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05 - Spiel der Intrigen

05 - Spiel der Intrigen

Titel: 05 - Spiel der Intrigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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war neu, roter Plüsch mit
Goldtressen.
    »Ja, Mr. Luke«, sagte Lizzie und
wollte weitereilen, da sie Luke nicht mochte und fand, dass er auf Joseph einen
schlechten Einfluss ausübte.
    Als sie sich umdrehte, bemerkte Luke
Lizzies glänzende Haarfülle und ihre hübsche Figur.
    »Wart ein bisschen, Lizzie«, sagte
er. »Du siehst neuerdings sehr schön aus. Wie eine kleine Lady.«
    »Danke«, flüsterte Lizzie und wich
seinem frechen Blick aus. »Wie wär's denn, wenn du mal mit mir abends ausgehen
würdest?« fragte Luke.
    Lizzie war menschlich genug, vor
Freude zu erröten. Es war eine große Ehre für ein Küchenmädchen, von einem
ersten Lakaien ausgeführt zu werden.
    Obwohl sie nicht die Absicht hatte,
mit Luke auszugehen, wollte sie ihn nicht dadurch verärgern, dass sie sein
Angebot sofort ausschlug.
    »Ich müsste Mr. Rainbird um
Erlaubnis fragen«, sagte sie. »Wir haben neue Mieter und sehr viel zu tun.«
    »Ich frage den alten Rainbird«,
entgegnete Luke grinsend. »Sag ihm, dass er mit mir rechnen soll.«
    Lizzie machte noch einen Knicks und
rannte dann auf Nummer 67 zu.
    Nettes kleines Ding, dachte Luke.
Sie muss mir dankbar sein für die Ehre.
    Mr. Rainbird wird ihn wegschicken,
dachte Lizzie, aber sie glühte immer noch vor Freude über das Kompliment.

Viertes Kapitel

    Miss Emily Goodenough hatte noch
nicht begriffen, dass man ein Niemand war, wenn man niemanden kannte.
    Unterstützt von Mr. Goodenough las
sie die Gesellschaftsspalten der Zeitungen und überlegte, wen sie zu ihrer
ersten Abendgesellschaft einladen wollte.
    Sie sehnte sich danach, in diese
glitzernde Welt der Gesellschaft, die sie umgab, wenn sie in der Begleitung
von Joseph spazierenging, einzutauchen. Und wenn sie zu Hause war und Zeitschriften
und Zeitungen las, dann machte es sie rasend, von draußen die Geräusche und das
Gelächter der Leute zu hören, die Besuche machten und Besuche empfingen und in
den Park fuhren. Es machte sie wütend, am Fenster zu stehen und zu beobachten,
wie die Damen, mit funkelndem Schmuck behängt, zu Bällen aufbrachen, und zu
wissen, dass alle diese Angehörigen der großen Welt noch keine Ahnung von Miss
Goodenough hatten.
    Mr. Goodenough kannte sich gut aus
mit den Namen der bedeutenden Persönlichkeiten, da er sie sich alle eingeprägt
hatte, als er in Cumberland in Stellung war. Deshalb hatte er auch den Namen
des Earl auf der Stelle erkannt. Aber wie Emily nahm er an, dass ein üppiges
Fest genügte, um Unmengen von Gegeneinladungen ins Haus flattern zu lassen. In
ihrer Naivität dachten die ehemaligen Diener, es sei ausreichend, viel Geld zu haben.
    »Sollen wir den Earl of Fleetwood
einladen?« fragte Emily eines Abends.
    »Auf alle Fälle«, meinte Mr.
Goodenough. »Er ist eine bedeutende Autorität in der feinen Gesellschaft.«
    Emily zögerte, bevor sie eine der
vornehmen Karten mit dem Aufdruck »zu Hause« hervorzog — denn man sprach zwar
darüber, dass man Leute zu einer Abendgesellschaft einlud, aber auf der
Einladung selbst stand nur schlicht, dass der und der an einem bestimmten Abend
zu Hause sei. Wenn sie an den Earl dachte, fühlte sie sich unbehaglich. Sie
verfluchte ihren sprachlichen Fauxpas.
    In der Hoffnung, dass es ihre Nichte
zur Kammerzofe bringen würde, hatte Emilys Tante, Miss Cummings, Emilys Aussprache
so weit bereinigt, dass diese ihren weichen cumbrischen Dialekt mit dem
Zäpfchen-R ablegte, aber sie hatte ihren Wortschatz nicht verbessert. Miss
Cummings hatte die schlechte Angewohnheit gehabt, breit und derb zu sprechen,
wenn sie zuviel Gin getrunken hatte, und als Emily heranwuchs, hatte sie sich
nichts dabei gedacht, die Lieblingsausdrücke ihrer Tante nachzuplappern. Obwohl
Mr. Goodenough sich sehr bemüht hatte, sie ständig zu korrigieren, hatte Emily
doch das Gefühl, dass diese schrecklich groben Redensarten immer auf der Lauer
lagen und darauf warteten, im falschen Moment herauszuspringen.
    Es gab ja so unendlich viel mehr zu
lernen, als sie in Bath geahnt hatte. Sie lauschte begierig den Unterhaltungen
der jungen Londoner Debütantinnen, wenn sie auf der Oxford Street ihren
Einkaufsbummel machten, und war erstaunt, dass es offenbar zum guten Ton
gehörte, in einer Art Babysprache zu lispeln. Aus »hast du« wurde »hatdu«, aus
spazierengehen »ata ata gehen«, und Ausfahrten wurden als »Hätschelstündchen im
Park« bezeichnet. Es war alles sehr verwirrend. Sie machte sich keine Hoffnung,
dass sie das seltsame Kauderwelsch in der kurzen Zeit

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