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05 - Denn bitter ist der Tod

05 - Denn bitter ist der Tod

Titel: 05 - Denn bitter ist der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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winkte ab, als handelte es sich um eine Nebensächlichkeit. »Ich hab's mir anders überlegt. Es war nicht das Richtige.«
    »Wieso? Was wollen Sie denn jetzt mit ihr tun?«
    »Ich mach vorläufig einfach mit Mrs. Gustafson weiter.
    Mal sehen, wie's geht.« Sie fuhr sich mit der Hand zerstreut über ihr kurzes Haar. »Also. Was haben wir hier?«
    Er fügte sich ihrem Wunsch nach einem Themawechsel und berichtete ihr kurz, was er bisher von Sheehan gehört hatte.
    »Und Waffen?« fragte sie, als er geendet hatte.
    »Womit sie niedergeschlagen worden ist, weiß man noch nicht. Am Tatort wurde nichts gefunden. Jetzt versuchen sie, aufgrund der Verletzung zu rekonstruieren, was für eine Waffe benützt wurde.«
    »Also vorläufig der allgegenwärtige stumpfe Gegenstand«, sagte Barbara. »Und die Strangulierung?«
    »Mit der Schnur ihrer Kapuze.«
    »Der Mörder wußte, was sie anhaben würde?«
    »Kann sein.«
    »Fotos?«
    Er reichte ihr den Umschlag. Sie steckte die Zigarette zwischen die Lippen, klappte den Hefter auf und blinzelte durch Rauchwolken auf die Bilder.
    »Waren Sie mal im Brompton Oratory, Havers?«
    Sie blickte auf. Die Zigarette wippte in ihrem Mund, als sie sprach. »Nein. Warum? Werden Sie auf Ihre alten Tage fromm?«
    »Da steht eine Skulptur. Die heilige Cäcilie. Gleich als ich die Leiche sah, kam mir die Haltung bekannt vor, aber erst auf dem Rückweg hierher wurde mir klar, warum. Sie erinnert mich an die Skulptur der heiligen Cäcilie.«
    Über ihre Schulter hinweg griff er zu den Fotos, um das eine herauszusuchen, das er ihr zeigen wollte. »Es ist die Haltung ihrer Arme, die Art, wie das Haar nach vorn fällt, sogar die Schnur um ihren Hals.«
    »Die heilige Cäcilie ist erdrosselt worden?« fragte Havers. »Ich dachte, die Märtyrer sind alle unter dem Jubel grölender Römer von Löwen zerrissen worden.«
    »Ihr hatte man den Kopf halb vom Rumpf getrennt, und sie mußte zwei Tage aushaken, ehe sie starb. Aber die Skulptur zeigt nur den Schnitt selbst, der wie eine Abschnürung aussieht.«
    »Du meine Güte. Kein Wunder, daß sie in den Himmel gekommen ist.« Barbara warf ihre Zigarette auf den Boden und trat sie aus. »Und worauf wollen Sie hinaus, Inspector? Haben wir es vielleicht mit einem Mörder zu tun, der's drauf anlegt, sämtliche Skulpturen im Brompton Oratory nachzubilden? Dann kann ich nur hoffen, daß mir bis spätestens bis zur Kreuzigung der Fall abgenommen wird. Gibt's überhaupt eine Kreuzigung in der Kapelle?«
    »Ich weiß nicht mehr. Aber die Apostel sind alle da.«
    »Und elf von ihnen Märtyrer«, brummte sie. »Das kann ja heiter werden. Es sei denn, der Mörder hat's nur auf Frauen abgesehen.«
    »Spielt keine Rolle. Ich bezweifle, daß jemand uns diese Theorie abnehmen würde. Kommen Sie«, sagte er und führte sie in Richtung New Court. Unterwegs zählte er ihr alle wichtigen Fakten auf, die er von Terence Cuff, den Weavers und Miranda Webberly erfahren hatte.
    »Der Penford-Lehrstuhl, unerfüllte Liebe, Eifersucht und eine böse Stiefmutter«, bemerkte Havers. Sie sah auf ihre Uhr. »Das alles in nur sechzehn Stunden einsamer Arbeit. Brauchen Sie mich überhaupt, Inspector?«
    »Und wie. Ihnen nimmt man es doch viel eher ab, daß Sie hier Studentin sind. Das liegt vermutlich an der Kleidung.« Er öffnete ihr die Tür zur Treppe L. »Zwei Treppen hoch«, sagte er und zog den Schlüssel aus der Tasche.
    Schon im ersten Stock hörte sie Musik. Sie wurde lauter, als sie höher kamen. Das tiefe Klagen eines Saxophons, der helle Ruf einer Klarinette. Miranda Webberlys Jazz. Im Flur im zweiten Stock vernahmen sie einige zaghafte Trompetentöne: Miranda in Begleitung der Großen.
    »Hier ist es«, sagte Lynley und sperrte die Tür auf. Elena Weaver hatte im Gegensatz zu Miranda nur ein Ein-Zimmer-Apartment gehabt, mit Blick zum North Court, und es war, ebenfalls im Gegensatz zu Mirandas Räumen, in chaotischem Zustand. Schränke und Schubladen standen offen; zwei Lampen brannten; aufgeschlagene Bücher stapelten sich auf dem Schreibtisch. Auf dem Boden lagen auf einem Haufen ein grüner Morgenmantel, eine Blue jeans, ein schwarzes Mieder und ein zusammengeknüllter Slip. Es war warm und muffig im Zimmer.
    Lynley trat zum Schreibtisch und machte das Fenster einen Spalt auf, während Barbara Mantel und Schal ablegte und auf das Bett warf. Sie ging zum offenen Kamin in der Ecke des Zimmers, auf dessen Sims eine ganze Reihe Einhörner aus Porzellan stand. An der Wand darüber

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