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05 - Der Kardinal im Kreml

05 - Der Kardinal im Kreml

Titel: 05 - Der Kardinal im Kreml Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Kontaktperson, die eine Abenteurerin sein mußte und kein Profi, sonst würde sie nicht so reagiert haben. Damit stand praktisch fest, daß sie Russin war.
«Wie oft haben Sie sich mit ihr getroffen?»
«Nur fünfmal. Nie am gleichen Wochentag, niemals regelmäßig, aber immer im zweiten Wagen desselben Zuges.»
«Und der Mann, an den Sie Dinge weitergeben?»
«Sein Gesicht habe ich noch nie gesehen, jedenfalls nicht ganz. Er steht immer, hat die Hand am Haltegriff und versteckt sein Gesicht hinter seinem Arm. Ich glaube, daß er Ausländer ist, aber woher er kommt, weiß ich nicht.»
«Fünf Treffs, und Sie haben sein Gesicht nicht einmal gesehen!» donnerte der Vernehmungsbeamte und hieb auf den Tisch. «Wollen Sie mich für dumm verkaufen?»
Der Kurier zuckte zusammen und begann dann rasch zu sprechen. «Er trägt eine Brille, die bestimmt aus dem Westen stammt. Gewöhnlich hat er einen Hut auf. Außerdem trägt er immer die Iswestija bei sich, immer gefaltet. Wenn er mir das Zeichen geben will, daß alles klar ist, dreht er die Zeitung um, als läse er einen Artikel, und wendet sich dann ab.»
«Und wie geht die Übergabe noch einmal vor sich?»
«Wenn der Zug hält, tritt er auf mich zu, als wolle er an der nächsten Station aussteigen. Ich habe den Gegenstand in der Hand, und er nimmt ihn mir von hinten ab.»
«Sie kennen also das Gesicht der Frau, aber sie weiß nicht, wie Sie aussehen. Ihr Gesicht ist ihm vertraut, aber Sie kennen seines nicht...» Geschickt, aber warum benutzte man denselben Trick zweimal in einer Kette? Der Vernehmungsbeamte kam langsam zu dem Schluß, daß in dieser Kette nicht mit toten Briefkästen gearbeitet wurde.
Schon versuchte man, die undichte Stelle zu identifizieren, mußte dabei aber vorsichtig sein. Es bestand immerhin die Möglichkeit, daß der Spion selbst ein Sicherheitsoffizier war, denn dies stellte die ideale Tarnung für einen Agenten dar - mit dem Beruf ging Zugang zu allem einher, plus Vorausinformationen über Geheimdienstoperationen.
Seltsam war, daß das einzige vorliegende Foto keine richtige Planskizze darstellte, sondern eine Handzeichnung.
Handschrift durfte es aus diesem Grund keine toten Briefkästen geben? So ließe sich der Spion doch identifizieren, oder? Wie ungeschickt.
Aber so ungeschickt war die Operation nicht, und auch Zufälle fehlten. Die Techniken, die man bei dieser Kette anwandte, waren seltsam, aber professionell. Hier mußte sich etwas auf einer anderen Ebene abspielen, zu der der Vernehmungsbeamte bisher keinen Zugang hatte.
«Ich glaube, morgen werden wir beide mal mit der U-Bahn fahren.»
    Oberst Filitow wachte zur Abwechslung einmal ohne Kopfschmerzen auf. Sein «normaler» Tagesbeginn unterschied sich nicht zu sehr von den anderen, aber die Schmerzen und der Gang ins Bad fielen aus. Nach dem Anziehen überzeugte er sich davon, daß sein Tagebuch noch versteckt in der Schreibtischschublade lag, und hoffte, es wie üblich vernichten zu können. Schon lag ein neues, leeres Buch bereit; am Vortag hatte er Neues über die Lasergeschichte und von einer Studie über Raketensysteme gehört, die er nächste Woche zu Gesicht bekommen sollte.
    Auf der Fahrt zur Arbeit schaute er aufmerksamer als sonst aus dem Fenster. Trotz der frühen Stunde waren viele Laster auf der Straße, und einer versperrte ihm den Blick auf einen bestimmten Abschnitt des Randsteins: das Zeichen, daß die Daten verlorengegangen waren, sollte an dieser Stelle erscheinen. Er fand ärgerlich, daß er nicht sehen konnte, ob das Signal angebracht worden war, machte sich aber keine großen Sorgen, denn seine Berichte gingen nur selten verloren. Das Signal «Übergabe erfolgreich» war an einer anderen Stelle und immer leicht zu sehen. Oberst Filitow setzte sich im Wagen zurück und schaute zum Fenster hinaus, als sie sich dem Punkt näherten. Das Zeichen fehlte. Merkwürdig. War das andere angebracht gewesen? Das mußte er heute auf dem Heimweg überprüfen. Seit er für die CIA arbeitete, waren seine Berichte mehrere Male verlorengegangen, ohne daß man ihm das Gefahrenzeichen gab oder daß ein Anrufer «Sergej» verlangte und ihm damit zu verstehen gab, seine Wohnung sofort zu verlassen. Also keine Gefahr, sondern nur ein lästiger Zwischenfall. Der Oberst entspannte sich und sann über seinen Arbeitstag im Ministerium nach.
Diesmal war die Metro voll besetzt. Ganze hundert Bedienstete des Zweiten Direktorats befanden sich in diesem einen Bezirk, teils wie normale Moskowiter

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