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05 - Der Kardinal im Kreml

05 - Der Kardinal im Kreml

Titel: 05 - Der Kardinal im Kreml Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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System dann bestenfalls bei meiner Pensionierung.» Er schüttelte betrübt den Kopf. «Schwer zu akzeptieren, wie lange solche Projekte heutzutage brauchen. Aus diesem Grunde möchte ich Sie hier haben, Gennadi Josifowitsch: es geht mir um die Kontinuität. Ich suche einen Nachfolger.»
Bondarenko war sprachlos. Pokryschkin hatte ihn ausgewählt, zweifellos ihm den Vorzug vor Männern seiner eigenen Waffengattung gegeben. «Aber Sie kennen mich doch kaum -»
«Ohne Menschenkenntnis wird man nicht General. Sie haben die richtigen Eigenschaften und stehen gerade am rechten Punkt Ihrer Karriere - bereit für ein eigenes Kommando. Ihre Uniform ist weniger wichtig als Ihr Charakter. Das habe ich dem Minister mitgeteilt.»
Nun denn. Bondarenko war zu überrascht, um sich über die Chance zu freuen. Und das alles nur, weil der alte Mischa mich hier eine Inspektion durchführen ließ. Hoffentlich ist er nicht ernstlich krank.
    «Er ist jetzt schon seit über neun Stunden wach», sagte einer der Offiziere fast vorwurfsvoll zu Watutin. Der Oberst beobachtete den Gefangenen mehrere Minuten lang durch den Glasfaserspion. Filitow hatte sich hingelegt und sich bei dem erfolglosen Versuch, Schlaf zu finden, rastlos herumgewälzt. Anschließend waren Übelkeit und Durchfall gefolgt; nach der hohen Koffeindosis, die ihm den Schlaf raubte, unvermeidlich. Schließlich stand Filitow wieder auf und ging wie seit Stunden in der Zelle hin und her, um sich zu ermüden.
    «Schaffen Sie ihn in zwanzig Minuten hoch.» Der KGB-Oberst schaute seinen Untergebenen amüsiert an. Er hatte nur sieben Stunden geschlafen und sich im Lauf der vergangenen zwei davon überzeugt, daß alle Befehle, die er vorm Hinlegen gegeben hatte, auch voll ausgeführt worden waren. Dann hatte er sich geduscht und rasiert. Ein Bote hatte eine frische Uniform aus seiner Wohnung geholt, eine Ordonnanz seine Stiefel spiegelblank poliert. Watutin beendete sein Frühstück und ließ sich noch eine Tasse Kaffee aus der Offiziersmesse kommen. Die Blicke der anderen Mitglieder seines Vernehmungsteams ignorierte er und bedachte sie noch nicht einmal mit einem kryptischen Lächeln, um anzudeuten, daß er wußte, was er tat. Watutin wischte sich den Mund ab, stand auf und ging in den Vernehmungsraum.
    Dort setzte er sich an einen Tisch, unter dessen Platte mehrere Knöpfe verdeckt angebracht waren. In den Wänden waren Mikrophone versteckt, und durch den Spiegel konnte man den Gefangenen vom Nebenraum aus beobachten und fotografieren.
    Watutin nahm die Akte heraus und ging noch einmal seinen Plan durch. Selbstverständlich hatte er sich schon alles genau zurechtgelegt; auch der Wortlaut seiner Meldung an den Vorsitzenden Gerasimow stand bereits fest. Er schaute auf die Armbanduhr, nickte zum Spiegel hin und bereitete sich dann innerlich vor.
    Filitow traf pünktlich ein.
Er sah stark aus, wie Watutin feststellte. Stark, aber abgespannt. Das lag am Koffein, das man seiner letzten Mahlzeit zugesetzt hatte. Seine Fassade war hart, aber dünn und zerbrechlich. Inzwischen wirkte Filitow gereizt. Bislang hatte er nur Entschlossenheit ausgestrahlt.
«Guten Morgen, Filitow», sagte Watutin und schaute kaum auf.
«Für Sie immer noch Oberst Filitow. Wann hat diese Scharade eigentlich ein Ende?»
Das glaubt er wahrscheinlich selbst, sagte sich Watutin. Der Gefangene hatte nun schon so oft wiedergegeben, wie die Filmkassette von Watutins Hand in seine gelangt war, daß er die Version inzwischen halb glaubte. Das war nicht ungewöhnlich. Er nahm unaufgefordert Platz, und Watutin winkte den Wärter hinaus.
«Wann haben Sie beschlossen, die Heimat zu verraten?» fragte Watutin.
«Wann haben Sie beschlossen, kleine Jungs zu ficken?» gab der alte Mann zornig zurück.
«Filitow - Verzeihung, Oberst Filitow - Sie wissen, daß Sie mit einer Mikrofilmkassette in der Hand keine zwei Meter von einer amerikanischen Geheimdienstagentin entfernt verhaftet wurden. Die Filmkassette enthielt hochgeheime Informationen über eine Verteidigungseinrichtung. Das steht außer Frage, wenn ich Ihrem Gedächtnis noch einmal nachhelfen darf», erklärte Watutin geduldig. «Mir kommt es jetzt nur noch darauf an zu klären, wie lange Sie das schon treiben.»
«Sie können mich mal», versetzte Mischa. Watutin fiel auf, daß seine Hände leicht zitterten. «Ich bin dreifacher Held der Sowjetunion. Ich habe schon Feinde dieses Landes getötet, als Sie noch nicht einmal auf der Welt waren. Und Sie wagen es, mich einen

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