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050 - Das Kind der Hexe

050 - Das Kind der Hexe

Titel: 050 - Das Kind der Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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Diensten stand. Da er diesem Dr. Wright – den Nancy bei sich nur als Zwerg titulierte – aber alle Vollmachten gegeben hatte, konnte sie gegen diese Diskriminierung nichts unternehmen. Aber es war nicht nur gekränkter Stolz, der sie den Zwerg hassen und auch fürchten ließ. Er hatte es innerhalb einer einzigen Nacht geschafft, die ganze Station derart zu verändern, das sie ihr fremd geworden war. Die seit fünfzehn Jahren vertraute Umgebung erschien ihr auf einmal so eigenartig, als sei sie zum ersten Mal hier. Zwar stand noch immer alles an seinem Platz, und wenn sie den gekachelten Gang hinunterblickte, dann schien er denselben Anblick zu bieten wie seit Jahr und Tag …
    Und doch – die Ausstrahlung der Dinge war eine andere. Sie waren nicht mehr steril, unpersönlich und doch vertraut. Auf einmal schienen sie mit geballter Energie geladen, schienen wie unter elektrischer Spannung zu knistern. Ja, alles war elektrisierend, selbst die Luft – unheimlich. Als Nancy in der Morgendämmerung aus der Station schleichen wollte – sie schlich sich tatsächlich wie ein Dieb durch den Korridor –, um ihre Unterkunft im Schwesternhaus aufzusuchen, da ging plötzlich die Tür zu Professor Marlowes Büro auf.
    Der Zwerg stand darin. Sein Kopf reichte nicht einmal bis zur Klinke. »Oberschwester!«
    Sie zuckte beim Klang seiner quakenden Stimme zusammen. Am liebsten wäre sie davongerannt. Aber aus irgendeinem Grund hatte sie nicht den Mut dazu. Sie wäre sich auch lächerlich vorgekommen. Der Zwerg machte einen Schritt zur Seite und wies einladend ins Büro. Als Nancy es betrat, sah sie in Professor Marlowes Ohrensessel eine fremde Frau in einer Schwesterntracht sitzen.
    »Das ist Schwester Margarita«, erklärte der Zwerg. »Sie hat von nun an die Aufsicht über alle unsere Patienten und Patientinnen – bis auf eine. Coco Zamis wird weiterhin von Ihnen betreut, Oberschwester. Bei Ihnen ist sie am besten aufgehoben.«
    »Tag, mein Kind«, sagte die fremde Frau in der Schwesterntracht. Sie war von zauberhafter Schönheit. Sie wirkte erhaben, als stünde sie über allen Dingen – über allen! Sie hatte etwas Abstoßendes und doch Faszinierendes an sich. Sie war überirdisch und unnahbar – und doch schien sie alles magnetisch an sich zu ziehen. Hinter Nancy fiel die Tür ins Schloss.
    »Sie werden weiterhin Ihren Dienst versehen wie bisher – als sei überhaupt nichts Außergewöhnliches vorgefallen, Nancy, mein Kind«, sagte ›Schwester Margarita‹, die alles andere als eine Krankenschwester war. »Seien Sie doch nicht so ängstlich! Sie brauchen nur zu tun, was wir von Ihnen verlangen. Dann wird Ihnen nichts geschehen. Und keine Angst – Sie werden tun, was ich will.«
    Plötzlich veränderte sich der Gesichtsausdruck der Fremden. Ohne den Blick von Nancy zu lassen, sagte sie an den Zwerg gewandt: »Wie gefällt sie dir, Basil?«
    Zum Glück für Nancy ließ ein gnädiges Schicksal sie alles vergessen, was danach geschah.

    Frank Gilmore hörte manchmal nachts das Kreischen der Räder, und dann war ihm, als spürte er wieder den Stoß, den ihm die Kühlerhaube des Rolls-Royce versetzt hatte. Er litt nur unter diesen Albträumen. Körperliche Schmerzen hatte er keine. Warum war er dann verschnürt wie ein Paket, einbandagiert wie eine Mumie? Er konnte durch schmale Augenschlitze sehen. Und was er gesehen hatte, versetzte ihn in Panik: ein Krankenzimmer, das nach Lysoform stank. Unter der weißen Decke ragten seine beiden Gipsbeine hervor.
    … Gummi rieb mit infernalischem Geräusch über den Asphalt, etwas wie Hammer und Amboss zugleich traf ihn, schleuderte ihn fort …
    »Schwester!«
    »Nur ruhig, Frank!«, sagte eine vertraute Stimme. »Es ist ja alles in Ordnung. Du bist in guter Obhut, Frank.«
    »Schwester …«
    Er öffnete die Augen, aber er sah seine Umgebung nur noch verschwommen. Er sog die Luft durch die Nase ein. Es roch nun nicht mehr nach Lysoform, sondern mehr nach Schwefel und verbranntem Ozon.
    »Ich bin Schwester Margarita«, flüsterte ihm die vertraute Stimme zu. Vor seinen Augen tanzte ein helles Oval, festigte seine Formen und Umrisse. Ein Mund, eine Nase und Augen bildeten sich. Der Mund lächelte seltsam, und die Augen sprühten Feuer. Und er erkannte das Gesicht. Es war das der Voisin. Er schnellte in seinem Bett hoch – und das verursachte ihm überhaupt keine Mühe. Seine Glieder waren nur etwas schwach, und seine Muskeln waren kraftlos – aber er hatte den Eindruck, völlig

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