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05 - Der Schatz im Silbersee

05 - Der Schatz im Silbersee

Titel: 05 - Der Schatz im Silbersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Arapahoes befreundet?“
    „Ja. Wir haben die Beile des Krieges in die Erde gegraben.“
    „Diese beiden Stämme wohnen jenseits des Flusses und sind von hier aus in vier Stunden zu erreichen. Will mein Bruder in diesem Augenblick aufbrechen, um ihnen eine Botschaft von mir zu überbringen?“
    Der Häuptling sagte kein Wort; er trat zu seinem Pferd und stieg in den Sattel.
    „Reite hin“, fuhr Old Firehand fort, „und sage den beiden Häuptlingen, daß ich sie bitte, so schnell wie möglich mit je hundert Mann nach Butlers Farm zu kommen!“
    „Ist das die ganze Botschaft?“
    Der Osage schnalzte mit der Zunge, gab seinem Pferd die Fersen und war einen Augenblick später im Dunkel der Nacht verschwunden. Der Lord schaute höchst verwundert drein. Gehorchte so ein Krieger wirklich so unbedingt und fraglos dem Mann mit dem Salonrock? Aber dieser letztere saß auch bereits im Sattel.
    „Mesch'schurs, wir dürfen keine Minute verlieren“, sagte er. „Unsre Pferde sind zwar ermüdet, aber bis zur Farm müssen sie es noch aushalten. Vorwärts!“
    Im Nu bildete sich der Zug. Voran Old Firehand mit seinen näheren Bekannten und Jägern, dann die Rafters und endlich die wenigen Osagen mit den Pferden. Das Feuer wurde verlöscht, und dann setzten sich die Reiter in Bewegung.
    Erst ritt man langsam, dann im Trab, und als die Augen sich von dem Lagerfeuer weg an die Dunkelheit gewöhnt hatten, im Galopp. Der Lord machte sich an Bill und fragte: „Wird sich Old Firehand nicht etwa verirren?“
    „Oh, noch viel weniger als der Osagenhäuptling. Man behauptet sogar, er könne des Nachts sehen wie eine Katze.“
    „Und hat einen Gesellschaftsanzug an. Sonderbarer Heiliger!“
    „Wartet nur, bis Ihr ihn im ledernen Büffelrock seht! Da bildet er eine ganz andre Figur.“
    „Nun, Figur hat er auch so schon genug. Aber wer ist denn eigentlich die Frau, welche sich an Euch vergriffen hatte?“
    „Frau? Oh, diese Lady ist ein Mann.“
    „Wer es glaubt!“
    „Glaubt es nur immerhin!“
    „Sie wurde doch Tante genannt!“
    „Zum Scherz nur, weil er eine so hohe Fistelstimme hat und sich so eigenartig kleidet. Er heißt Droll und ist ein sehr tüchtiger Jäger. Als Fallensteller besitzt er sogar einen ganz außerordentlichen Ruf. Die Biber und Ottern drängen sich geradezu in seine Fallen. Er scheint da ein Geheimnis zu besitzen, eine Lockung, welche kein andrer hat. Doch lassen wir jetzt das Reden. Wie wir jetzt reiten, hat man seine Portion Verstand zusammenzunehmen.“
    Er hatte recht. Old Firehand ritt wie ein Teufel voran, und die andern hetzten wohl oder übel mit gleicher Schnelligkeit hinter ihm drein. Der Lord war ein leidenschaftlicher Parforcereiter und hatte schon oft seinen Hals gewagt; ein Ritt aber wie der gegenwärtige war ihm noch nicht vorgekommen. Man befand sich in dichter Finsternis, gerade wie in einem unerleuchteten Tunnel; kein Hügel war zu erkennen, auch nicht die Erde, welche die Hufe der Pferde berührten. Es war, als ob die Tiere sich in einem unendlichen, lichtlosen Schlund bewegten, und doch kein Fehltritt und kein Straucheln! Ein Pferd folgte genau dem andern und alles kam bloß auf Old Firehand an. Sein Pferd war noch nie in dieser Gegend gewesen und noch dazu ein ganz gewöhnlicher Klepper, den er hatte nehmen müssen, weil kein andrer zu bekommen gewesen war. Der Lord begann wieder Respekt vor diesem Mann zu fühlen.
    So ging es fort, eine halbe Stunde, eine ganze und noch eine ganze, mit nur kurzen Unterbrechungen, während denen sich die Pferde verschnaufen durften. Der Regen fiel noch immer hernieder, doch so dünn und leicht, daß er diese abgehärteten Männer nicht im geringsten zu genieren vermochte. Dann hörte man Old Firehand vorn rufen: „Aufgepaßt, Mesch'schurs! Es geht abwärts und dann durch eine Furt. Doch reicht das Wasser den Pferden nur bis an den Leib.“
    Es wurde langsamer geritten. Man hörte das Rauschen eines Flusses und man sah trotz der ägyptischen Finsternis die phosphoreszierende Oberfläche des Wassers. Die Füße der Reiter badeten sich in der Flut; dann erreichte man das jenseitige Ufer. Noch ein kurzer Ritt von einer Minute; dann wurde angehalten und der Lord vernahm das scharfe Läuten einer Glocke. Vor seinen Augen war es gerade noch so finster wie vorher.
    „Was ist das? Wer läutet, und wo sind wir?“ fragte er den Humply-Bill.
    „An dem Tor von Butlers Farm“, antwortete dieser.
    „Seht Ihr denn etwas von dieser Farm?“
    „Nein. Aber

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