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05 - Spiel der Intrigen

05 - Spiel der Intrigen

Titel: 05 - Spiel der Intrigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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einen Blick durch das Geländer an der Außentreppe auf den Earl zu
werfen, als dieser das Haus verließ, und er erklärte, er habe »so kalt
ausgesehen wie der Kabeljau von der letzten Woche«.
    »Wir wollen einen solchen Menschen
ja gar nicht hier haben«, meinte Joseph, der etwas verweichlichte Lakai. »Ich
habe mit Luke gesprochen, und er hat mir Sachen über ihn erzählt ...« Luke war
der erste Lakai in Lord Charteris' Stadthaus nebenan.
    »Was zum Beispiel?« fragte Angus
MacGregor, der schottische Koch.
    »Zum Beispiel, dass er verheiratet
war und seine arme Frau totgeschlagen hat«, sagte Joseph.
    »Meiner Seel!« rief Mrs. Middleton
aus, und ihr etwas bleiches, ängstliches Gesicht rötete sich vor Schrecken.
»Wann war das?«
    »Vor acht Jahren«, sagte Joseph, der
seinen affektierten Tonfall aufgab, während er den Schnorrer, den Küchenkater,
von seinem Schoß herunter auf den Boden setzte, seine Ellbogen auf den Tisch
stützte und sich auf einen gemütlichen Plausch einrichtete.
    »Er war noch gar nicht lange
verheiratet«, sagte Joseph, »als sie drunten in ihrem Haus in Sussex waren.
Seine Frau war im Wald beim Haus mit ihrem kleinen Hund spazieren. Da hörten
die Diener furchtbare Schreie und Schläge aus dem Wald, und ihr Hund kam ganz
alleine nach Hause gelaufen. Sie sind in den Wald gerannt und haben sie
gefunden, ganz blutig, erschlagen. Es war furchtbar.«
    »Und wie kamen sie darauf, dass es
Seine Lordschaft war?« fragte Rainbird höhnisch.
    »Bevor sie gestorben ist«, sagte
Joseph, »hat sie ihre schönen blauen Augen zum Himmel gedreht und >Peter<
gemurmelt. Das ist der Vorname des Earl, darauf schwöre ich.«
    »Warum wurde der Earl dann nicht in
den Tower gebracht?« fragte Lizzie.
    Joseph schaute sie von oben herab
an. Er erwartete immer noch von Lizzie, dass sie andächtig an seinen Lippen
hing, obwohl ihm das Mädchen in letzter Zeit nicht mehr ganz so unkritisch
ergeben zu sein schien. Bevor er ihr antwortete, bemühte er sich wieder um
einen feinen Tonfall.
    »Weil«, sagte er schließlich
hochmütig, »er ein Angehöriger der Aristokratie ist, deshalb. Sie können sich
alles erlauben. Außerdem, so sagt Luke, war der Earl irgendwo auf der Jagd.«
    »Dann kann er es nicht gewesen
sein«, sagte Jenny, das Stubenmädchen, das nicht viel für Luke übrig hatte,
schnippisch.
    »Aber es war ein dunkler Tag, und
eine Zeitlang hat ihn keiner im Jagdgebiet gesehen«, antwortete Joseph
triumphierend. »Sie haben nicht genug Beweise gehabt, um ihn zu hängen, aber
jeder weiß, dass er es war, sagt Luke.«
    Rainbird warf einen Blick auf Mrs.
Middletons entsetztes Gesicht. Die Geschichte von dem Mord hatte sie einer Ohnmacht
nahe gebracht.
    »Ich kenne Luke gar nicht anders,
als dass er einen Haufen Lügen erzählt«, sagte er rundheraus.
    Von draußen kam ein dunkles Grollen,
das das Haus bis in die Grundfesten erschütterte.
    »Was ist das?« rief Jenny. »Ein
Gewitter?«
    »Nein«, sagte Rainbird. »Kohle. Wir
haben schon so lange keine Lieferung mehr bekommen, dass du ganz vergessen
hast, wie sich das anhört. Joseph, geh hinauf und überzeuge dich davon, dass
der Deckel wieder über dem Kohlenloch befestigt wird. Palmer will, dass wir in
allen Räumen Feuer machen, so wird es hier wenigstens auf seine Kosten warm.«
    Joseph stolzierte mit vor Empörung
steifem Rücken hinaus. Er war sichtlich der Meinung, dass die Überprüfung von
Kohlenlochdeckeln weit unter seiner Würde war.
    Lizzie stützte ihr spitzes Kinn auf
die Hände und schaute den Butler mit ihren großen, stiefmütterchenbraunen Augen
an. »Wissen Sie was, Mr. Rainbird«, sagte sie. »Ich finde, dass der Earl wie
ein wirklich feiner Herr aussieht. Ich mag ihn nicht, weil ich enttäuscht bin
und so, aber Lukes Geschichte kann ich nicht glauben. Ich finde, Lord Fleetwood
sieht freundlich aus.«
    »Aber er tat so geringschätzig«,
sagte Jenny. »Und er hat uns nicht einmal angeschaut. Es war, als ob wir gar
nicht vorhanden wären.«
    »Nun, wir sind es auch nicht«, sagte
Rainbird einsichtig, »was die oberen Zehntausend betrifft. Wir sind verwöhnt,
weil wir ein paar Mieter hatten, die anders waren. He, hallo! Du hast uns wohl
vergessen! Warum schickst du uns keinen Mieter, o Herr!«
    »Das ist Gotteslästerung«, empörte
sich Mrs. Middleton.
    »Das ist ein echtes Gebet«, sagte
der Butler, und ein Lächeln hellte sein kluges Komödiantengesicht auf. Angus
MacGregor schälte gerade Kartoffeln. Rainbird lehnte sich über ihn,

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