050 - Das Kind der Hexe
ist es nur wichtig, dass Sie niemanden entkommen lassen«, erwiderte Coco. »Sie haben wohl selbst schon bemerkt, dass diese Leute einem Teufelskult angehören. Passen Sie vor allem auf den Zwerg auf. Die Morde gehen auf sein Konto.«
»Welcher Zwerg?«, erkundigte sich ein Beamter, der gerade zu ihnen stieß.
»Er ist nur einen Meter groß und hat ein Greisengesicht!« Coco schrie es fast.
Der Beamte schüttelte den Kopf. »Nein, ein solches Monstrum ist nicht dabei.«
Coco taumelte mit einem Aufschrei zurück.
Dorian packte den Inspektor. »Wir müssen sofort zu den Hamptons! Bringen Sie uns hin! Unser Kind ist in Gefahr!«
Es war leicht für ihn, sich vor den Polizisten zu verstecken. Zum Glück wartete er solange, bis er vom Inspektor hörte, wo Hunter in jener Nacht gewesen war, in der seine Frau ermordet worden war.
Es lebe der Tod!
Somit wusste er auch, wo Coco ihr Kind geboren hatte. An diesem Ort musste es immer noch versteckt sein. Und er würde seine Bestimmung doch noch erfüllen können. Es erwies sich wieder, wie vorteilhaft seine geringe Größe war. Er konnte den Polizisten zwischen den Beinen entwischen. Einmal aus dem Gebäude, würden sie seine Spur nicht mehr finden.
Im Park stand ein Krankenwagen. Der Fahrer saß abwartend hinter dem Lenkrad und rauchte lässig. Basil kletterte auf der anderen Seite durch das offene Fenster in den Wagen. Als der Fahrer herumfuhr, blickte er auf die Spitze eines Stiletts.
»Fahr los!«, quakte der Zwerg. »Und fahre, als sei der Teufel hinter dir her!«
Um die Lippen des Fahrers zuckte es spöttisch. Doch ein blitzschnell geführter Schnitt über den Handrücken ließ den Fahrer erkennen, dass mit dem Zwerg nicht zu spaßen war. Ohne weitere Aufforderung startete er den Wagen und fuhr los.
»Nach Croydon, Pidgeon Street 30«, befahl Basil, als sie das Tor passiert hatten.
Der Fahrer gab sein Bestes.
Der Zwerg war mit ihm zufrieden. Er hockte wachsam auf dem Beifahrersitz, das Stilett hochhaltend. Als sie in die Pidgeon Street kamen, dirigierte der Zwerg den Wagen in eine dunkle Seitenstraße. Er merkte, dass der Fahrer Todesängste ausstand und mit allem rechnete.
»Anhalten!«, befahl Basil.
Der Fahrer trat auf die Bremse und riss gleichzeitig die Wagentür auf, um sich durch rasche Flucht zu retten. Doch der Zwerg reagierte schneller.
»Es lebe der Tod!«, quakte er vergnügt vor sich hin, als er zur Pidgeon Street zurückrannte und dabei die blutige Klinge an seiner Hose abwischte.
Es lebe der Tod! Ja, ja, er würde in dieser Nacht noch reichlich ernten dürfen.
Da war das Haus. Hinter allen Fenstern war es dunkel. Der Zwerg kletterte flink über den Gartenzaun. Plötzlich verharrte er, als er im Haus das Läuten eines Telefons hörte. Beim dritten Läuten ging im oberen Stockwerk hinter einem Fenster das Licht an. Verhaltene Stimmen wurden laut. Durch das offene Schlafzimmerfenster war das Knarren eines Betteinsatzes zu hören. Und dann wurde im Stiegenhaus das Treppenlicht angeknipst. Der Zwerg hatte ein Kellerfenster erreicht und schlug mit dem Griff des Stiletts das Glas ein. Das weithin hörbare Klirren störte ihn nicht. Er war am Ziel. Nur noch wenige Meter trennten ihn von seinem Opfer. Es war in diesem Haus. Ha, diese Narren! Sie wollten klüger sein als er! Durch das Fenster klettern, den Keller flink durcheilen, die Treppe hinauf, sich auf die Zehenspitzen stellen, die Klinke niederzudrücken, die Tür langsam öffnen – das alles ging in Sekundenschnelle vor sich.
Er lauschte.
»… jawohl, Mr. Hunter … Nein, Mr. Hunter, wir lassen niemanden ein … Ich werde sofort nach dem Jungen sehen. Er schläft. Es geht ihm gut. Er ist ganz still …«
Bald für immer. Es lebe der Tod!
Nachdem der Mann den Hörer auf die Gabel gelegt hatte, sprang Basil in den Korridor hinaus, ohne dabei ein Geräusch zu verursachen. Er sah einen Mann, der ihm den Rücken zuwandte. Jetzt drehte er sich langsam um. Basil ging hinter einer Kommode in Deckung.
»Ethel! Ethel, schnell! Wir müssen nach dem Kind sehen!«, rief der Mann. Er rannte an Basils Versteck vorbei zur Treppe und diese hinauf. Der Zwerg hatte einen kurzen Blick auf sein Gesicht werfen können. Der Mann war noch nicht vierzig, aber sein Gesicht war von Sorge und Angst gezeichnet.
»Ethel, mein Gott, wie furchtbar!«
Mr. Hampton hatte das obere Ende der Treppe erreicht.
Basil verließ sein Versteck und folgte ihm die Treppe hinauf. Als er das obere Stockwerk erreichte, sah er den
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