05 - Der Kardinal im Kreml
negativen Auswirkungen auf unseren Mann gar nicht zu erwähnen. Arthur, man ist hinter ihm her. Möglich, daß sie Wanejews Tochter schon geschnappt haben -»
«Die ist zurück an ihrem Arbeitsplatz bei GOSPLAN», sagte Moore.
«Gewiß, aber der Inhaber der Reinigung ist verschwunden. Man hat sie geschnappt und geknackt», beharrte Ritter. «Wir dürfen den Mann nicht im Stich lassen, Arthur. Wir müssen ihn rausholen. Wir stehen in seiner Schuld.»
«Ich kann dieses Unternehmen nicht ohne Zustimmung des Präsidenten anordnen.»
Ritter stand kurz vor der Explosion. «Dann holen Sie sie doch ein! Scheiß auf die Politik - Arthur, dieser Fall hat auch seinen praktischen Aspekt. Wenn wir keinen Finger für diesen Mann rühren, kommt uns das langfristig teurer zu stehen als ein kurzer politischer Zirkus.»
«Moment mal», ließ sich Greer vernehmen. «Warum arbeitet die Tochter dieses Parteibosses wieder, wenn sie angeblich geknackt worden ist?»
«Politik?» fragte Moore nachdenklich. «Vielleicht kann das KGB der Familie dieses Mannes nichts anhaben.»
«Und ob!» Ritter schnaubte. «Warum sollte sich Gerasimow, der zur Opposition gehört, die Gelegenheit entgehen lassen, Narmonows Mann einen Sitz zu verweigern? Wahrscheinlicher ist, daß unser Freund Alexandrow den Neuen in der Tasche hat, ohne daß Narmonow etwas davon weiß.»
«Sie glauben also, daß man ein Geständnis aus ihr herausquetschte und sie dann laufen ließ, um sie als Druckmittel gegen ihren Vater zu benutzen?» fragte Moore.
«Klingt wahrscheinlich, aber es liegen keine Beweise vor.»
«Alexandrow ist zu alt, um sich selbst um den Posten zu bewerben, und Ideologen kommen sowieso nie an die Spitze, es macht wohl mehr Spaß, den Königsmacher zu spielen. Von Gerasimow aber wissen wir, daß er nach oben strebt.»
«Ein Grund mehr, Bob, jetzt nichts aufzurühren.» Greer trank einen Schluck Kaffee. «Ich habe auch etwas gegen die Idee, Filitow an Ort und Stelle weitermachen zu lassen. Wie stehen seine Chancen, wenn er einfach stillhält und versucht, sich herauszureden?»
«Nein, James.» Ritter schüttelte nachdrücklich den Kopf. «Wir können ihn nicht stillhalten lassen, weil wir seinen Bericht brauchen. Und wenn es ihm gelingt, ihn trotz der Überwachung auf den Weg zu bringen, dürfen wir ihn nicht einfach seinem Schicksal überlassen. Vergessen Sie nicht, was der Mann im Lauf der Jahre für uns getan hat.»
Judge Moore beendete die Diskussion. «Sie haben Ihre Position überzeugend dargelegt, Bob, aber ich muß trotzdem erst zum Präsidenten.»
Ritter gab nicht nach. «Wir bereiten alles vor.»
«Einverstanden, aber die Operation beginnt erst, wenn wir die Genehmigung haben.»
Das Wetter in Faslane war miserabel, typisch für die Jahreszeit. Ein Dreißigknotenwind peitschte die schottische Küste mit Schneeregenschauern, als Dallas auftauchte. Mancuso stieg zum Turm hinauf und suchte die felsigen Höhen am Horizont ab. Er war gerade mit durchschnittlich einunddreißig Knoten über den Atlantik gerauscht, der höchsten Dauergeschwindigkeit, die er seinem Boot zuzumuten wagte.
Sein Boot schlingerte durch fast fünf Meter hohe Seen, die über den runden Bug wuschen und sich am Turm brachen. Obwohl er Ölzeug trug, war er nach wenigen Minuten durchnäßt und zitterte vor Kälte. Ein Schlepper der Royal Navy nahte, ging an Backbord voraus auf Station und schleppte Dallas in den Loch.
Nach einer Stunde waren sie in geschützten Gewässern und näherten sich dem Stützpunkt für britische und amerikanische Unterseebote. Der Wind half, drückte die schiefergraue Dallas sanft an die Pier. Sowie die Laufplanke befestigt war, ging Mancuso unter Deck in seine Kajüte.
Der erste Besucher war ein Commander, der keine Rangabzeichen trug und daher vom Nachrichtendienst sein mußte.
«Wie war die Überfahrt, Captain?» fragte der Mann.
«Keine Vorkommnisse.» Na los schon, raus damit!
«Sie laufen in drei Stunden aus. Hier ist Ihr Einsatzbefehl.»
Er reichte ihm einen mit Wachs versiegelten braunen Umschlag, auf dessen Vorderseite stand, wann Mancuso ihn öffnen durfte. Mancuso bestätigte mit seiner Unterschrift den Empfang, legte das Kuvert unter dem wachsamen Blick des Commanders in seinen Safe. Nachdem sich der Geheimdienstoffizier entfernt hatte, kamen die Gäste an Bord.
Es waren zwei, beide in Zivil. Der erste kam mit dem Aplomb eines waschechten Seemanns durch die Torpedoluke. «Hallo, Skipper!» rief er munter.
«Jones, wie kommen Sie
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