05 - komplett
gefällt.“
„Es ist sehr bequem, Ma’am, und bietet einen wundervollen Ausblick auf den See.“
Eloise ließ sich neben sie auf das Sofa sinken.
„Ich wusste, das blaue Schlafgemach würde Ihnen gefallen“, sagte Mrs Renwick zufrieden. „Und Sie werden sich freuen zu hören, dass Mr Mortimer bereits morgen zu uns stoßen wird.“
Eloise sah sie betroffen an. Offenbar schienen alle stillschweigend anzunehmen, Alex sei ihr Geliebter. Sie holte tief Luft. „Mir ist bewusst, was man über mich sagt, Ma’am, doch ich hoffe, Sie glauben mir, dass all dies haltlose Gerüchte sind. Mr Mortimer ist nur ein guter Freund, mehr nicht.“
Mrs Renwick zögerte, fragte dann aber behutsam: „Haben Sie schon überlegt, dass Ihnen eine Ehe den Schutz bieten würde, den jede Frau braucht, Lady Allyngham?
Und an Verehrern mangelt es Ihnen nun wirklich nicht.“
Eloise schüttelte den Kopf. „Sie sind sehr freundlich, aber ich möchte nicht wieder heiraten.“
„Nein, natürlich nicht. Dafür ist es noch zu früh“, erwiderte Mrs Renwick schnell.
„Und ich glaube, Lord Allyngham war ein wundervoller Mann. Es ist gewiss schwierig, jemanden zu finden, der ihm gleichkäme.“
„Ich werde gar nicht erst den Versuch unternehmen. Ein Leben als Junggesellin ist genau das, was ich möchte. Das heißt hoffentlich nicht, dass ich mich langweilen oder allein sein muss. Nur bin ich es leid, die Flatterhafte Witwe genannt zu werden.“
Mrs Renwick nickte verständnisvoll. „Sie haben recht, Lady Allyngham. Obwohl ich Ihnen sagen muss, dass der ton Sie nicht wirklich verurteilt, meine Liebe. Sie sind Witwe und niemandem gegenüber verantwortlich. Allerdings würde man sehr viel weniger über Sie klatschen, wenn Sie daran dächten, eine Gesellschafterin zu engagieren. Nun, das hat jedoch noch Zeit. Überlegen Sie es sich. Zunächst genießen Sie Ihre Zeit hier bei uns. Ich freue mich schon auf die nächsten Tage, denn wir haben dieses Mal nur unsere nettesten Bekannten eingeladen. Und da ist auch schon einer von Mr Renwicks ältesten Freunden. Major Clifton, Sie kommen gerade richtig, Sir!“
8. KAPITEL
Erschrocken drehte Eloise den Kopf zu ihm um. Hochgewachsen und elegant kam Jack Clifton in einem schwarzen Frack und heller Hose hereingeschlendert. Er wirkte gelassen und guter Stimmung, und so setzte Eloise eine Miene völliger Gleichgültigkeit auf, als er zu ihnen trat. Hinter ihm folgten weitere Gäste, die Mrs Renwick sich beeilte zu begrüßen. Eloise und Jack waren allein.
„Was machen Sie hier?“, verlangte sie zu wissen, nachdem er sich knapp vor ihr verbeugt hatte.
Er hob die Augenbrauen. „Renwick hat mich eingeladen. Soll ich mich entfernen, weil Sie mich nicht hier haben wollen? Ich bin Gast, genau wie Sie, Ma’am. Sie werden sich damit abfinden müssen.“ Er lächelte kühl. „Lächeln Sie, meine Liebe. Sie wollen doch nicht, dass man Verdacht schöpft, oder? Obwohl, in Anbetracht Ihres Rufs spielt es vielleicht gar keine Rolle.“
„Ob Sie hier sind oder nicht, ist mir entschieden gleichgültig, Major.“ Sie bedachte ihn mit einem ebenso kühlen Lächeln und ließ ihn stehen.
Mit Ausnahme von Alex Mortimer waren alle Gäste vollzählig. Beim Dinner grübelte Eloise erneut über den unbekannten Erpresser nach. Sie war fast sicher, dass er sich hier befand. Mr und Mrs Renwick schloss sie aus, ebenso – wenn auch widerwillig –
Major Clifton. Lord und Lady Parham gaben sich für ihr Leben gern dem Klatsch hin, aber keiner von beiden wäre zu einer Erpressung fähig gewesen. Dann war da noch Sir Ronald Deforge, über dessen Anwesenheit Eloise sich nicht sonderlich freute, und ein Gentleman namens Graham, der über einen bedauerlichen Hang zu äußerst geschmacklosen Westen verfügte. Neben ihr saß die Cousine ihres verstorbenen Gatten – Mrs Margaret Cromer, eine silberhaarige Dame, deren strenge Miene von ihren freundlich zwinkernden grauen Augen Lügen gestraft wurde. Am Ende des Tisches schließlich waren Mr Renwicks Schwester, deren Gatte, ein Geistlicher, und ihre beiden hübschen Töchter platziert. Eloise kannte sie nur flüchtig, doch meinte sie, sie getrost von der Liste der Verdächtigen streichen zu können.
Nach dem Dinner, als die Herren sich nach einem Glas Portwein wieder zu den Damen in den Salon gesellten, schlug einer der jüngeren Gäste vor, ein wenig zu tanzen, da es ja noch früh am Abend sei. Alle begaben sich an das andere Ende des Raums, wo das Pianoforte stand, und
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