050 - Das Kind der Hexe
aufschlagen.«
»… und Marvin hat Minnedienst in der Abraham Road«, fügte Dorian giftig hinzu.
Parker warf ihm einen prüfenden Blick zu. Dann fragte er Coco: »Was ist denn mit Dorian los? Ich dachte, in dieser Beziehung sei alles klar.«
Coco hakte sich bei ihm unter und führte ihn zur Kellertür. »Es sind die Nerven. Er schläft fast keine Nacht mehr, aus Sorge um das Kind. Er – wir alle spüren, dass irgendetwas in der Luft liegt.«
»Glaubst du, dass Olivaro irgendetwas im Schilde führt?«
Coco nickte langsam. »Ich bin ganz sicher, dass er noch einen Versuch unternehmen wird, unser Glück zu zerstören. Er wird versuchen, uns an unserem wunden Punkt zu treffen. Und das ist das Kind.«
Parker drückte ihr warm die Hand, als sie die gewundene Treppe in den Keller hinunterstieg. »In der Webber-Klinik bist du sicher. Ich habe mit Professor Marlowe das Problem durchdiskutiert. Er gehört der Londoner Loge der Okkult-Freimaurer an – und ist absolut zuverlässig. Er stellt dir einen eigenen Trakt zur Verfügung, und dort kannst du mit Dorian schalten und walten wie du willst.«
»Danke. Aber wir werden einige zusätzliche Vorkehrungen treffen.«
»Das habe ich vorausgesetzt. Professor Marlowe hat jedenfalls Anweisung, auf alle eure Wünsche einzugehen. Verrätst du mir, wie ihr euch gegen schwarze Magie absichern wollt?«
»Ich werde die Geburt unseres Kindes vorverlegen.«
»Ach – natürlich, du kannst das steuern. Und sonst?«
Coco biss sich auf die Lippen. »Es ist besser, wenn ich die Einzelheiten für mich behalte.«
Parker verstand. Er ging nicht näher darauf ein und wechselte das Thema, als sie das Ende der Treppe erreichten. Der Keller war völlig umgebaut worden. Einige der Trennwände waren niedergerissen worden, so dass zwei gleich große Räume von fünfzehn mal zwanzig Metern entstanden waren. Die Grundmauern hatte man trocken gelegt, und Leuchtstoffröhren spendeten ein helles, für Parkers Geschmack jedoch etwas zu nüchternes Licht.
Im ersten Raum war Dorians ›Horrorsammlung‹ untergebracht. In Regalen an den Wänden lagen Hexenschriften, Tagebücher und andere Aufzeichnungen von ›Hexenjägern‹ und deren Opfern. Daneben standen Schwarzbücher aller großen Magier, von denen aber viele nur Liebhaberwert hatten. Die Anleitungen für Teufelsbeschwörung waren meist nicht zu gebrauchen. Über den Regalen hingen an den Wänden Folterinstrumente, Henkersschwerter, Teufelsmasken und sogar das Messer einer Guillotine aus der französischen Revolution, mit dem Dorians Schicksal eng verknüpft war. In Vitrinen waren Amulette, Gemmen und andere Reliquien der weißen und der schwarzen Magie untergebracht. Viele von ihnen besaßen große magische Wirksamkeit und konnten als Dämonenbanner eingesetzt werden. Jeff Parker betrachtete die ausgestellten Reliquien fasziniert. Aber sein eigentliches Interesse galt an diesem Tag dem zweiten Raum, obwohl er auf den ersten Blick viel nüchterner und eigentlich alltäglich wirkte – beinahe wie ein normales Büro. In der Mitte stand ein großer Arbeitstisch mit Zeichengeräten, Video- und Diaprojektor und Fotokopiergerät.
An der dem Eingang gegenüberliegenden Wand hing eine riesige Weltkarte, die mit verschiedenfarbigen Stecknadeln bespickt war. Links vom Eingang war Trevor Sullivans Arbeitsplatz mit Computer und Faxgerät. Er stand dort wie der Kapitän eines Schiffes auf seiner Kommandobrücke. Der kleine, zerknittert wirkende Mann mit dem Geiergesicht, von dem man sonst meist wie auf einem Barometer übelste Laune ablesen konnte, strahlte in diesem Moment etwas Feierliches aus. Er war so ergriffen und gerührt, dass er kein Wort über die Lippen brachte, als er bei Parkers Eintreten auf diesen zustürzte und impulsiv seine Hand drückte.
»Na, werden Sie nicht gleich weich, Trevor«, sagte Parker unbehaglich. »Ich habe schließlich nur einen Bruchteil von dem Geld vorgestreckt, in dem ich förmlich schwimme. Es liegt an Ihnen, etwas daraus zu machen, damit sich die Investitionen im Kampf gegen die Dämonen amortisieren.«
Sullivan räusperte sich und sagte: »Sie haben mir einen alten Wunsch erfüllt, Parker. Seit die Inquisitions-Abteilung des Secret Service aufgelöst worden ist, hatte ich kein Betätigungsfeld mehr. Ich fühlte mich nutzlos und konnte auch Hunter im Kampf gegen die Schwarze Familie nicht unterstützen, denn ich bin eben kein Mann der Tat. Jetzt hat mein Leben wieder einen Sinn bekommen. Ich weiß, dass ich mich
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