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05 - Denn bitter ist der Tod

05 - Denn bitter ist der Tod

Titel: 05 - Denn bitter ist der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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übermütigen Spiel mit einem jungen Irish Setter entgegen; von der anderen sah ihn in starrer Atelierspose, mit geschlossenen Lippen lächelnd, als wünschte sie, ihre Zähne zu verbergen, Justine an. Er stellte die Fotos wieder nieder und sah sich nachdenklich um. Die Hand, die in der chromblitzenden Küche gewaltet hatte, schien auch das Schlafzimmer eingerichtet zu haben. Neugierig schlug er die braun-grüne Tagesdecke auf dem Bett ein Stück zurück und sah darunter nur eine nackte Matratze und ein nicht bezogenes Kopfkissen. Es überraschte ihn nicht.
    Gerade als er wieder ins Vestibül trat, wurde die Tür des Arbeitszimmers geöffnet, und zwei junge Leute kamen heraus. Bei Lynleys Anblick faßte der junge Mann das Mädchen, das ihm vorausging, beim Arm und zog sie hinter sich, wie um sie zu beschützen.
    »Kann ich Ihnen behilflich sein?« Die Worte waren höflich, doch der frostige Ton und der scharfe Blick verrieten argwöhnische Abwehr.
    Lynley warf einen Blick auf das Mädchen, das ein dickes Kollegheft an die Brust gedrückt hielt. Blondes Haar quoll unter der Strickmütze hervor, die sie so tief in die Stirn gezogen trug, daß sie ihre Augenbrauen verbarg, jedoch die Farbe ihrer Augen betonte, die veilchenblau waren und in diesem Moment sehr erschrocken dreinblickten.
    Die Reaktion der beiden war unter den Umständen nur normal. Eine Studentin des College war auf brutale Weise getötet worden. Verständlich, daß Fremde hier nicht willkommen und automatisch verdächtig waren. Lynley zog seinen Ausweis heraus und stellte sich vor.
    »Adam Jenn?« fragte er.
    Der junge Mann nickte. Zu dem Mädchen sagte er: »Wir sehen uns nächste Woche, Joyce. Aber Sie müssen die angegebenen Texte lesen, ehe Sie den nächsten Aufsatz schreiben. Die Liste haben Sie ja. Und Grips haben Sie auch. Seien Sie also nicht so faul, hm?« Er lächelte, wie um den Tadel in seinen letzten Worten zu mildern, aber das Lächeln wirkte mechanisch, war nur ein flüchtiges Verziehen der Lippen, während die braunen Augen mißtrauisch blieben.
    Joyce bedankte sich, lächelte, verabschiedete sich, und einen Moment später hörten sie sie polternd die Holztreppe hinunterlaufen. Erst als unten die Tür zufiel, bat Adam Jenn Lynley in Weavers Arbeitszimmer.
    »Dr. Weaver ist nicht hier«, sagte er. »Ich meine, falls Sie ihn gesucht haben.«
    Lynley antwortete nicht gleich, sondern trat zu dem Erkerfenster, das zum Ivy Court hinunterblickte. Zwei bequeme alte Sessel standen hier einander gegenüber, zwischen ihnen ein schmaler Tisch, auf dem ein Buch mit dem Titel Eduard III.: Der Ritterkult lag. Der Autor war Anthony Weaver.
    »Er ist ein Genie.« Adam Jenns Bemerkung klang wie eine Verteidigung. »In mittelalterlicher Geschichte kann ihm keiner in England das Wasser reichen.«
    Lynley setzte eine Brille auf, schlug den Band auf, blätterte wahllos darin herum, las ein paar Zeilen der pompösen akademischen Prosa und lächelte. Er warf einen Blick auf die Widmung des Buchs Für Elena, und klappte es zu. Er nahm seine Brille wieder ab.
    »Sie sind Doktorand bei Dr. Weaver«, sagte er.
    »Ja.« Adam Jenn verlagerte sein Gewicht von einem Fuß auf den anderen. Er hatte ein weißes Hemd an und eine frisch gewaschene Jeans mit Bügelfalte. Er schob beide Hände in die Taschen und wartete schweigend neben einem ovalen Tisch, auf dem mehrere aufgeschlagene Bücher und Zeitschriften lagen.
    »Wie sind Sie zu Dr. Weaver gekommen?« Lynley zog seinen Mantel aus und legte ihn über die Rückenlehne eines der alten Sessel.
    »Glück. Ausnahmsweise mal«, sagte Adam.
    Eine Antwort, die keine war. Lynley zog eine Augenbraue hoch. Adam verstand das so, wie Lynley es meinte, und erläuterte näher.
    »Ich hatte während des Studiums zwei seiner Bücher gelesen. Ich war in seinen Vorlesungen. Als er letztes Jahr zu Anfang des Frühjahrssemesters für den Penford-Lehrstuhl vorgeschlagen wurde, bin ich einfach zu ihm gegangen und habe ihn gefragt, ob ich bei ihm promovieren könne. Mit dem Inhaber des Penford-Lehrstuhls als Doktorvater...« Er sah sich im Zimmer um, als könnte er in dem Wust dieser Gelehrtenstube eine adäquate Erklärung für Weavers Bedeutung finden, und begnügte sich schließlich mit den Worten: »Höher kann man nicht steigen.«
    »Aber Sie riskieren doch einiges, wenn Sie sich so früh mit Dr. Weaver zusammentun, nicht wahr? Was passiert, wenn er die Berufung nicht bekommt?«
    »Das ist mir die Sache wert. Wenn er die Berufung erst in

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