050 - Als der Silberdämon starb
ich dem Frieden immer noch nicht. Ich mußte mich erst an diesen neuen Begleiter gewöhnen.
Es waren nur noch wenige Autos unterwegs. Ich kam zügig voran.
Hin und wieder streifte ich den weißen Vampir mit einem kurzen Blick. Er saß da, als wäre er nicht fähig, sich zu bewegen.
Als ich in die Chichester Road einbog, spürte ich die Müdigkeit, die in meinen Knochen steckte. Vor dem Haus Nummer 22 stoppte ich meinen weißen Peugeot 504 TI, stieg aus, öffnete das Garagentor und fuhr hinein.
Wenig später wollte ich die Haustür aufschließen, doch das war nicht nötig.
Ich hatte den Schlüssel noch nicht im Schloß, da öffnete mir Mr. Silver.
Er sah Boram, und mir fielen die winzigen Funken in seinen perlmuttfarbenen Augen auf. Er hätte den weißen Vampir mit zwei Feuerlanzen zerstört, wenn ich ihn nicht daran gehindert hätte.
»Stopp, Silver!« rief ich. »Das ist nicht nötig!«
Wir traten ein. Der Ex-Dämon wies auf mein Gesicht. »Du siehst aus, als hätte dich jemand mit Brennesseln geschlagen.«
»Das war er«, sagte ich, mit dem Daumen auf den Nessel-Vampir zeigend. »Ich habe dir eine Menge zu erzählen.«
Wir begaben uns in den Living-room. Boram blieb so lange stehen, bis ich ihm befahl, sich zu setzen.
»Der Bursche ist gut erzogen«, stellte Mr. Silver sarkastisch fest.
»Woher hast du ihn?«
Ich goß mir einen Pernod ein und nahm mit dem Glas in der Hand in einem bequemen Sessel Platz. Der Hüne mit den Silberhaaren ließ den Nessel-Vampir nicht aus den Augen.
»Sein Name ist Boram«, sagte ich.
»Wie kommst du an einen Vampir, Tony?«
»Er ist ein weißer Vampir, steht also auf unserer Seite.«
Der Ex-Dämon wies abermals auf mein Gesicht. »Du sagtest vorhin, daß er es war. Wie würdest du wohl aussehen, wenn Boram nicht auf unserer Seite stünde?«
Ich berichtete Mr. Silver, was sich ereignet hatte. Es war viel, deshalb beschränkte ich mich auf das Wesentliche.
»Ist beachtlich, was du alles in dieser kurzen Zeit erfahren hast«, sagte der Hüne beeindruckt. »Ich wollte, ich wüßte jetzt, wo Mago ist.«
»Auch wenn du das Höllenschwert noch nicht besitzt, sollten wir alles daransetzen, Loxagons Grab ausfindig zu machen«, meinte ich.
»Kaddo ist die erste Sprosse der Leiter.«
»Er wird uns die zweite Sprosse zeigen«, bemerkte ich.
Mir fiel auf, daß sich die Miene des Ex-Dämons verdüsterte. Ich fragte ihn nach dem Grund, und er sprach über unseren guten Freund Lance.
»Oda war hier…« Er unterbrach sich. »Vicky hat übrigens angerufen. Sie bleibt noch über Nacht in Coventry und kommt morgen früh nach Hause.«
Meine Freundin hatte beruflich in Coventry zu tun.
»Was sagt Oda?« wollte ich wissen.
»Lances Zustand ist besorgniserregend. Roxane müßte ihn wecken, aber Roxane wird von Metal gefangengehalten.«
Ich sah meinen Freund überrascht an. »Seit wann weißt du das?«
Mr. Silver erzählte von der Botschaft, die ihm der Silberdämon übermittelt hatte. Als ich erfuhr, daß Metal die Hexe aus dem Jenseits zu Arma machen wollte, daß es ihm zur Hälfte schon gelungen war, bekam ich eine Gänsehaut.
»Woher kam die Botschaft?« fragte ich den Ex-Dämon.
»Ich versuchte es herauszubekommen, hatte aber leider keinen Erfolg.« Mr. Silver schüttelte den Kopf. »Ich gab es Oda gegenüber nicht zu, aber es sieht nicht gut aus für Roxane und Lance, Tony.«
»Kommst du morgen mit nach Cornwall?« fragte ich den Hünen.
»Ich entscheide mich morgen«, antwortete Mr. Silver. »Du müßtest Kaddo ja nicht allein besuchen«, sagte er und streifte den weißen Vampir mit einem kurzen Blick. »Boram würde dich nach Cornwall begleiten. Ich weiß nur nicht, ob ich in diesem Fall beruhigt sein kann.«
»Hast du einen Grund, ihm zu mißtrauen?«
»Immerhin hat ihn ein Zauberer geschaffen.«
»Und umgedreht«, sagte ich.
»Es müßte so vieles auf einmal erledigt werden«, brummte der Ex-Dämon. »Roxane sollte gefunden werden, bevor sie zu Arma wird. Sie müßte Lance helfen, damit er nicht stirbt. Es wäre aber auch wichtig, zu erfahren, wo sich Loxagons Grab befindet. Mago sollte endlich das Höllenschwert verlieren… Wo sollen wir zuerst beginnen, Tony?«
»Wenn du eine Möglichkeit siehst, herauszufinden, wohin Metal Roxane verschleppt hat, mußt du diesen Weg einschlagen«, sagte ich. »Inzwischen nehme ich mir Kaddo vor.«
Boram saß da, als ginge ihn all das nichts an. Ich wäre in dieser Nacht wohl nicht zu Bett gegangen, wenn ich nicht gewußt
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