05 - Der Kardinal im Kreml
hierher?»
«Admiral Williamson hat mich vor die Wahl gestellt: Entweder werde ich vorübergehend zum aktiven Dienst eingezogen, oder ich gehe als technischer Berater an Bord. Letzteres war mir lieber; die Bezahlung ist nämlich besser.» Jones senkte die Stimme. «Und das ist Mr. Clark. Der sagt nicht viel.»
Clark war in der Tat schweigsam. Mancuso wies ihm eine freie Koje in der Ingenieurskajüte zu. Nachdem sein Gepäck durch die Luke gereicht worden war, ging Mr. Clark in den Raum und machte die Tür hinter sich zu.
«Wo soll ich meinen Kram hintun?» fragte Jones.
«Bei den Chiefs ist eine Koje frei», antwortete Mancuso.
«Soll mir recht sein. Bei denen ist die Verpflegung besser.»
«Was macht die Uni?»
«Bestens. Noch ein Semester bis zum Abschluß. Ein paar Firmen bieten mir schon jetzt Jobs an. Außerdem bin ich verlobt.» Jones nahm die Brieftasche heraus und zeigte dem Captain ein Bild. «Sie heißt Kim und ist Bibliothekarin.»
«Gratuliere, Mr. Jones.»
«Danke, Skipper. Der Admiral sagte, Sie brauchen mich unbedingt. Was liegt an? Eine Spezialoperation?» Das war eine beschönigende Bezeichnung für verschiedene Aktivitäten, die allesamt gefährlich waren.
«Weiß ich nicht. Das habe ich selbst noch nicht erfahren.»
Jones ging nach achtern, um seine Sachen auszupacken. Mancuso begab sich in die Ingenieurskajüte.
«Mr. Clark?»
«Jawohl, Sir.» Clark hatte seine Jacke ausgezogen und trug nun nur ein kurzärmeliges Hemd. Mancuso schätzte ihn auf knapp vierzig und fand, daß er auf den ersten Blick gar nicht so beeindruckend aussah. Knapp einsneunzig und schlank, aber kräftig gebaut und ohne Bauchansatz. Eine Tätowierung auf dem Unterarm verriet, daß er zu der Eliteeinheit SEALS gehört hatte.
«Nun, Mr. Clark, worum geht es?»
«Ich soll eine Person aus der Sowjetunion holen.»
Mein Gott. Mancuso nickte gelassen. «Brauchen Sie zusätzliche Unterstützung?»
«Nein, Sir, das wird eine Solooperation.»
«Gut, um die Details kümmern wir uns nach dem Auslaufen.»
«Man muß das Geschick der Amerikaner bewundern», sagte Morosow. Duschanbe hatte einige hektische Wochen hinter sich. Sofort nach dem Test waren zwei der sechs Laser enteist und zerlegt worden, und dabei hatte man an der Optik schwere Brandspuren gefunden. Die Beschichtungt machte also nach wie vor Probleme. Liegt wahrscheinlich an der Qualitätskontrolle, hatte sein Abteilungsleiter bemerkt und die Angelegenheit einem anderen Team übergeben. Ihnen lag nun etwas viel Interessanteres vor: die Auslegung der amerikanischen Spiegel, von der sie seit Jahren gehört hatten.
«Die Idee stammt von einem Astronomen, der Sternaufnahmen ohne machen wollte. Da sich niemand die Mühe machte, ihm zu sagen, wie hoffnungslos das Unterfangen sei, ging er allein an die Arbeit und fand eine Lösung. Ich kenne die Idee in ihren Grundzügen, aber nicht die Details. Sie haben recht, junger Mann, das ist sehr geschickt. Und geht über unseren technischen Horizont hinaus», grollte der Mann. «Wir haben keine Möglichkeit, diese Leistungswerte zu duplizieren. Ich weiß noch nicht einmal, ob wir die Lenkorgane bauen können.»
«Die Amerikaner bauen ein Teleskop -»
«Ja, auf Hawaii, aber diese Anlage ist längst nicht so fortgeschritten wie dieses System hier. Den Amerikanern ist ein Durchbruch gelungen. Sehen Sie sich das Datum auf der Zeichnung an. Kann sein, daß die Anlage inzwischen schon funktionsfähig ist.»
Er schüttelte den Kopf. «Sie sind uns voraus.»
«Sie müssen fort.»
«Ja, ich weiß. Ich danke Ihnen, daß Sie mir so lange Unterschlupf
gewährt haben.» Eduard Wassiljewitsch Altunins Dankbarkeit war aufrichtig. Man hatte ihm einen Schlafplatz und ein paar warme Mahlzeiten
gegeben und die Zeit, Pläne zu schmieden.
Oder zumindest das zu versuchen. Er konnte noch nicht einmal
ahnen, gegen welche Hindernisse er zu kämpfen hatte. Im Westen hätte
er sich mit Leichtigkeit neue Kleider, eine Perücke oder selbst Schminke
verschaffen können, um sein Aussehen zu verändern.
Im Westen hätte er sich hinten in einem Auto verstecken und binnen vier
Stunden dreihundert Kilometer weit fahren lassen können. In Moskau gab es
solche Möglichkeiten nicht. Das KGB mußte inzwischen seine Wohnung
durchsucht und festgestellt haben, welche Kleider er trug. Es kannte
auch sein Gesicht und seine Haarfarbe. Unbekannt war vermutlich nur
sein kleiner Kreis von Freunden, die er beim Militärdienst in Afghanistan
kennengelernt hatte.
Man bot ihm
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