Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
05 - Denn bitter ist der Tod

05 - Denn bitter ist der Tod

Titel: 05 - Denn bitter ist der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
Vom Netzwerk:
mit drei Leuten im University Centre verabredet und war erst noch auf meiner Bude.«
    »Wo wohnen Sie?«
    »In der Nähe von Little St. Mary's. Es muß also gegen halb acht gewesen sein. Vielleicht auch ein bißchen später - Viertel vor.«
    »War Dr. Weaver noch hier, als Sie gegangen sind?«
    »Dr. Weaver? Nein, der war am Sonntag gar nicht hier. Er kam am frühen Nachmittag für kurze Zeit, aber dann ist er zum Essen nach Hause gefahren und nicht mehr gekommen.«
    »Ich verstehe.«
    Es hätte Lynley interessiert, warum Weaver über sein Tun am Abend vor dem Tod seiner Tochter gelogen hatte.
    Adam schien zu merken, daß dieses Detail aus irgendeinem Grund von Bedeutung war, und fuhr sogleich mit ernsthafter Nachdrücklichkeit zu sprechen fort.
    »Es kann aber sein, daß er später noch einmal herkam. Ich kann nicht behaupten, daß er nicht hier war. Vielleicht habe ich ihn ja verpaßt. Er arbeitet seit ungefähr zwei Monaten an einem Aufsatz - über die Rolle der Klöster im mittelalterlichen Handel -, und es kann gut sein, daß er noch etwas durchsehen wollte. Die meisten Unterlagen sind in Latein. Sie sind schwierig zu lesen. Man braucht ewig, um aus ihnen klug zu werden. Es ist gut möglich, daß er am Sonntag abend hier über diesen Dokumenten gesessen hat. Das tut er oft. Es ist ihm ungeheuer wichtig, alle Details richtig zu bringen. Wenn ihn also irgend etwas beschäftigt hat, ist er wahrscheinlich kurzerhand und ohne lange Planung noch einmal hergekommen. Davon hätte ich dann nichts gewußt. Und er hätte es nicht für nötig gehalten, es mir zu sagen.«
    Lynley konnte sich nicht erinnern, außer bei Shakespeare je so heftige Beteuerungen gehört zu haben. Er sagte: »Sie halten sehr viel von Dr. Weaver, nicht wahr?« Den Zusatz: So viel, daß Sie ihn blindlings schützen würden, ließ er unausgesprochen. Aber Adam Jenn verstand auch so.
    »Er ist ein großer Gelehrter. Er ist ehrlich. Seine Integrität ist beispielhaft.« Adam wies auf den Briefstapel auf dem Kaminsims. »Die sind alle seit gestern nachmittag gekommen, seit bekannt wurde, was ihr - was geschehen ist. Die Leute verehren ihn. Sie mögen ihn.«
    »Hat Elena ihren Vater gemocht?«
    Adams Blick flog zu der Geburtstagskarte. »Ja. Jeder mag ihn. Er läßt sich auf andere ein. Er ist immer da, wenn jemand Schwierigkeiten hat. Man kann mit ihm reden. Er ist offen. Aufrichtig.«
    »Und Elena?«
    »Er hat sich um sie gesorgt. Er hat sich viel Zeit für sie genommen. Er hat sie ermutigt, hat ihre Aufsätze durchgesehen, ihr beim Lernen geholfen, viel mit ihr darüber gesprochen, was sie später einmal in ihrem Leben anfangen wollte.«
    »Ihr Erfolg war ihm wichtig.«
    »Ich weiß, was Sie denken«, sagte Adam. »Der Erfolg der Tochter ist ein Erfolg des Vaters. Aber so ist er nicht. Er hat sich nicht nur für sie Zeit genommen. Er hat sich für jeden Zeit genommen. Er hat mir geholfen, hier eine Unterkunft zu finden. Er hat mir Studenten zum Tutorium vermittelt. Ich habe mich um ein Forschungsstipendium beworben, und auch da hilft er mir. Und wenn ich eine fachliche Frage habe, ist er immer für mich da. Ich habe nie das Gefühl, ihm lästig zu fallen. Wissen Sie, was für eine unschätzbare Eigenschaft das bei einem Menschen ist? Es gibt nicht viele seiner Sorte.«
    Es war nicht die Lobeshymne auf Weaver, die Lynley interessant fand. Adam Jenns Bewunderung für den Mann, der seine wissenschaftliche Arbeit betreute und förderte, war verständlich. Was sich hinter Jenns Elogen verbarg, war interessanter: Es war ihm gelungen, jeder Frage nach Elena auszuweichen. Er hatte es sogar geschafft, kein einziges Mal, ihren Namen zu nennen.
    Von draußen war schwach das Gelächter der Hochzeitsgesellschaft auf dem Kirchhof zu hören. Jemand rief: »Komm, gib mir einen Kuß!« und jemand anders: »Das könnte dir so passen.« Ein Champagnerkorken knallte.
    Lynley sagte: »Sie stehen Dr. Weaver sehr nahe.«
    »Ja, das stimmt.« »Wie ein Sohn.«
    Adams Gesicht rötete sich. Er sah erfreut aus.
    »Wie ein Bruder Elenas.«
    Adam sagte nichts.
    »Oder vielleicht nicht gerade wie ein Bruder«, fuhr Lynley fort. »Sie war ja doch ein attraktives Mädchen. Sie haben einander sicher häufig gesehen. Hier, draußen im Haus der Familie Weaver. Zweifellos von Zeit zu Zeit im Gemeinschaftsraum, auf diesem oder jenem Fest, bei ihr in ihrem Zimmer.«
    »Ich war nie in ihrem Zimmer«, sagte Adam. »Ich habe sie immer nur abgeholt.«
    »Ich weiß, daß Sie mit ihr ausgegangen

Weitere Kostenlose Bücher