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05 - Der Schatz im Silbersee

05 - Der Schatz im Silbersee

Titel: 05 - Der Schatz im Silbersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Gehör sagte ihm, daß der Mann da vorüberkomme. Im Dunkel der Nacht und des Waldes, selbst dem Auge des berühmten Jägers kaum erkennbar, tauchte vor demselben eine Gestalt auf, welche schnell weiterhuschen wollte. Old Firehand griff mit beiden Händen zu.
    „Halt!“ gebot er, doch mit unterdrückter Stimme, um nicht zu weit gehört zu werden. „Wer bist du?“
    „Schai nek-enokh, schai kopeia – ich weiß es nicht, niemand“, antwortete der Gefragte, indem er sich loszureißen versuchte.
    Selbst der furchtloseste Mann wird erschrecken, wenn er, sich des Nachts im Wald allein wähnend, plötzlich von zwei starken Fäusten gepackt wird. In solchen Augenblicken des Schreckens bedient sich fast jeder, der auch in andern Zungen spricht, ganz unwillkürlich der Muttersprache. So auch der Mann, welcher von Firehand festgehalten wurde. Dieser letztere verstand die Worte und sagte überrascht: „Das ist Tonkawa! Der ‚Große Bär‘ ist mit seinem Sohn vor uns. Solltest du – sag, wer bist du?“
    Jetzt hörte der Mann auf, zu widerstehen; er hatte die Stimme des großen Jägers erkannt und antwortete hastig in seinem gebrochenen Englisch: „Ich Nintropan-hauey; du Old Firehand. Das sehr gut, sehr gut! Noch mehr Männer bei dir?“
    „Also der ‚Große Bär‘! Das ist ein glücklicher Zufall. Ja, ich bin Old Firehand. Es sind noch drei Personen bei mir, und wir haben Pferde mit. Was treibst du hier? Die Tramps sind in der Nähe. Nimm dich in acht!“
    „Habe sie sehen. Haben gefangen nehmen alt Missourier-Blenter. Wollen ihn wahrscheinlich töten. Ich laufen zu Rafters nach Hilfe; da mich Old Firehand festhalten.“
    „Sie wollen einen Rafter töten? Da müssen wir Einhalt tun. Wo sind sie?“
    „Dort hinter mir, wo zwischen den Bäumen hell werden.“
    „Ist der rote Cornel bei ihnen?“
    „Ja, er dort sein.“
    „Wo haben sie ihre Pferde?“
    „Wenn Old Firehand zu ihnen, dann Pferde stehen rechts, ehe an Feuer kommen.“
    „Und wo befinden sich die Rafters?“
    „Oben auf Berg. Der alte Bär schon bei ihnen gewesen und mit ihnen gesprochen.“
    Er erzählte in fliegender Eile, was geschehen war, worauf Old Firehand antwortete: „Wenn ein Tramp getötet worden ist, so werden sie dafür den Missourier ermorden wollen, und zwar gleich, um keine Zeit zu verlieren, da sie fliehen müssen, weil ihre Anwesenheit verraten ist. Wir vier werden unsre Pferde hier anbinden und uns schleunigst nach dem Feuer begeben, um den Mord zu verhindern. Du aber lauf zu den Rafters, um sie herbeizuholen! Wir fürchten uns zwar nicht vor diesen Tramps, aber es ist immerhin besser, wenn die Holzfäller schnell nachkommen.“
    Der Indianer rannte fort. Die vier befestigten die Zügel ihrer Pferde an die Bäume und schritten dann so schnell wie möglich dem Lager der Tramps zu. Schon nach kurzer Zeit wurde es vor ihnen heller, und bald sahen sie das Feuer zwischen den Stämmen der Bäume leuchten. Rechts erblickten sie auf der Lichtung die Pferde.
    Sie hatten sich bis jetzt keine Mühe gegeben, nicht gehört und gesehen zu werden. Nun aber legten sie sich nieder und näherten sich dem Feuer kriechend. Dabei wendete Old Firehand sich zu dem Knaben Fred. Er wollte ihm sagen, sich zu den Pferden zu begeben und jeden Tramp niederzuschießen, der etwa aufsteigen und entfliehen wollte; aber kaum war das erste Wort über seine Lippen, so ertönte vor ihnen ein lauter, durchdringender Schrei. Es war der bereits erwähnte Hilferuf des alten Missouriers.
    „Sie morden ihn!“ sagte Old Firehand, aber noch immer in gedämpftem Ton. „Schnell drauf, mitten unter sie hinein. Keine Schonung gegen den, der sich wehrt!“
    Er erhob sich und sprang nach dem Feuer zu und warf drei, vier Tramps zur Seite, um zu dem Roten zu kommen, welcher eben, wie schon berichtet, zum Schlag ausholte. Er kam gerade noch zur rechten Zeit und hieb den Cornel mit dem Kolben nieder. Zwei, drei Tramps, welche beschäftigt waren, den Missourier zu binden und zu knebeln, um ihn dann in den Fluß zu werfen, fielen unter seinen nächsten Streichen. Dann zog er, das noch nicht abgeschossene Gewehr wegwerfend, die Revolver und feuerte auf die übrigen Feinde. Dabei sagte er kein Wort. Es war seine Gewohnheit, im Kampf zu schweigen, außer wenn er gezwungen war, Befehle zu erteilen.
    Desto lauter waren die drei andern. Der schwarze Tom war auch wie ein Wetter unter die Tramps gefahren und arbeitete sie mit dem Kolben nieder, indem er ihnen die kräftigsten

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