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05 - Der Kardinal im Kreml

05 - Der Kardinal im Kreml

Titel: 05 - Der Kardinal im Kreml Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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meinte Bea Taussig
    bedrückt, nahm ein Kostüm von der Stange und trat vor den Spiegel. Der strenge Schnitt paßte zu ihrer derzeitigen Gemütsverfassung. «Kann ich das anprobieren?»
    «Aber sicher», versetzte die Inhaberin sofort. Das Kostüm kostete dreihundert Dollar.
«Soll ich Ihnen zur Hand gehen?» fragte Ann.
«Gern - dabei können Sie mir erzählen, was Sie so treiben.» Beide Frauen gingen zu den Umkleidekabinen.
Hinter dem Vorhang schnatterten sie drauflos. Bisjarina holte ein Stück Papier hervor, das Taussig las. Ihre Konversation stockte, aber dann nickte sie zustimmend. Beas Miene verriet erst Schock, dann Akzeptanz und schließlich etwas, das Bisjarina überhaupt nicht gefiel -, aber dafür wurde sie schließlich nicht vom KGB bezahlt.
Das Kostüm saß recht gut, wie die Inhaberin feststellte, als die beiden wieder herauskamen. Beatrice Taussig zahlte mit Kreditkarte. Ann winkte, verließ den Laden und wandte sich nach links.
    Agentin Jennings sah wenige Minuten später ihre Zielperson mit einer großen Klarsichttüte aus der Boutique kommen. Ah, so ist das also, sagte sie sich. Sie hat den Frust von gestern abend mit einem Impulskauf bekämpft - schon wieder so ein kesses Kostüm. Peggy Jennings verfolgte sie noch eine Stunde lang und brach dann die Observation ab. Hier war nichts zu holen.
    «Eiskalt wie eine Hundeschnauze», sagte Ryan zu Candela. «Ich hatte zwar nicht gerechnet, daß er mir gleich um den Hals fällt, aber überhaupt keine Reaktion... das verblüfft mich doch.»
    «Nun, falls er anbeißen sollte, kann er Ihnen das leicht genug mitteilen.»
«Stimmt.»
*
    Ist das Wetter mein Feind? fragte sich der Bogenschütze. Der Himmel war klar, der Nordwestwind kam kalt von Sibirien herangefegt. Er brauchte Wolken. Im Augenblick kamen sie nur nachts und deshalb langsam voran. Je länger sie sich auf sowjetischem Territorium aufhielten, desto größer die Gefahr, daß sie auffielen, und wenn man sie entdeckte...
    Es war sinnlos, darüber Spekulationen anzustellen. Er brauchte nur den Kopf zu heben, um die Panzerfahrzeuge über die Straße nach Dangara rollen zu sehen. In der Gegend war mindestens ein Bataillon stationiert, wenn nicht gar ein ganzes Mot-Schützenregiment; auf allen Straßen und Wegen fuhren Streifen. Sein Verband war für die Begriffe der mudschaheddin groß und stark, aber wenn sie einem Regiment Russen auf eigenem Boden in die Quere gerieten, konnte nur Allah sie retten.
    Sein Sohn konnte nicht weit sein -, aber wo? An einem Ort, den er nie finden würde, davon war der Bogenschütze überzeugt. Die Hoffnung hatte er schon lange aufgegeben. Nun wurde sein Sohn als Ungläubiger aufgezogen, in einer fremden Welt, und dem Bogenschützen blieb nun nur das Gebet zu Allah, er möge zu seinem Sohn kommen, ehe es zu spät sei. War Kindesentführung nicht das abscheulichste aller Verbrechen? War es nicht grausam, einem Kind die Eltern und den Glauben zu nehmen?
    Jeder einzelne seiner Männer hatte guten Grund, die Russen zu hassen: Ihre Familien waren tot oder in alle Winde zerstreut, ihre Häuser ausgebombt. Seine Männer verstanden nicht, daß dies zur modernen Kriegsführung gehört. Als «Primitive» waren sie der Auffassung, daß der Kampf nur den Kriegern vorbehalten war.
    Das letzte Fahrzeug der Kolonne verschwand hinter einer Straßenbiegung. Der Bogenschütze schüttelte den Kopf. Genug nachgedacht. Die Russen, die er gerade beobachtet hatte, saßen alle in ihren Kettenfahrzeugen und wärmten sich. Was draußen vorging, merkten sie nicht, und darauf kam es an. Er hob den Kopf und sah seine Männer gut getarnt in ihren russischen Uniformen hinter Felsblöcken und in Vertiefungen liegen, paarweise, damit einer schlafen und der andere Wache halten konnte.
    Der Bogenschütze schaute auf. Die Sonne sank. Bald würde sie hinter dem Bergkamm verschwinden, und dann konnten seine Männer weiter nach Norden marschieren. Hoch über ihnen funkelte die Aluminiumhaut eines Flugzeugs in der Sonne.
    Oberst Bondarenko hatte einen Fensterplatz und starrte auf die feindselige Gebirgslandschaft hinab. Er entsann sich seiner kurzen Dienstzeit in Afghanistan, der endlosen, erschöpfenden Anstiege, bei denen man nur im Kreis herumzulaufen schien. Er schüttelte den Kopf. Wenigstens das hatte er hinter sich. Er hatte seine Zeit heruntergerissen, Gefechtserfahrung gesammelt und konnte sich nun in Ruhe seiner großen Liebe, der Ingenieurwissenschaft zuwenden. Der Kampf war etwas für junge Männer;

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