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05 - Denn bitter ist der Tod

05 - Denn bitter ist der Tod

Titel: 05 - Denn bitter ist der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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»Sarah Gordon findet die Leiche. Am selben Abend erscheint sie im College, wo Weaver seine Arbeitsräume hat. Mir gefällt dieses Zusammentreffen nicht.«
    »Was heißt hier Zusammentreffen? Sie hat doch die Tote nicht erkannt. Sie wollte Weaver aus ganz anderen Gründen aufsuchen. Vielleicht wollte sie ihn für die holde Kunst zurückgewinnen. Die ist ihr wichtig, das wissen wir doch.«
    »Aber sie wollte eindeutig nicht gesehen und erkannt werden.«
    »Das war Ihr Eindruck, Inspector. An einem nebligen Abend. Vielleicht hatte sie sich nur warm eingepackt, um nicht zu frieren.« Barbara knüllte den Chipsbeutel zusammen und rollte ihn in ihrer Hand hin und her. Sie war besorgt und gleichzeitig bemüht, sich das Ausmaß ihrer Besorgnis nicht ansehen zu lassen. »Ich glaube, Sie urteilen hier ein bißchen vorschnell«, sagte sie vorsichtig. »Es würde mich interessieren, warum. Sarah Gordon ist dunkel, schlank, attraktiv. Sie erinnert mich an jemanden. Hat sie Sie vielleicht auch an jemanden erinnert?« »Havers -«
    »Inspector, einen Moment! Sehen Sie sich die Fakten an. Wir wissen, daß Elena um Viertel nach sechs vom College losgelaufen ist. Das hat ihre Stiefmutter Ihnen gesagt. Der Pförtner hat es bestätigt. Ihrer eigenen Aussage zufolge - die mittlerweile von ihren Nachbarn bestätigt wurde - ist Sarah Gordon gegen sieben Uhr von zu Hause weggefahren. Und dem Polizeibericht zufolge erschien sie um zwanzig nach sieben auf der Dienststelle, um zu melden, daß sie die Tote gefunden hatte. Und jetzt sehen Sie sich bitte mal sachlich an, was Sie unterstellen, okay? Erstens, daß Elena Weaver, obwohl sie um Viertel nach sechs vom St. Stephen's startete, aus irgendeinem Grund fünfundvierzig Minuten brauchte, um von ihrem College zum Fen Causeway zu laufen - eine Entfernung von nicht einmal anderthalb Kilometern. Zweitens, daß Sarah Gordon ihr, als sie dort ankam, aus unbekannten Gründen mit einem Gegenstand, den sie dann verschwinden ließ, das Gesicht einschlug, sie danach erdrosselte, die Leiche mit Laub zudeckte, sich übergab und schließlich zur Polizei flitzte, um den Verdacht von sich abzulenken. Das alles in etwas mehr als fünfzehn Minuten. Und die Frage nach dem Motiv haben wir noch nicht einmal gestellt. Warum hat sie Elena Weaver getötet? Sie halten mir dauernd Vorträge über Motiv, Mittel und Gelegenheit, Inspector. Jetzt erklären Sie mir bitte, wie Sarah Gordon da reinpaßt.«
    Das konnte er nicht. Er konnte nicht mit Tatsachen aufwarten. Er konnte nicht einmal behaupten, Sarah Gordon habe gelogen, denn alles, was sie ihnen über die Gründe ihres Besuchs auf der Insel erzählte, hatte wahr und überzeugend geklungen. Da er Barbara also nichts entgegensetzen konnte, zwang er sich, ihre Fragen ernsthaft zu betrachten. Er hätte gern behauptet, Sarah Gordons Ähnlichkeit mit Helen Clyde sei rein oberflächlicher Natur - dunkles Haar, dunkle Augen, helle Haut, schlanker Körperbau.
    Aber er konnte nicht leugnen, daß es tiefer gehende Ähnlichkeiten waren, die ihn zu ihr hinzogen - eine Direktheit im Ausdruck, eine Bereitschaft, die eigenen Motive zu erforschen, der Wille zu persönlicher Entwicklung, die Fähigkeit, allein zu sein. Und unter alledem etwas, das sehr verletzlich war und Angst hatte. Er wollte nicht glauben, daß seine Schwierigkeiten mit Helen ihn neuerlich in eine Art beruflicher Blindheit zu stürzen drohten, und er ähnlich wie damals, als er stur darauf beharrt hatte, die Schuld bei einem Mann zu suchen, den Helen gern gehabt hatte, Gefahr lief, sein Augenmerk einzig auf eine Verdächtige zu richten, zu der er sich aus Gründen, die mit dem Fall selbst überhaupt nichts zu tun hatten, hingezogen fühlte. Und doch mußte er zugeben, daß Barbara Havers' Hinweis auf den zeitlichen Ablauf des Verbrechens zutreffend war und somit Sarah Gordons Schuld eindeutig ausgeschlossen war.
    Seufzend rieb er sich die Augen und fragte sich, ob er diese Frau am vergangenen Abend überhaupt gesehen hatte. Kurz bevor er ans Fenster getreten war, hatte er an Helen gedacht. Vielleicht hatte seine Phantasie ihm einen Streich gespielt. Vielleicht hatte er nur gesehen, was er sich zu sehen gewünscht hatte.
    Barbara kramte in ihrer Tasche und warf eine Packung Players auf den Tisch. Anstatt sich jedoch eine Zigarette anzuzünden, sah sie Lynley nachdenklich an.
    »Thorsson kommt viel eher in Frage«, behauptete sie. Und als er etwas entgegnen wollte, schnitt sie ihm einfach das Wort ab, indem sie

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