050 - Das Kind der Hexe
Mann durch eine Tür verschwinden. Aus einer anderen kam eine Frau. Sie war recht hübsch, wenn sie in ihrem einfachen Nachthemd auch nicht gerade attraktiv aussah.
»Was ist denn in dich gefahren, John?«, rief sie verstört. »Mitten in der Nacht so einen Krach zu machen! Du weckst noch Danny, Billy und das Baby!«
Aus dem Zimmer, in das der Mann verschwunden war, kam ein unartikulierter Laut. »Ethel, ich muss sofort Mr. Hunter anrufen! Hoffentlich erreiche ich ihn noch …«
»John, so sage mir doch endlich, was los ist!«
Eine weitere Tür ging auf, und ein verschlafener Junge von etwa acht Jahren kam auf den Korridor heraus. »Was macht ihr denn, Ma?«
Die Frau nahm ihn an den Schultern, drehte ihn herum und drängte ihn ins Zimmer zurück. »Nichts, Billy. Schlaf weiter.«
Sie schloss hinter dem Jungen die Tür. Jetzt kam der Mann aus dem Zimmer. Er war aschfahl im Gesicht und wirkte um zehn Jahre gealtert. Plötzlich weiteten sich seine Augen vor Schreck, als er Basil auf der Treppe kauern sah. Die Frau folgte dem Blick seiner Augen – und schrie. Dabei bekreuzigte sie sich.
»Was ist das?«, rief der Mann.
Basil zuckte vor der sakralen Bewegung der Frau zurück, verlor den Halt und kollerte die Treppe hinunter. Als er am Treppengeländer endlich Halt finden konnte, tauchte der Mann auf der Treppe auf.
»Das ist der Mörder, den Mr. Hunter beschrieben hat!«, schrie der Mann aufgeregt.
Basil sah vorerst keine andere Möglichkeit, als sein Heil in der Flucht zu suchen. Er musste nach oben, aber zuerst wollte er den Mann von der Treppe fortlocken.
Der Keller!
Die Tür stand immer noch offen. Basil rannte darauf zu, schlug aber, als er aus dem Blickfeld des Mannes war, einen Haken und verbarg sich wieder hinter der Kommode. Mr. Hampton fiel auf den Trick herein. Er stürzte sich auf die Kellertür, schloss sie und sperrte ab. Inzwischen schlich der Zwerg an ihm vorbei, erreichte die Treppe und huschte unbemerkt hinauf. Er hätte den Mann spielend leicht töten können. Aber zuerst kam das Kind an die Reihe. Oben schrie die Frau. Sie taumelte, sich an der Wand abstützend, den Korridor entlang, riss nacheinander alle Türen auf und schaltete in den dahinterliegenden Räumen das Licht an.
»Was werden wir nur Mr. Hunter und Miss Zamis sagen?«, jammerte sie.
»Ma, warum drehst du denn das Licht an?«, fragte eine weinerliche Stimme.
»Ach, Danny …« Die Stimme der Frau erstarb im Schluchzen.
Der Zwerg kam auch unbemerkt an Mrs. Hampton vorbei und erreichte das Zimmer, in dem er das Baby wusste. Und da stand die Wiege. Eigentlich eine recht einfache und gewöhnliche Wiege für ein so begehrtes Kind.
»Ich habe das schreckliche Monstrum im Keller eingeschlossen!«, rief Mr. Hampton von unten.
Basil kicherte. Er legte sich nun keine Zurückhaltung mehr auf. Er kreischte vor Vergnügen, während er sein Stilett hob und zu der Wiege eilte. Er schob den spitzenbesetzten Baldachin beiseite, bereit zuzustoßen.
Die Wiege war leer! Kein Kind darin. Er betastete die Decke und das weiße Kissen. Es war noch warm. Er schlitzte das Kissen auf, schleuderte es fort, heulte vor Wut, stampfte auf, stieß die Wiege um. Wo war das Kind? Wo? Er rannte durch das Zimmer. Wo hatte es Mr. Hampton versteckt? Wo? Basil heulte wieder. Er raste, war wie von Sinnen. Er sprang auf den Korridor hinaus, wo Mrs. Hampton mit ihren beiden Kindern stand und sie fest an sich drückte.
»John!«, schrie sie beim Anblick des geifernden Zwerges.
»Jetzt seid ihr dran – alle vier!«, kreischte Basil.
Er trieb die Mutter und ihre beiden Söhne mit dem Stilett in das elterliche Schlafzimmer. Rückwärtsgehend stolperten sie zum Bett. Die Kinder begannen zu weinen. Mrs. Hampton verlor den Halt und riss ihre beiden Kinder mit auf das Bett. Der Ältere ihrer Söhne konnte sich aus ihrer Umarmung befreien und kroch unters Bett.
»Wo ist das Kind?«, schrie Basil und sprang auf das Bett. Mit dem Stilett hielt er Mrs. Hampton in Schach. »Wo habt ihr es versteckt?«
Die Frau war so eingeschüchtert, dass sie keinen Ton über die Lippen brachte. Sie schüttelte immer wieder stumm den Kopf. Da tauchte Mr. Hampton in der Tür auf.
»Komm herein – und leg dich zu deiner Familie aufs Bett!«, befahl Basil. »Wenn du nicht tust, was ich verlange, schlitze ich ihnen die Kehlen auf. Wo hast du das Kind versteckt?«
»Ich weiß nicht, wo es ist«, beteuerte Mr. Hampton. »Als ich nach ihm gesehen habe, war es fort.«
Mr. Hampton
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