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05 - Denn bitter ist der Tod

05 - Denn bitter ist der Tod

Titel: 05 - Denn bitter ist der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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schwere Eichentür auf. »Dann lasse ich Sie jetzt allein.«
    »Das ist nicht nötig«, sagte Glyn.
    »Aber Sie möchten doch sicher besprechen...«
    »Nein.« Sie drängte sich an ihm vorbei in einen völlig schmucklosen Ausstellungsraum. Vor ihr waren mehrere Särge an der perlgrauen Wand aufgereiht. Sie standen aufgeklappt, so daß Samt, Satin und Krepp zu sehen waren, auf hüfthohen, durchscheinenden Sockeln.
    Anthony zwang sich, Glyn von einem zum anderen zu folgen. Jeder war mit einem diskreten Preisschild versehen, jeder mit einer Herstellungsgarantie. Alle waren sie mit gerüschtem Laken, dazu passendem Kopfkissen und einer leichten Decke ausgestattet. Jeder hatte seinen eigenen Namen: Neapolitanisch Blau, Windsor Pappel, Herbsteiche, Venezianische Bronze. Anthony vermied es, sich vorzustellen, wie Elena aussehen würde, wenn sie endlich in einem dieser Särge lag, das helle Haar wie Seidengespinst auf dem Kopfkissen ausgebreitet.
    Vor einem schlichten grauen Sarg mit einfacher Satinausstattung blieb Glyn stehen. Sie klopfte mit dem Finger leicht an die Sargwand. Beck schien das für eine Aufforderung zu halten und eilte augenblicklich zu ihnen. Seine Lippen waren fest aufeinander gepreßt, und er zupfte an seinem Kinn.
    »Was ist das?« fragte Glyn. Auf einem kleinen Schildchen auf dem Deckel stand Außenhülle nicht isoliert. Der Preis war mit 200 Pfund angegeben.
    »Preßholz.« P. L. Beck rückte nervös seine Krawatte zurecht und fuhr hastig fort. »Wir haben hier gepreßtes Holz mit einer Flanellhülle und Satinausstattung. Sehr ordentlich natürlich, aber außen ist der Sarg abgesehen von dem Flanell überhaupt nicht isoliert, und in Anbetracht unserer Witterung, würde ich, um ehrlich zu sein, diesen Sarg lieber nicht empfehlen. Wir führen ihn für den Fall, daß es Schwierigkeiten gibt... ich meine finanzielle Schwierigkeiten. Ich kann mir nicht denken, daß Sie Ihre Tochter... «. Sein Ton sagte alles. Er brauchte den Satz nicht zu vollenden.
    »Natürlich«, begann Anthony, doch Glyn unterbrach ihn. »Dieser Sarg tut es vollkommen.«
    Einen Moment lang konnte Anthony sie nur anstarren. Dann sagte er mit Anstrengung: »Du glaubst doch nicht, ich werde zulassen, daß sie in diesem Ding beerdigt wird.«
    Sie versetzte klar und deutlich: »Es ist mir gleichgültig, was du zulassen willst oder nicht. Ich habe nicht genug Geld, um...«
    »Ich bezahle.«
    Zum erstenmal, seit sie angekommen waren, sah sie ihn an. »Mit dem Geld deiner Frau? Wohl kaum.«
    »Mit Justine hat das nichts zu tun.«
    Beck entfernte sich einen Schritt von ihnen. Er rückte das Preisschild auf dem Sarg gerade. »Ich lasse Sie allein. Dann können Sie in Ruhe reden«, sagte er.
    »Nicht nötig.« Glyn öffnete ihre große schwarze Handtasche und kramte darin herum. Ein Schlüsselbund klirrte, eine Puderdose schnappte auf, ein Kugelschreiber fiel zu Boden. »Sie nehmen doch einen Scheck? Ich muß ihn allerdings auf meine Bank in London ausstellen. Wenn das Schwierigkeiten machen sollte, können Sie ja dort anrufen. Ich bin schon seit Jahren Kundin...«
    »Glyn! Das dulde ich nicht.«
    Sie fuhr herum. Mit der Hüfte schlug sie gegen den Sarg auf dem Sockel. Der Deckel klappte mit dumpfem Krachen zu. »Was duldest du nicht?« fragte sie. »Du hast hier überhaupt keine Rechte.«
    »Wir sprechen von meiner Tochter.«
    Beck schlich sich unauffällig zur Tür.
    »Bleiben Sie hier!« Zorn brannte auf Glyns Wangen. »Du hast deine Tochter verlassen, Anthony. Das wollen wir doch nicht vergessen. Du wolltest deine Karriere. Und du wolltest deine Freiheit. Das wollen wir doch nicht vergessen. Du hast, was du wolltest. Alles. Hier hast du keinerlei Rechte mehr.« Mit dem Scheckbuch in der Hand bückte sie sich, um ihren Kugelschreiber aufzuheben. Sie legte das Scheckbuch auf den Preßholzsarg und begann zu schreiben.
    Ihre Hand zitterte. Anthony griff nach dem Scheckbuch und sagte: »Glyn! Bitte.«
    »Nein«, entgegnete sie. »Das bezahle ich, Anthony. Ich will dein Geld nicht. Du kannst mich nicht kaufen.«
    »Ich will dich gar nicht kaufen. Ich möchte nur Elena...«
    »Sag du nicht ihren Namen! Ja nicht!«
    Beck sagte: »Ich lasse Sie lieber allein«, und eilte hinaus, ohne auf Glyns augenblickliches »Nein!« zu achten.
    Glyn schrieb weiter. Sie hielt den Schreiber wie eine Waffe in der Hand. »Zweihundert Pfund hat er gesagt, richtig?«
    »Hör doch auf!« sagte Anthony. »Mußt du denn selbst daraus noch einen Kampf zwischen uns

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