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05 - Denn bitter ist der Tod

05 - Denn bitter ist der Tod

Titel: 05 - Denn bitter ist der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Hefter mit der Aufschrift Weaver lag. Der Sessel ächzte unter seinem Gewicht, als er sich setzte.
    »Ich bin selbst nicht gerade überglücklich, daß man Sie uns vor die Nase gesetzt hat«, bekannte er. »Aber es hat mich nicht gewundert, als der Vizekanzler hier anrief und sagte, man wünsche die Mitarbeit von New Scotland Yard. Unsere Gerichtsmediziner haben sich letztes Jahr im Mai - es ging damals um den Selbstmord eines Studenten - ganz schön was geleistet. Die Universität möchte natürlich keine Reprise. Kann man den Leuten nicht verübeln. Was mir bei der Sache nicht gefällt, ist die Unterstellung der Voreingenommenheit. Die Herrschaften von der Uni scheinen zu glauben, wenn es einen Studenten erwischt, sei die zuständige Polizei eher geneigt, sich die Hände zu reiben, als gründlich zu ermitteln.«
    »Ich habe gehört, von Ihren Leuten hätte jemand Informationen an die Presse weitergegeben, die die Universität in ein ziemlich schlechtes Licht rückten.«
    Sheehan brummte zustimmend. »Stimmt. Das waren unsere Gerichtsmediziner. Wir haben da zwei Primadonnen. Und wenn sie sich nicht einig sind, tragen sie ihre Meinungsverschiedenheiten in der Presse aus statt im Labor. Drake - der Chef - bezeichnete den Todesfall als Selbstmord. Pleasance, sein Mitarbeiter, sprach von Mord. Da fing der Ärger an.« Sheehan zog ein Päckchen Kaugummi heraus. »Seit fast zwei Jahren flehe ich den Chef an, die beiden zu trennen - oder Pleasance zu versetzen. Wenn wenigstens das durch die Zuziehung von Scotland Yard zu diesem Fall bewirkt werden sollte, werde ich froh und dankbar sein.« Er bot Lynley einen Kaugummi an. »Ohne Zucker«, sagte er, als Lynley ablehnte. »Aber ich kann Sie verstehen. Das Zeug schmeckt wie Radiergummi.« Er schob ein Stück in den Mund. »Aber man hat die Illusion, was zu essen. Nur mein Magen glaubt's irgendwie nicht.«
    »Sie müssen wohl auf Ihr Gewicht achten?«
    Sheehan schlug sich mit der flachen Hand auf den überhängenden Bauch. »Der muß weg. Ich hatte letztes Jahr einen Herzinfarkt. Ah, da kommt der Kaffee.«
    Edwina trat mit einem Tablett ins Zimmer. Sie stellte es auf den Tisch, nahm die beiden braunen Tassen herunter, sah auf ihre Uhr und sagte mit einem kurzen Blick zu Lynley: »Soll ich Sie erinnern, wenn es Zeit ist, Mr. Sheehan?«
    »Nicht nötig, Edwina.«
    »Der Chief Constable erwartet Sie...«
    »... um halb elf. Ich weiß.« Sheehan nahm seine Kaffeetasse und prostete seiner Sekretärin lächelnd zu. Edwina hätte offensichtlich gern noch etwas gesagt, aber sie verkniff es sich und ging aus dem Zimmer. Lynley bemerkte, daß sie die Tür nicht ganz hinter sich schloß.
    »Wir haben im Moment nicht viel für Sie«, sagte Sheehan mit einer Kopfbewegung zu den Papieren und dem Hefter auf dem Tisch. »Die Autopsie kann erst heute am späten Vormittag durchgeführt werden.«
    Lynley setzte seine Brille auf. »Und was haben Sie bis jetzt?«
    »Nicht viel, wie ich schon sagte. Zwei Schläge ins Gesicht, die eine Keilbeinfraktur verursachten. Danach wurde sie mit der Schnur ihrer eigenen Kapuze erdrosselt.«
    »Das alles passierte auf einer Insel, wie ich hörte.«
    »Nur der eigentliche Mord. Wir haben auf dem Fußweg, der am Fluß entlangführt, deutliche Blutspuren gefunden. Sie wird zunächst dort überfallen worden sein. Dann hat man sie über den Steg auf die Insel gezogen. Wenn Sie sich die Örtlichkeiten ansehen, werden Sie feststellen, daß das kein Problem gewesen sein kann. Die Insel ist nur durch einen Graben vom Westufer des Flusses getrennt. Man hätte sie innerhalb von fünfzehn Sekunden oder weniger vom Fußweg wegzerren können, als sie einmal bewußtlos war.«
    »Hat sie sich gewehrt?«
    Sheehan trank einen Schluck Kaffee und schüttelte den Kopf. »Sie hatte Handschuhe an, aber wir haben an dem Material weder Haare noch Hautspuren gefunden. Wir halten es für wahrscheinlich, daß sie völlig überrascht war. Aber wir untersuchen gegenwärtig im Labor ihren Trainingsanzug.«
    »Sonst irgendwelche Spuren?«
    »Ein ganzer Sack voll Müll, den wir durchforsten müssen.
    Alte Zeitungen, leere Zigarettenschachteln, eine Weinflasche. Die Insel ist schon seit Jahren ein beliebter Treffpunkt für junge Leute. Was da an Müll anfällt, können Sie sich vielleicht denken.«
    Lynley schlug den Hefter auf. »Sie haben die mögliche Todeszeit bereits eng fixiert. Zwischen halb sechs und sieben, steht hier«, bemerkte er und sah auf. »Wie ich im College hörte, hat der

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