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05 - Denn bitter ist der Tod

05 - Denn bitter ist der Tod

Titel: 05 - Denn bitter ist der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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der Tasche hat, werden die Leute in Scharen kommen, um bei ihm zu promovieren. Aber dann war ich halt zuerst da.«
    »Sie scheinen sich Ihrer Sache ziemlich sicher zu sein. Ich dachte immer, bei solchen Berufungen spiele die Politik eine große Rolle. Eine Veränderung im politischen Klima, und der Kandidat ist erledigt.«
    »Das stimmt schon. Für die Bewerber ist es der reinste Balanceakt. Sie brauchen sich nur beim Ausschuß unbeliebt zu machen, oder einem der Macher aufs Hühnerauge zu treten, und sie sind weg vom Fenster. Aber es wäre dumm vom Ausschuß, ihn nicht zu berufen. Wie ich schon sagte, er ist der beste Mittelalter-Historiker weit und breit, da sind sie sich alle einig.«
    »Und es wird wohl kaum passieren, daß er sich unbeliebt macht oder jemandem auf die Hühneraugen steigt?«
    Adam Jenn lachte jungenhaft. »Dr. Weaver?« sagte er nur.
    »Ich verstehe. Wann wird die Berufung denn bekanntgeben?«
    »Ja, das ist komisch.« Adam schüttelte den Kopf. »Eigentlich hätte sie schon im letzten Juli bekanntgegeben werden sollen, aber der Ausschuß hat den Termin immer wieder hinausgeschoben. Sie haben angefangen, die Kandidaten genau zu überprüfen, als vermuteten sie jede Menge Leichen im Keller. Verrückt, diese Leute.«
    »Vielleicht sind sie nur vorsichtig. Wie ich gehört habe, ist dieser Posten ziemlich begehrt.«
    »Berufen werden da nur die Allerbesten.« Adams Gesicht glühte. Zweifellos sah er schon sich selbst als Inhaber dieses Lehrstuhls, wenn Weaver in Pension ging.
    Lynley trat an den ovalen Tisch und warf einen Blick auf die Bücher und Schriften, die auf ihm ausgebreitet lagen. »Sie teilen sich diese Räume mit Dr. Weaver, wie man mir gesagt hat.«
    »Ich bin fast jeden Tag ein paar Stunden hier, ja. Und ich halte hier auch meine Tutorien.«
    »Und seit wann besteht dieses Arrangement?«
    »Seit Semesterbeginn.«
    Lynley nickte. »Sehr attraktive Räumlichkeiten. So angenehm arbeitete es sich in meiner Zeit nicht.«
    Adam sah sich kurz im Arbeitszimmer um, ließ den Blick über die Massen von Papieren und Büchern schweifen, über Möbel und Arbeitsgeräte. Es war klar, daß ihm das Wort »attraktiv« nicht in den Sinn gekommen wäre, hätte man ihn nach seiner Meinung zu diesem Raum gefragt. Aber dann fiel ihm wohl ein, wo er Lynley zuletzt gesehen hatte, und er wandte den Kopf zur Tür. »Ach, Sie sprechen von der Küche und vom Schlafzimmer. Die hat Dr. Weavers Frau letztes Frühjahr aufmöbeln lassen.«
    »In Erwartung der Berufung? Schließlich braucht ein illustrer Professor ja auch entsprechende Räumlichkeiten, hm?«
    Adam lachte. »So etwa, ja. Aber hier drinnen hat sie nichts verändert. Das hat Dr. Weaver nicht erlaubt.« Gewissermaßen von Mann zu Mann fügte er hinzu: »Sie wissen ja, wie das ist«, und was er meinte, war klar: Man muß den Frauen und ihren Launen mit Toleranz begegnen, und niemand ist toleranter als wir Männer.
    Daß Justine Weaver im Arbeitszimmer nicht zum Zuge gekommen war, war deutlich zu sehen. Die Ähnlichkeiten mit dem Allerheiligsten in der Villa in der Adams Road waren offenkundig: die gleiche schmuddelige Gemütlichkeit, das gleiche Chaos, wenn auch gewiß mit Methode, die gleiche Flut an Büchern und Schriften.
    Auf einem großen Schreibtisch standen ein Drucker und ein Computerbildschirm. Der ovale Tisch in der Mitte des Zimmers schien als eine Art Besprechungszentrum zu fungieren. Der Erker bot die Möglichkeit zum Rückzug, zum Lesen und Studieren in Ruhe. Auf dem Kaminsims stand neben einem Stapel ungeöffneter Post eine einsame Grußkarte, und Lynley nahm sie zur Hand, eine Geburtstagskarte, Für Daddy, wie in runden, noch kindlichen Schriftzügen darauf stand, von Elena.
    Lynley stellte die Karte wieder auf ihren Platz und wandte sich Adam Jenn zu, der immer noch am Tisch stand, eine Hand in der Hosentasche, die andere an der gebogenen Lehne eines Stuhls. »Haben Sie sie gekannt?«
    Adam zog den Stuhl heraus. Lynley setzte sich zu ihm an den Tisch, schob zwei Aufsätze und eine Tasse mit kaltem Tee zur Seite.
    Adams Gesicht war ernst. »Ja, ich habe sie gekannt.«
    »Waren Sie hier, als sie am Sonntag abend ihren Vater anrief?«
    Adams Blick flog zum Schreibtelefon, das auf einem kleinen Eichentisch neben dem offenen Kamin stand. »Sie hat nicht hier angerufen. Jedenfalls nicht, solange ich hier war.«
    »Bis wann waren Sie denn hier?«
    »Bis ungefähr halb acht.« Er sah auf die Uhr, als wollte er sich vergewissern. »Ich war um acht

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