050 - Monsterburg Höllenstein
vielleicht schon auf den
Weg gemacht. Bis sie hier eintraf, konnte noch ein halber Tag oder mehr
vergehen. Diesen Vorteil mußte sie sich zunutze machen. Viel Bargeld… eine
Burg… ein Hotel… Restaurant… Café… Das alles war eine Million Dollar wert. Und
um die zu gewinnen, mußte man auch einige Unannehmlichkeiten und
Unbequemlichkeiten in Kauf nehmen. Entschlußfreudigkeit und Unternehmungsgeist
waren gefragt, unkonformes Denken… vielleicht war das William Joe Paines
wirkliche Absicht gewesen. Crazy Joe… der verrückte Kerl…
Jessica Paine war
entschlossen. Sie fuhr umgehend in ihre Wohnung zurück, telefonierte mit ihrem
Chef und nahm auf unbestimmte Zeit Urlaub, auch auf die Gefahr hin, ihre
Stellung zu verlieren. Für eine Million mußte man etwas riskieren. Dann rief
sie ein PanAm-Büro an und bestellte ihr Flugticket. Die junge Frau fürchtete
schon, nicht sofort reisen zu können. Doch wieder war ihr das Glück hold. Sie
bekam einen Platz. Die Maschine startete um 13 Uhr. Die Landung würde in Köln
sein. Von dort aus bis zur fraglichen Burg hatte sie dann noch rund eineinhalb
Stunden Fahrzeit.
In fliegender Hast
packte Jessica Paine ihre Koffer, fuhr zur Bank, hob ihre gesamten Ersparnisse
ab, um finanziell über die Runden zu kommen, und ließ sich dann mit einem Taxi
zum Midway Airport bringen.
Die Maschine startete
pünktlich. Innerlich triumphierte die reisende Erbin. Es war kaum anzunehmen,
daß Ellen Maroth dieses Rennen gewann. Sie, Jessica Paine, hatte die
günstigeren Startbedingungen und würde die Erbschaft antreten. Dennoch war dies
eine Reise ins Ungewisse, in ein Abenteuer, von dem sie nicht wußte, wie es
ausging…
●
Der knallrote Lotus
glitt über die breite Asphaltstraße. Im Wagen saßen zwei Personen. Ein Mann und
eine Frau. Sie sah aus wie ein Mannequin, Idealfigur, langbeinig und trug das
blonde Haar schulterlang. Wer diese Frau auf der Straße sah, blieb
unwillkürlich stehen, um ihr nachzuschauen. Der Mann neben ihr war ein
sportlicher Typ, wirkte jungenhaft und sympathisch. Die blonde Frau lehnte sich
zurück, genoß die angenehme, nicht zu schnelle Fahrt und erfreute sich an
der abwechslungsreichen Rheinlandschaft. »Manchmal hat unser großer
geheimnisvoller Boß auch ein Herz für seine Leute, Sohnemann, findest du nicht
auch?« meinte die attraktive Schwedin Morna Ulbrandson. »Er gönnt uns eine
Fahrt den ganzen Rhein entlang. Per Auto und per Schiff… Vierzehn Tage dürfen
wir uns Zeit dafür nehmen. So großzügig war er lange nicht mehr.« Larry Brent
alias X-RAY-3 warf seiner charmanten Begleiterin einen Blick von der Seite her
zu. »So ganz ohne Hintergedanken hat er uns nicht gehen lassen, Schwedenfee… er
hofft, daß wir fündig werden.«
»Hört sich an, als
sollten wir nach Gold suchen.«
»Gibt’s im Rhein außer
Chemikalien sicher auch noch. So schwer wie die Suche nach Gold wird allerdings
auch die Suche nach dem Boot oder einer Spur sein, nach denen wir während
unseres Urlaubs Ausschau halten sollen.«
Er sprach von dem Boot Marina und dem Mädchen gleichen Namens, das ihnen in der Umgebung von Düsseldorf
Rätsel aufgegeben hatte. Der geheimnisvolle Chopper, wie die Geisterstimme sich
seinerzeit selbst bezeichnet hatte, war vor einiger Zeit noch mal in
Erscheinung getreten. Die durch ihn entstandene Gefahr hatte beseitigt werden
können. Seit jenen Tagen recherchierten Nachrichten-Agenten der PSA in dieser
Angelegenheit und hofften, mehr über Chopper herauszufinden und vor allem auch
über die untergetauchte Marina, die sich im letzten Augenblick hatte absetzen
können. Marina besaß die Kräfte einer Hexe, und niemand wußte zur Stunde, ob
und wie sie wieder in Erscheinung treten würde. Als X-RAY-1, der geheimnisvolle
Leiter der PSA, sich bereit erklärte, Larry und Morna einen gemeinsamen Urlaub
zu genehmigen, verband er mal wieder das Nützliche mit dem Angenehmen. So ganz
nebenbei, wie er sich ausgedrückt hatte, sollten sie sich in Restaurants, Cafés
und Hotels umhören. Vor allem auch die Anlegestellen für Boote unter die Lupe
nehmen.
Das Boot, das die
Bezeichnung Marina trug, konnte inzwischen unter Umständen ganz anders
heißen, einen anderen Anstrich haben. Aber gerade Larry Brent würde eher in der
Lage sein, es wiederzuerkennen, wenn er es durch Zufall irgendwo vertäut liegen
sah. So war es nicht verwunderlich, daß Larry auf der gesamten Strecke am Rhein
entlang extrem langsam fuhr, daß sie sich Zeit zum
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