Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
05 - Der Schatz im Silbersee

05 - Der Schatz im Silbersee

Titel: 05 - Der Schatz im Silbersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
desselben geschnallt war. In diesem Augenblick kam der Häuptling zu sich. Die Augen öffnen, tief Atem holen, aufspringen und das Messer ziehen war bei ihm eins. Da aber fiel sein Blick auf den Jäger; er senkte die Hand mit dem Messer und rief: „Old Firehand! Warst du es, der mich ergriff?“
    „Ja. Es war so dunkel, daß ich meinen roten Bruder nicht erkennen konnte.“
    „So bin ich froh. Von Old Firehand besiegt zu sein, ist keine Schande. Wäre es aber ein andrer gewesen, so hätte die Schmach so lange auf meinem Haupt gelegen, bis ich ihn getötet hätte. Mein weißer Bruder will nach Butlers Farm?“
    „Ja. Woher weißt du es?“
    „Bleichgesichter sagten es.“
    „Nach der Farm will ich später. Jetzt liegt mein Ziel am Osagenook.“
    „Wen sucht mein berühmter Bruder dort?“
    „Einen Weißen, der sich Cornel Brinkley nennt, und seine Genossen, lauter Tramps.“
    „So kann mein Bruder getrost nach der Farm mit uns reiten, denn der Rote kommt morgen hin, um sie zu überfallen.“
    „Woher weißt du das?“
    „Er selbst hat es gesagt, und Bill hörte es. Die Tramps haben heute mich und meine Osagen überfallen, acht von ihnen getötet und mich mit den übrigen gefangengenommen. Ich entkam und holte Bill und den Uncle, welche mir mit diesem weißen Engländer halfen, meine roten Brüder zu befreien.“
    „Du wurdest von fünf Tramps bis hierher verfolgt?“
    „Ja.“
    „Bill und der Uncle lagerten hier?“
    „So ist es.“
    „Und der Engländer war kurz vorher auf diese beiden getroffen?“
    „Du sagst es; aber woher weißt du das?“
    „Wir sind am schwarzen Bärenfluß aufwärts geritten und haben ihn heute früh verlassen, um an den Osagenook zu kommen. Wir fanden hier die Leichen von fünf Tramps und – – –“
    „Sir“, unterbrach ihn der Humply-Bill, „woher wißt Ihr, daß diese Männer Tramps gewesen sind? Niemand kann es Euch gesagt haben!“
    „Dieses Stück Papier hat es mir verraten“, antwortete er. „Ihr habt diese Kerls ausgesucht, das Papier aber in der Tasche des einen steckenlassen.“
    Er zog ein Stück Zeitung hervor, hielt es gegen das Feuer und las: „Ein Vergessen oder Versehen, welches man nicht für möglich halten sollte, ist jetzt durch den Kommissar des Landbureaus der Vereinigten Staaten an das Tageslicht gezogen worden. Dieser Beamte lenkte die Aufmerksamkeit der Regierung auf die erstaunliche Tatsache, daß es innerhalb der Vereinigten Staaten einen Landstrich gibt, größer als mancher Staat, der sich der Auszeichnung erfreut, ganz und gar nicht regiert und verwaltet zu werden. Dieses merkwürdige Stück Land ist ein ungeheures Viereck von 40 Meilen Breite und 150 Meilen Länge und enthält beinahe 4 Millionen Acres Land. Es liegt zwischen dem Indianerterritorium und New Mexiko, nördlich von Texas und südlich von Kansas und Colorado. Wie sich jetzt herausgestellt hat, ist dieses Land bei der öffentlichen Vermessung übersehen worden und verdankt den erwähnten Vorzug einem Fehler in der Bestimmung der Grenzlinien der benachbarten Territorien. Es ist infolgedessen keinem Staat und keinem Territorium zugeteilt, ohne Regierung irgendwelcher Form, und also auch der Jurisdiktion keines Gerichtes unterworfen. Gesetz, Recht und Steuern sind dort unbekannte Dinge. In dem Bericht des Kommissars wird dieses Land als eine der schönsten und fruchtbarsten Gegenden des ganzen Westens angegeben, vortrefflich für Viehzucht und Ackerbau geeignet. Die wenigen Tausend ‚freie Amerikaner‘, welche es bewohnen, sind aber nicht friedliche Ackerbauer oder Hirten, sondern sie bilden Banden von zusammengelaufenem Gesindel, Strolchen, Pferdedieben, Desperados und flüchtigen Verbrechern, welche sich aus allen Himmelsgegenden da zusammengefunden haben. Sie sind der Schrecken der benachbarten Territorien, in denen namentlich die Viehzüchter durch die Räubereien dieser Menschen viel zu leiden haben. Von diesen geplagten Nachbarn wird dringend verlangt, daß diesem freien Räuberstaat ein Ende gemacht werde, damit durch Einführung einer Regierungsoberhoheit dieses gesetzlose Treiben aufhören müsse.“
    Die Roten, welche diese Worte gehört hatten, blieben gleichgültig, die Weißen aber blickten sich erstaunt an.
    „Ist das wahr? Ist das möglich?“ fragte der Lord.
    „Ich halte es für wahr“, antwortete Old Firehand. „Ob dieser Bericht lügt oder nicht, ist übrigens hier Nebensache. Hauptsache ist, daß nur ein Tramp so ein Blatt so lange und so weit mit

Weitere Kostenlose Bücher