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05 - Der Schatz im Silbersee

05 - Der Schatz im Silbersee

Titel: 05 - Der Schatz im Silbersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Schimpf-, Spott- und Drohnamen zurief. Der sechzehnjährige Fred hatte erst die Flinte auf sie abgeschossen, sie weggeworfen und die Revolver gezogen. Er gab Schuß auf Schuß ab und schrie dabei aus Leibeskräften, um ihren Schreck zu erhöhen.
    Am lautesten aber ließ sich die kreischende Fistelstimme der Tante Droll hören. Der wundersame Jäger schrie und wetterte geradezu für hundert Personen. Seine Bewegungen waren so ungemein schnell, daß keiner der Feinde mit Sicherheit auf ihn zu schießen vermocht hätte. Aber es gab auch keinen, der dies beabsichtigte. Die Tramps waren vor Schreck über den unerwarteten Überfall so verblüfft, daß sie zunächst gar nicht an Widerstand dachten, und als sie zu sich kamen, sahen die Unverletzten von ihnen so viele ihrer Kameraden tot oder verwundet oder betäubt am Boden liegen, daß sie es für das klügste hielten, die Flucht zu ergreifen. Sie rannten davon, ohne sich Zeit genommen zu haben, die Angreifer zu zählen, deren sie infolge von Tante Drolls Geschrei eine große Anzahl vorhanden glaubten. Von dem Augenblick, an welchem Old Firehand den ersten Streich geführt hatte, bis zur Flucht der unverwundeten Tramps war nicht eine ganze Minute vergangen.
    „Ihnen nach!“ rief Old Firehand. „Ich halte den Platz. Laßt sie nicht zu den Pferden!“
    Tom, Droll und Fred rannten unter großem Geschrei nach dem Platz, an welchem sie die Tiere gesehen hatten. Diejenigen Tramps, welche dorthin geflohen waren, um sich in den Sattel zu retten, kamen vor Angst nicht dazu, diesen Vorsatz auszuführen; sie flüchteten sich weiter in den Wald hinein.
    Indessen hatten die Rafters oben in ihrer Blockhütte auf die Rückkehr der beiden Kundschafter, des Missouriers und des Tonkawahäuptlings, gewartet. Als sie die Schüsse unten am Fluß fallen hörten, glaubten sie diese beiden in Gefahr. Um sie womöglich zu retten, griffen sie zu den Waffen, verließen das Haus und rannten, so gut die Finsternis es ihnen gestattete, der Gegend zu, in welcher die Schüsse gefallen waren. Dabei schrieen sie aus Leibeskräften, um dadurch die Tramps von den Bedrohten abzuschrecken. Ihnen voran lief der junge Bär, da er die Stelle, an welcher die Tramps lagerten, genau kannte. Er ließ von Zeit zu Zeit seine Stimme hören, um die Rafters in der rechten Richtung zu erhalten. Sie hatten kaum die Hälfte des Weges zurückgelegt, als vor ihnen noch eine andre Stimme erschallte, nämlich diejenige des alten Bären.
    „Rasch kommen!“ rief er. „Old Firehand da sein und auf Tramps schießen. Er nur drei Mann mit; ihm helfen.“
    Nun ging es mit vermehrter Schnelligkeit zu Tal. Das Schießen hatte aufgehört, und man wußte also nicht, wie die Angelegenheit stand. Das Geschrei der Rafters hatte zur Folge, daß die fliehenden Tramps in ihrer Flucht nicht inne hielten, sondern sich die größte Mühe gaben, soweit wie möglich zu entkommen. Die ersteren hatten es ebenso eilig. Mancher rannte an einen Baum und verletzte sich, ohne es aber zu beachten.

VIERTES KAPITEL
    Der Vergeltung entronnen
    Als die Rafters dann unten am Feuer erschienen, saßen Old Firehand, Tom, Droll, der Missourier und Fred so ruhig an demselben, als ob es für sie angebrannt worden und gar nichts Ungewöhnliches geschehen sei. Auf der einen Seite lagen die Leichen der getöteten, und auf der andern die gefesselten Körper der verwundeten und gefangenen Tramps, unter den letzteren der rote Cornel.
    „Alle Wetter!“ rief der erste der Ankommenden dem alten Missourier zu. „Wir glaubten dich in Gefahr, und da sitzt du gerade wie in Abrahams Schoß!“
    „War auch so!“ antwortete der Alte. „Sollte in Abrahams Schoß befördert werden. Der Gewehrkolben des Cornel schwebte schon über mir; da kamen diese vier Mesch'schurs und arbeiteten mich heraus. Schnelle und gute Arbeit! Könnt was von ihnen lernen, Boys!“
    „Und – ist Old Firehand wirklich dabei?“
    „Ja, da sitzt er. Seht ihn Euch an, und drückt ihm die Hand! Er hat es verdient. Denkt Euch, nur vier Mann werfen sich auf zwanzig und machen, ohne daß ihnen auch nur die Haut geritzt wird, neun Tote und sechs Gefangene, die Kugeln und Hiebe gar nicht gerechnet, welche die paar Entkommenen jedenfalls auch erhalten haben! Und eigentlich sind es nur drei Männer und ein Knabe. Könnt Ihr Euch das denken?“
    Er war bei diesen Worten vom Feuer aufgestanden. Auch die andern erhoben sich. Die Rafters blieben ehrerbietig in einiger Entfernung stehen, die Blicke auf die

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