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05 - Denn bitter ist der Tod

05 - Denn bitter ist der Tod

Titel: 05 - Denn bitter ist der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Polizei untergebracht war. In einem Glaskasten vor der Tür hingen Flugblätter, die für die Sicherheit von Kindern im Auto warben, sowie Informationen über die Organisation namens Schach dem Verbrechen. Und auf das Glas aufgeklebt war ein Handzettel mit kurzen Angaben über Elena Weavers Tod und der Bitte an alle, die sie Sonntag abend oder Montag morgen gesehen hatten, sich zu melden. Es war ein eilig zusammengestelltes Blatt mit einer körnigen fotokopierten Fotografie des toten jungen Mädchens. VGS stand groß und deutlich auf dem unteren Rand des Blatts, und daneben war eine Telefonnummer angegeben. Lynley seufzte nur. Die gehörlosen Studenten wollten offenbar ihre eigenen Ermittlungen führen. Das würde seine Aufgabe nicht leichter machen.
    Warme Luft schlug ihm entgegen, als er die Tür öffnete und in die Vorhalle trat, wo ein junger Mann in schwarzer Lederkluft mit dem diensthabenden Beamten wegen eines Strafzettels stritt.
    Der Constable warf Lynley einen dankbaren Blick zu, offensichtlich froh über die Störung, und unterbrach die wütende Tirade des jungen Mannes in Schwarz mit den Worten: »Jetzt setzen Sie sich erst mal, junger Mann. Regen Sie sich nicht gleich so auf.« Dann nickte er Lynley zu. »Kriminalpolizei? Scotland Yard?«
    »So offensichtlich ist das?«
    »Die vornehme Blässe. Typisch. Aber Ihren Ausweis können Sie mir trotzdem zeigen.«
    Lynley legte ihm den Ausweis vor, der Constable inspizierte ihn und nickte. »Erster Stock«, sagte er. »Folgen Sie nur den Hinweisschildern.« Er nahm die Auseinandersetzung mit dem jungen Verkehrssünder wieder auf.
    Das Büro des Superintendent war nach vorn gelegen, mit Blick auf Parker's Piece. Als Lynley näherkam, öffnete ihm eine knochige Frau mit geometrischem Haarschnitt. Die Arme in die Hüften gestemmt, musterte sie Lynley von Kopf bis Fuß. Man hatte sein Kommen offenbar von unten gemeldet.
    »Inspector Lynley«, sagte sie abweisend. »Der Superintendent hat um halb elf eine Besprechung mit dem Chief Constable in Huntingdon. Bitte denken Sie daran, wenn...«
    »Schon gut, Edwina«, rief jemand aus dem Büro.
    Sie verzog die schmalen Lippen zu einem frostigen Lächeln und trat zur Seite, um Lynley vorbeizulassen. »Natürlich«, sagte sie. »Kaffee, Mr. Sheehan?«
    »Ja.« Superintendent Daniel Sheehan kam Lynley entgegen und bot ihm die große, fleischige Hand. Sein Händedruck war kräftig, sein Lächeln offen und freundlich, obwohl er Lynley als Eindringling in sein Revier hätte betrachten können. »Für Sie auch einen Kaffee, Inspector?«
    »Gern, danke. Schwarz.«
    Edwina nickte kurz und verschwand. Das Klappern ihrer hohen Absätze im Korridor war laut und heftig.
    Sheehan lachte. »Kommen Sie herein. Ehe die Meute über Sie herfällt. Nicht alle meine Leute sind erfreut über Ihr Erscheinen, wissen Sie.«
    »Das ist eine verständliche Reaktion.«
    Sheehan führte ihn zu einem blauen Kunstledersofa, das im Verein mit zwei ähnlich bescheidenen Sesseln und einem Tisch aus Preßholz offenbar die sogenannte »Sitzecke« des Büros bildete. Hier hing an der Wand ein großer Stadtplan, auf dem alle Colleges rot markiert waren.
    Während Lynley seinen Mantel ablegte, ging Sheehan zum Schreibtisch, schob mehrere Blätter zusammen, die dort lose herumlagen, und bündelte sie mit einer Büroklammer. Lynley beobachtete ihn halb neugierig, halb mit Bewunderung darüber, daß er angesichts der Einmischung des Yard, die man leicht als Vorwurf gegen seine Truppe hätte auslegen können, so gelassen blieb.
    Dabei wirkte Sheehan auf den ersten Blick gar nicht wie ein Stoiker. Sein rotes Gesicht ließ eher ein rasch aufbrausendes Temperament vermuten, und seine Statur, die kräftigen Arme und Beine, der breite, gewölbte Brustkorb, weckte Gedanken an einen Kampfhahn. Doch gegen diesen Eindruck sprachen seine freundliche Gelassenheit und die Ungezwungenheit seiner Rede. Seine Erwiderung auf Lynleys Bemerkung war direkt, nicht von politischer Klugheit diktiert, und das gefiel Lynley. Es zeigte Sheehan als einen freimütigen, selbstsicheren Menschen.
    »Tja, ich kann leider nicht behaupten, daß wir an der Situation schuldlos sind«, sagte Sheehan. »Wir haben mit unseren Gerichtsmedizinern ein Problem, das schon vor zwei Jahren hätte geklärt werden müssen. Aber der Chef mag sich in innerbehördliche Streitereien nicht einmischen, also geht die Sache ewig weiter.«
    Er kam zum Sofa und legte das Bündel Papiere auf den Tisch, auf dem bereits ein

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