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05 - Denn bitter ist der Tod

05 - Denn bitter ist der Tod

Titel: 05 - Denn bitter ist der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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von plastischer Schärfe und Klarheit. Nirgends verschwommene Linien, blasse Farben, die das Werk des Nebels sind. Hinzu kam, daß nicht eine ihrer Arbeiten eine Landschaft darstellte.
    »Wollten Sie Ihren Stil ändern?« fragte Lynley.
    »Von den Kartoffelessern zu den Sonnenblumen?« Sarah stand auf und schenkte sich frischen Kakao ein. Der Hund und die Katze hoben augenblicklich begierig die Köpfe. Sie ging zu dem Hund, kauerte bei ihm nieder und streichelte seinen Kopf. Er wedelte erfreut mit dem Schwanz und senkte den Kopf wieder auf die Vorderpfoten. Sie setzte sich im Schneidersitz neben ihm auf den Boden und wandte sich Lynley und Barbara zu.
    »Ich war soweit, daß ich alles versucht hätte«, sagte sie. »Ich weiß nicht, ob Sie sich vorstellen können, wie das ist, wenn man Angst hat, die Fähigkeit und den Willen, etwas zu schaffen, verloren zu haben. Ja...« als erwartete sie Widerspruch... »den Willen. Denn es ist ein Willensakt. Es ist viel mehr als Inspiration durch irgendeine nette Muse. Man muß sich dafür entscheiden, ein Stück des eigenen Wesens dem Urteil anderer preiszugeben. Ich war überzeugt, das Wichtige sei der Schaffensakt, nicht die Rezeption des fertigen Werks durch andere. Aber irgendwo unterwegs ist mir diese Überzeugung verlorengegangen. Und wenn man nicht mehr daran glaubt, daß der Akt selbst wichtiger ist als jede Analyse des Hervorgebrachten durch andere, tritt die Lähmung ein. Genauso war es bei mir.«
    »Da muß ich an Ruskin und Whistler denken, soweit ich mich ihrer Geschichte erinnere«, bemerkte Lynley.
    Aus irgendeinem Grund schreckte sie vor dieser Assoziation zurück. »Äh - ja. Der Kritiker und sein Opfer. Aber wenigstens hatte Whistler seine große Zeit bei Hof. Das immerhin hatte er.« Ihr Blick wanderte von einem Bild zum anderen, langsam, als müßte sie sich selbst davon überzeugen, daß sie tatsächlich diese Bilder geschaffen hatte. »Ich hatte sie verloren - die Leidenschaft. Und ohne sie hat man nur noch Masse, die Gegenstände an sich. Farbe, Leinwand, Ton, Wachs, Stein. Allein die Leidenschaft macht sie lebendig. Natürlich kann man dennoch malen oder zeichnen oder bildhauern. Das tun viele. Aber was man ohne Leidenschaft zeichnet oder malt oder bildet, ist Handwerk, mehr nicht. Die Selbstaussage fehlt. Und das wollte ich wiederfinden - die Bereitschaft, sich verletzlich zu machen, die Fähigkeit, zu fühlen und zu riskieren. Wenn die Voraussetzung dazu eine neue Technik, ein veränderter Stil, andere Medien gewesen wäre, hätte ich das ohne Zögern versucht. Ich hätte alles versucht.«
    »Und haben Ihre Versuche geholfen?«
    Sie neigte sich über den Hund und rieb ihre Wange an seinem Kopf. Irgendwo im Haus begann das Telefon zu läuten. Ein Anrufbeantworter schaltete sich ein. Einen Augenblick später hörten sie eine gedämpfte Männerstimme, jedoch ohne die Worte zu verstehen. Sarah schien weder die Person des Anrufers noch der Anruf selbst zu interessieren. Sie sagte: »Ich bin ja nicht dazu gekommen, das herauszufinden. Ich habe an einer Stelle auf der Insel mehrere Skizzen gemacht. Als die nichts geworden sind - sie waren ganz schrecklich -, habe ich mir einen anderen Platz gesucht und bin dabei auf die Leiche gestoßen.«
    »Wie war das genau?«
    »Ich weiß nur noch, daß ich einen Schritt nach rückwärts machte und auf etwas trat. Ich dachte, es wäre ein Ast oder so etwas. Ich habe es mit dem Fuß weggestoßen, und da habe ich gesehen, daß es ein Arm war.«
    »Sie hatten die Tote also nicht bemerkt?« fragte Barbara nach.
    »Sie war ganz mit Blättern zugedeckt. Und meine Aufmerksamkeit war auf die Brücke gerichtet. Ich glaube, ich habe überhaupt nicht auf den Weg geachtet.«
    »In welcher Richtung haben Sie ihren Arm gestoßen?« fragte Lynley. »Zu ihr hin oder von ihr weg?«
    »Zu ihr hin.«
    »Und sonst haben Sie sie nicht angerührt?«
    »O nein! Aber ich hätte es tun sollen, nicht wahr? Es hätte ja sein können, daß sie noch lebte. Ich hätte sie wenigstens berühren sollen. Ich hätte mich vergewissern sollen. Aber ich habe es nicht getan. Mir ist nur übel geworden. Ich habe mich übergeben. Und dann bin ich weggerannt.«
    »In welche Richtung? Den Weg zurück, den Sie gekommen waren?«
    »Nein. Über den Coe Fen.«
    »Im Nebel?« fragte Lynley. »Nicht den Weg zurück, den Sie gekommen waren?«
    Sarah wurde rot. »Ich war gerade über eine Leiche gestolpert, Inspector. Ich war völlig durcheinander. Ich bin über die

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