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05 - Der Schatz im Silbersee

05 - Der Schatz im Silbersee

Titel: 05 - Der Schatz im Silbersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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haltend, bewegten sie sich langsam und vorsichtig weiter, bis er anhielt und die beiden andern bemerkten, daß er das Fahrzeug anband.
    „Wir sind zur Stelle“, raunte er ihnen zu, „jetzt warten, bis ich wiederkomme?“
    Das Ufer war hier nicht hoch. Er kroch leise hinauf. Jenseits der Büsche brannten an den beiden Mauerecken die Feuer, gegen die sich die Gegenstände in leidlich erkennbaren Umrissen abhoben. Höchstens zehn Schritte vom Ufer entfernt saßen vier Personen, die Gefangenen mit ihrem Wächter. Weiter zurück sah der Kleine die Tramps in allen möglichen Stellungen ruhen. Er kroch, ohne das Gewehr wegzulegen, weiter, bis er sich hinter dem Wächter befand. Nun erst legte er es weg und griff zum Messer. Der Tramp mußte sterben, ohne einen Laut ausstoßen zu können. Droll zog die Knie unter dem Leib heran, schnellte sich rasch auf, ergriff den Mann mit der Linken von hinten fest bei der Kehle und stieß ihm mit der Rechten die Klinge so kunstgerecht und genau in den Rücken, daß sie das Herz durchschnitt. Sich dann rasch wieder niederlassend hob er den Tramp neben sich auf den Boden. Das war so blitzschnell gegangen, daß die Gefangenen es gar nicht bemerkt hatten. Erst nach einiger Zeit sagte das Mädchen: „Pa'a, unser Wächter ist ja fort!“
    „Wirklich? Ah, ja; das wundert mich; aber bleib still sitzen; jedenfalls will er uns auf die Probe stellen.“
    „Leise, leise!“ flüsterte Droll ihnen zu. „Niemand darf einen Laut hören. Der Wächter liegt erstochen hier im Gras; ich bin gekommen, euch zu retten.“
    „Retten? Heavens! Unmöglich! Ihr seid der Wächter selbst!“
    „Nein, Sir; ich bin Euer Freund. Ihr kennt mich von Arkansas her. Droll, den sie die Tante nennen.“
    „Mein Gott! Ist's wahr?“
    „Leiser, leiser, Sir! Old Firehand ist auch da, und der schwarze Tom und noch viele andre. Die Tramps wollten die Farm plündern; wir aber haben sie zurückgeschlagen. Wir sahen, daß sie Euch ergriffen, und ich habe mich mit zwei tüchtigen Boys hergeschlichen, um Euch zunächst herauszuholen. Und wenn Ihr mir noch nicht traut, da Ihr mein Gesicht nicht sehen könnt, so will ich Euch die Wahrheit meiner Worte beweisen, indem ich Euch losbinde. Gebt Eure Fesseln her!“
    Einige Schnitte mit dem Messer, und die drei Leute befanden sich wieder im freien Gebrauch der Glieder.
    „Jetzt glauben wir Euch, Sir“, flüsterte der Farmer, welcher bis jetzt geschwiegen hatte. „Ihr sollt sehen, wie ich Euch danke. Jetzt aber wohin?“
    „Leise hinunter in den Kahn. Wir sind durch den Kanal gekommen und haben das Boot mitgebracht. Ihr steigt mit der kleinen Miß hinein und retiriert nach dem Kanal, den Ihr ja kennt, um zu warten, bis der Tanz vorüber ist.“
    „Der Tanz? Welcher Tanz?“
    „Der eben beginnen soll. Hier auf dieser Seite haben die Tramps den Fluß und gegenüber die Mauer, zwei Hindernisse, welche sie nicht beseitigen können. Rechts von uns hält Old Firehand mit einer Anzahl von Rafters und Jägern, und links wartet der Osagenhäuptling ‚Gute Sonne‘ mit einer Schar von Roten nur auf mein Zeichen zum Angriff. Sobald ich es gebe, wissen diese Leute, daß Ihr Euch in Sicherheit befindet, und dringen auf die Tramps ein, welche, von rechts und links angegriffen, und von dem Fluß und der Mauer eingeschlossen, wenn auch nicht vollständig aufgerieben, aber doch so große Verluste erleiden werden müssen, daß sie nicht daran denken können, die Feindseligkeiten fortzusetzen.“
    „Ach, steht es so? Und da sollen wir uns im Boot in Sicherheit bringen?“
    „Ja. Es stand ja zu befürchten, daß die Kerle, sobald wir sie angriffen, kurzen Prozeß mit Euch machen würden. Darum kamen wir, um vor allen Dingen erst Euch herauszuholen.“
    „Das ist ebenso brav wie kühn von Euch, und Ihr habt Euch das Recht auf unsre größte Dankbarkeit erworben; aber glaubt Ihr denn wirklich, daß mein Bruder und ich solche Memmen sind, daß wir die Hände in den Schoß legen, während ihr andern für uns kämpft und euer Leben wagt? Nein, Sir, da irrt Ihr Euch!“
    „Hm, schön! Ist mir lieb zu hören! Das gibt zwei Männer mehr für uns. Tut also, was Euch gefällt. Aber die kleine Miß darf nicht da bleiben, wo die Kugeln fliegen werden; die wenigstens müssen wir fortschaffen.“
    „Allerdings. Habt die Güte, sie im Boot nach dem Kanal zu bringen! Wie aber steht es mit den Waffen? Man hat uns die unsrigen abgenommen. Könnt Ihr uns nicht wenigstens einen Revolver, ein Messer

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