05 - Spiel der Intrigen
Sie
nicht hin. Ich weiß zufällig, dass da heute abend eine Gesellschaft
stattfindet, und der Butler wird keine Zeit haben, sich mit Ihnen zu
unterhalten. Er versucht ganz einfach, unbezahlte Hilfe zu bekommen.«
»Im Gegenteil, Mylord«, sagte Giles,
»er rechnet nicht damit, dass er überhaupt arbeiten muss. Es ist stadtbekannt,
dass niemand an Miss Goodenoughs Abendgesellschaft teilnehmen wird.«
»Und warum nicht?«
»Weil keiner je etwas von ihr gehört
hat. Vielleicht würden sie kommen, wenn sie wüssten, dass sie in Wirklichkeit
eine ausländische Prinzessin ist..., aber man hält sie leider nur für eine
Unbekannte. Mr. Brummell soll gesagt haben, dass Miss Goodenough für ihn nicht
gut genug sei. Man sagt, der ganze Club habe gelacht.«
»Genug! Das Geschwätz interessiert
mich nicht. Sie können gehen.«
»Und kann ich heute abend freinehmen
?«
»Die arme kleine Miss Goodenough«,
murmelte Fitz. »Damit ist es klar. Wenn keiner der Eingeladenen hingeht, dann
wird sie froh darüber sein, wenigstens jemanden zu sehen, der nicht eingeladen
ist. Ich gehe hin. Ist sie wirklich eine Prinzessin, was meinst du?«
»Auf keinen Fall«, sagte der Earl.
»Also gut, Fitz. Wir gehen beide hin, aber ich bleibe nicht länger als zehn
Minuten. — Sie können heute abend freibekommen, Giles, aber Sie dürfen nicht
arbeiten, und wenn die Diener in der Clarges Street beschäftigt sind, dann
kommen Sie wieder hierher zurück.«
»Jawohl, Mylord«, sagte Giles.
»Er ist ein guter Mann«, sagte der
Earl, nachdem sein Butler hinausgegangen war. »Aber er kennt sich in London
nicht aus, und ich möchte nicht, dass ihn irgendwelche Londoner Diener auf
Abwege führen. Wenigstens klatscht er nicht.«
»Und wie bist du mit dem alten
Grummelkopf zurechtgekommen?« fragte der erste Lakai, Silas, als Giles den
Aufenthaltsraum der Diener betrat.
»Ich habe ihn dazu gebracht,
hinzugehen«, sagte Giles triumphierend. »Und ich habe den Abend frei, so dass
ich mir den Spaß anschauen kann. Es ist mir gelungen, die Bemerkung mit der
Prinzessin so nebenbei fallenzulassen. Hör zu, Silas, wir wollen dem Rainbird
ein bisschen weiterhelfen. Geh nach nebenan und schwatz ein wenig mit den
Dienern von Lord Allington . . .«
Rainbird, Joseph und Angus arbeiteten
umschichtig im Running Footman, dem Pub für die besseren Diener, und redeten
und redeten. Wie die Wellen, wenn ein Stein in einen Teich geworfen wird,
immer größere Kreise ziehen, so breitete sich auch der Klatsch aus, als Diener
mit Dienern sprachen und diese Diener dann mit ihren Herrschaften.
Mrs. Middleton hatte sich mit Emily
zurückgezogen und wurde so herausgeputzt, dass sie aussah wie die Gefährtin
einer ausländischen Prinzessin. Sie trug eine Kombination aus ihrer eigenen und
Emilys Garderobe, ein purpurrotes Kleid und einen Turban in derselben Farbe
und eines von Emilys neuen Diamanthalsbändern. Emily wusste nicht, dass
Diamanten ganz und gar »unangebracht« waren. Alles, was nicht mehr in Mode war,
wurde als unangebracht bezeichnet.
Mrs. Middleton sah so beeindruckend
und gleichzeitig so vertrauenerweckend aus, dass Emily beschloss, sie um Hilfe
zu bitten. »Meine Mutter war eine wirkliche Dame, Mrs. Middleton«, log sie,
»aber sie hat mich erst zur Welt gebracht, als sie schon Anfang vierzig war.
Infolgedessen war ihre Sprechweise ein bisschen gewöhnlich — als Mama jung war,
war es modern, gewöhnlich zu sein —, und mir unterlaufen unglücklicherweise
immer wieder Ausrutscher. Bitte passen Sie auf, wenn ich mich vergessen sollte,
damit ich mich nicht blamiere.«
Mrs. Middleton war gern damit
einverstanden. Insgeheim hatte sie aber genausoviel Lampenfieber wie Emily und
hoffte, dass der Klatsch wirkungslos blieb und keiner zu der Abendgesellschaft
kam.
Fünftes Kapitel
»Wird sie dich erwarten, was meinst
du?« fragte Fitz, als er mit dem Earl die Curzon Street entlangschlenderte.
»Ich weiß es nicht, mein Lieber.«
»Aber du hast doch auf ihre
Einladung geantwortet?«
»Ich antworte nie auf Einladungen,
es sei denn, sie sind zum Abendessen. Ich gehe entweder hin oder nicht.«
»Ich gestehe, dass ich ein bisschen
aufgeregt bin«, sagte Fitz. »Ist sie wirklich so schön?«
»Miss Goodenough ist außergewöhnlich
schön und auch sonst sehr ungewöhnlich.«
»Was soll diese lächerliche
Geschichte mit der Prinzessin bedeuten?«
»Ach, das ist ein gängiger Trick«,
sagte der Earl. »Wenn eine Gastgeberin fürchtet, dass keiner zu ihrem
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