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05 - Der Schatz im Silbersee

05 - Der Schatz im Silbersee

Titel: 05 - Der Schatz im Silbersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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nicht gefährlich für uns?“
    „Nicht, daß ich wüßte.“
    „O doch! Sie lagern sich jedenfalls, noch ehe es dunkel wird, und wenn wir eilen, müssen wir gewärtig sein, ihnen gerade in die Arme zu reiten.“
    „Das befürchte ich nicht. Selbst wenn Ihre Voraussetzung richtig sein sollte, können wir sie vor der Dämmerung nicht erreichen. Ich schließe aus verschiedenen Anzeichen, daß wir uns in der Nähe der Rafters, welche wir vor ihnen zunächst zu warnen haben, befinden. Da ist es vorteilhaft, den Ort zu kennen, an welchem die Tramps lagern. Und dazu ist eben Eile nötig. Sonst überrascht uns die Nacht, in welcher bis zum Morgen viel geschehen kann, was wir dann nicht zu verhindern vermöchten. Was meinen Sie dazu, Droll?“
    Die beiden hatten deutsch gesprochen. Droll antwortete also in seinem Dialekt: „Se habe da ganz meine eegne Meenung ausgeschproche. Reite mer rasch weiter, so habe mer se eher; reite mer aber langsamer, so bekomme mer se schpäter und könne leicht eher und tiefer ins Dekerment gerate, als diejenigen, welche mer rette wolle. Also, meine Herre, reite mer Trab, daß de Bäume wackle!“
    Da die Bäume nicht eng standen, konnte dieser Vorschlag selbst im Wald ausgeführt werden. Doch hatten auch die Tramps das Tageslicht vollständig ausgenützt und erst dann Halt gemacht, als sie durch die Dunkelheit dazu gezwungen wurden. Hätte Old Firehand sich nicht auf der Fährte derselben, sondern mehr in der Nähe des Ufers gehalten, so wäre er auf die Spur der beiden Tonkawaindianer gestoßen, welche einen ganz geringen Vorsprung vor ihm hatten.
    Als es so dunkel wurde, daß die Hufeindrücke fast nicht mehr zu erkennen waren, stieg er abermals ab, um sie zu untersuchen. Das Resultat war: „Wir haben eine halbe Meile gut gemacht; aber leider sind die Tramps auch schnell geritten. Dennoch wollen wir versuchen, sie zu erreichen. Steigen Sie ab; wir müssen nun zu Fuß weiter und die Pferde führen!“
    Leider war die Strecke, welche sie noch zurücklegen konnten, nicht bedeutend, da es so finster wurde, daß die Fährte nicht mehr zu erkennen war. Die vier blieben also halten.
    „Was nun?“ fragte Tom. „Wir sind fast gezwungen, hier zu kampieren.“
    „Nee“, antwortete Droll. „Ich kampiere nich, sondern mer laufe hübsch weiter, bis mer se finde.“
    „Da hören sie uns doch kommen!“
    „So mache mer sachte. Mich höre se nich, und mich kriege se nich. Meene Se nich ooch, Herr Firehand?“
    „Ja, ich bin ganz Ihrer Meinung“, antwortete der Genannte. „Aber die Vorsicht verbietet uns, die Richtung der Fährte beizubehalten. Täten wir das, so würde Tom recht behalten, die Tramps müßten uns kommen hören. Halten wir uns mehr nach rechts, vom Fluß ab; dann haben wir sie zwischen uns und dem Wasser und müssen ihr Feuer bemerken, ohne daß sie uns gewahren.“
    „Und wenn sie kein Feuer haben?“ bemerkte Tom.
    „So rieche mer ihre Pferde“, antwortete Droll. „Im Wald schnuppert mer de Pferde viel leichter aus als drauße im freie Felde. Meine Nase hat mich da noch nich im Schtich gelasse. Schteige mer also weiter, nach rechts nebber!“
    Old Firehand schritt, sein Pferd am Zügel führend, voran, und die andern folgten hintereinander. Leider aber machte der Fluß hier einen ziemlich weiten Bogen nach links. Die Folge war, daß sie zu weit von demselben abkamen. Old Firehand bemerkte das an der verminderten Feuchtigkeit des Bodens und der Umgebung und wendete sich darum mehr nach links. Aber der Umweg war nicht ungeschehen zu machen, zumal man im finstern Wald nur sehr langsam gehen konnte. Die vier kamen zu der Ansicht, einen Fehler gemacht zu haben, und hielten es für geraten, vor allen Dingen nach dem Fluß zurückzukehren. Sie wußten nicht, daß sie den Lagerplatz der Tramps umgangen hatten und sich nun zwischen demselben und demjenigen der Rafters befanden. Glücklicherweise spürte Old Firehand den Geruch des Rauches und blieb stehen, um zu prüfen, woher derselbe komme. Hinter ihm schnoberte Droll in der Luft herum und meinte dann: „Das is Rooch; er kommt von da drüben rebber; also müsse mer dort nebber. Aber nehme mer uns in acht; mer scheint's, als ob's dort heller werde wolle. Das kann nur vom Feuer sein.“
    Er wollte den Fuß weitersetzen, hielt aber inne, denn sein scharfes Ohr vernahm nahende Schritte. Old Firehand vernahm sie auch und zugleich das hastige Atmen des Kommenden. Er ließ den Zügel seines Pferdes los und trat einige Schritte vor. Sein

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