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05 - Spiel der Intrigen

05 - Spiel der Intrigen

Titel: 05 - Spiel der Intrigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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bewältigen würde, aber
unter der Voraussetzung, dass sie keine Slangausdrücke oder grobe Redensarten
gebrauchte, würde sie trotzdem überleben. Sie dachte an den Earl und dachte an
seine Stellung in der Gesellschaft und schrieb widerstrebend seinen Namen auf
die Einladung. Emily wollte nicht so hoch hinaus, dass es gleich ein Earl für
sie sein musste. Der jüngere Sohn eines Aristokraten, ein Sir X oder ein einfacher
Landadliger würden leicht ausreichen.
    Als sich der Tag, an dem die
Abendgesellschaft stattfinden sollte, näherte, stürzte sich Emily in eine wahre
Kauforgie, und Joseph, der sie überallhin begleiten musste, jammerte, dass seine
Füße schon völlig »kaputt« seien. Sie kaufte Schmuck, sie kaufte Federn,
Handschuhe, Fächer und Seidenblumen. Sie bestellte körbeweise Treibhausblumen,
um die Zimmer zu schmücken, und weil sie nicht wusste, dass es auf einer Abendgesellschaft
normalerweise weder Erfrischungen noch Unterhaltungen gab, mietete sie sogar
eine kleine Kapelle.
    Sie war ziemlich verwundert, dass
niemand zu Besuch gekommen oder sonst in irgendeiner Weise auf ihre Einladung
reagiert hatte, nahm aber an, das sei in der großen Welt so üblich. Wenn diese
bedeutenden Leute nicht kommen würden, dann hätten sie ihr ganz bestimmt
schriftlich abgesagt. Mr. Goodenough hatte versucht, sie dadurch zu beruhigen, dass
er ihr erklärte, dass auf dem Land eben andere Bräuche herrschten.
    Der Tag, an dem die Gesellschaft
stattfinden sollte, war niederdrückend. Aus dem trüben Himmel nieselte es
unablässig. Emily musste gegen den Gedanken, dass das Wetter ein böses
Vorzeichen sei, ankämpfen. Sie war jedenfalls bereit, alles, was in London Rang
und Namen hatte, zu empfangen, und die Diener gingen ruhig und ohne Aufregung
ihrer Arbeit nach. Es war bloß gut, dass Emily die erregte Diskussion in ihrem
Aufenthaltsraum nicht hören konnte.
    »Ich glaube wirklich nicht, dass die
arme Miss Goodenough weiß, was sie tut«, begann Mrs. Middleton. »Sie sagt, dass
sie mindestens hundert Leute erwartet. Wie sollen wir denn einhundert Leute in
dieses winzige Haus bekommen?«
    »Drängeleien sind Mode«, sagte
Rainbird. »Die Gesellschaft hält eine Abendeinladung dann für gelungen, wenn
gedrängelt, geschubst und aufeinander herumgetrampelt worden ist.«
    »Aber was mich bekümmert«, sagte
Mrs. Middleton, und ihre Nase zuckte vor Gram, »ist,, dass ich nicht glaube, dass
unsere Miss Emily jemanden kennt. Bisher hat sie doch kein Mensch außer diesem
Fleetwood besucht, und der ist nur gekommen, weil er das Haus schließlich doch
noch mieten wollte.«
    »Das ist richtig«, stimmte Joseph
zu, der gerade hereinkam und das Ende von Mrs. Middletons besorgten Worten
mitbekommen hatte. »Ich komme vom >Running Footman< und Luke sagt —«
    »Luke sagt, Luke sagt«, äffte Jenny
ihn nach.
    »Er weiß, wovon er spricht«, sagte
Joseph beleidigt. »Er hat mit Lord Fleetwoods Butler Giles gesprochen, der
gerade vom Land gekommen ist, weil Seine Lordschaft ein Haus in der Park Lane
gemietet hat. Giles sagt, sein Herr hat die Einladung von Miss Goodenough
bekommen, und er hat zufällig gehört, wie Lord Fleetwood zu seinem Freund Mr.
Fitzgerald sagte: >Ich halte es für klüger, nicht hinzugehen.< Und dann
hat Luke noch gesagt, dass Lord und Lady Charteris es anmaßend von Miss
Goodenough finden, ihnen Einladungen zu schicken, wo sie weder sie noch irgend
jemand anders  kennt. Und Lord Franklands Kammerdiener sagt, dass sich
jedermann fragt, wer dieses Fräulein Neureich ist, und dass Brummell neulich
bei White gesagt hat: >Ich gehe nicht hin. Für mich sind sie nicht gut genug.<
Was alle ungeheuer lustig fanden.«
    »Aber Miss Emily hat ein Vermögen
für Essen und Blumen und Musik ausgegeben«, sagte Mrs. Middleton. »Ich wollte
ihr sagen, dass alle diese Dinge für eine Abendgesellschaft nicht notwendig
sind, aber sie war ziemlich abweisend und hochmütig, und ich wollte ihr nicht
vorschreiben, was sie zu tun hat.«
    »Ja, sie ist wieder sehr unnahbar
und frostig«, sagte Rainbird. »Ich frage mich, was ihren Sinneswandel bewirkt
hat. Sie schien meine Entschuldigung akzeptiert zu haben, aber am nächsten Tag
hat sie mich angeschaut, als ob ich direkt aus der Kloake käme.«
    »Ich glaube, ich weiß warum«, sagte
Alice langsam.
    »Sag schon, Alice«, drängte Jenny.
»Was ist passiert?«
    Es entstand eine lange Pause,
während sie darauf warteten, dass Alices Hirn zu arbeiten begann.
    Dann sagte Alice: »Sie hat

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