daß man sie kaum noch sehen konnte, so tief, daß man sich unwillkürlich einen Moment wütender, triumphierender Gewalt vorstellte.
    Irgend etwas an der Lage der Toten erschien Lynley vertraut, und er fragte sich, ob dieses Verbrechen vielleicht die Nachahmung eines anderen war.
    »Es sieht nicht so aus, als hätte man sie einfach getötet und liegengelassen«, sagte er.
    Sheehan beugte sich vor, um auch einen Blick auf die Bilder werfen zu können. »Nein, so wird es auch nicht gewesen sein. Das war kein zufälliges Verbrechen. Das war ein Hinterhalt, wenn Sie mich fragen.«
    »Hm. Dafür scheint einiges zu sprechen.« Er berichtete Sheehan von Elenas angeblichem Anruf im Haus ihres Vaters am Abend vor ihrem Tod.
    »Wir suchen also jemanden, der sie gut kannte, der wußte, daß sie jeden Morgen lief und daß ihre Stiefmutter wenn möglich den Fluß meiden würde. Jemand, der dem Mädchen nahestand.« Sheehan nahm eines der Fotos, dann noch eines und betrachtete die Aufnahmen mit einem Ausdruck ehrlichen Bedauerns. »Schrecklich. So ein hübsches junges Ding.« Er warf die Fotos wieder auf den Stapel. »Wir werden uns natürlich bemühen, Ihnen in jeder Weise behilflich zu sein. Meiner Ansicht nach hat der Mörder das Mädchen gekannt und gehaßt bis aufs Blut.«

    Fast im selben Moment, als Lynley auf den Durchgang trat, der den Middle Court mit dem North Court verband, kam Barbara Havers die Treppe von der Mensa herunter. Sie schnippte ihren Zigarettenstummel in ein Asternbeet und schob beide Hände in die Taschen ihres erbsengrünen Wollmantels, den sie offen trug, so daß darunter die marineblaue lange Hose mit den ausgebeulten Knien und der burgunderrote Pullover zu sehen waren. Zwei Schals - der eine braun, der andere pinkfarben - vervollständigten das Ensemble.
    »Sie sind ein Bild, Havers«, sagte Lynley, als sie zu ihm kam. »Ist das der Regenbogeneffekt? Sie wissen schon - so ähnlich wie der Treibhauseffekt, nur unmittelbarer wahrnehmbar.«
    Sie kramte eine Packung Players aus ihrer Handtasche, zündete sich eine an und blies ihm nachdenklich den Rauch ins Gesicht. Er atmete gierig das Aroma ein. Seit zehn Monaten rauchte er nicht mehr, aber am liebsten hätte er Barbara die Zigarette aus der Hand gerissen und bis zum letzten Tabakkrümel in sich hineingepafft.
    »Ich wollte mich meiner Umgebung anpassen«, sagte Barbara. »Gefällt Ihnen das Kostüm nicht? Wieso? Sehe ich nicht absolut akademisch aus?«
    »O doch, entschieden. Es kommt nur darauf an, wie man ›akademisch‹ definiert.«
    »Na ja, was ist schon von einem zu erwarten, der seine entscheidenden Jahre in Eton zugebracht hat?« fragte Barbara den Himmel. »Wenn ich in Cut und Zylinder aufgekreuzt wäre, hätte ich dann vor Ihnen bestanden?«
    »Nur wenn Sie Ginger Rogers am Arm gehabt hätten.«
    Sie lachte. »Ach, gehen Sie doch zum Teufel.«
    »Gleichfalls.« Er sah sie fragend an. »Haben Sie Ihre Mutter in Hawthorn Lodge einquartiert?«
    Barbara antwortete nicht, sondern sah zwei Mädchen nach, die eifrig sprechend, die Köpfe über einem Blatt Papier zusammengesteckt, an ihnen vorüberkamen. Lynley sah, daß es das Flugblatt war, das ihm vor der Polizeidienststelle aufgefallen war. Sein Blick kehrte zu Barbara Havers zurück. »Havers?«
    Sie

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