0500 - Der Dunkle Gral
in einem alten Templergrab die letzte Ruhestätte zu finden. Das gelingt auch nicht jedem.« Van Akkeren lachte. »Nein, wahrlich nicht.«
»Und Sie?« fragte Suko. »Wollen Sie den Dunklen Gral?«
»Deshalb bin ich hier. Ich werde ihn auch bekommen, das schwöre ich. Ich halte Sinclair für stark genug, Garinga zu besiegen. Ist das nicht ein großes Kompliment an den Feind?«
»Wenn er Garinga besiegt«, sagte Bill, »wird es ihm auch sicherlich nichts ausmachen Sie zu besiegen.«
»Baphometh, mich und unsere Helfer? Nein, dazu ist er nicht in der Lage. Da hätte er zehn und mehr Arme haben müssen, die er nicht besitzt. Wir sind wie eine Krake, wir kommen an ihn heran, wir umschlingen und töten ihn.« Van Akkeren drehte sich um. Er wollte Baphometh anschauen und auch etwas fragen. »Hat er den Kampf bereits gewonnen? Kannst du es spüren oder fühlen?«
Der in blaues Licht getauchte Dämon enthielt sich einer Antwort. Nur seine beiden Karfunkelaugen leuchteten noch stärker und intensiver auf. Aus seinem Maul drangen dünne Dampfschwaden, die einen bläulichen Schimmer bekamen, als sie das Licht durchflossen. Er blieb im Hintergrund, seine Gefährlichkeit durfte keinesfalls unterschätzt werden.
»Sie können ja nachsehen!« schlug Bill vor.
Van Akkeren lachte ihn kalt an. »Das erledigt bereits ein anderer für mich. Ich habe Saunders in der Templer-Kirche gelassen. Er wird mir Bescheid geben, wer den Kampf gewonnen hat. Aber das bekommt ihr nicht mehr mit. Euch habe ich zwei Gräber versprochen; ich gebe euch gleichzeitig die Chance, sie auszusuchen. Welche wollt ihr nehmen? Es stehen einige zur Auswahl.«
»Am besten keine.«
»Sie scheinen sich des Ernstes Ihrer Lage nicht bewußt zu sein«, erwiderte van Akkeren kalt. »Das hier ist Endstation. Ich habe diesen Friedhof nicht ohne Gründe für euch ausgesucht. Die Gräber sind bereits fertig. Sie brauchen nicht einmal aufgeschaufelt zu werden, denn Baphometh besitzt Kräfte, von denen wir alle nur träumen können. Falls ihr euch nicht einigen könnt, werde ich euch die beiden Gräber zuweisen.«
Es gab für die Freunde keinen Grund, an den Worten dieses menschlichen Teufels zu zweifeln. Sie konnten noch wählen. Wenn sie sich wehrten, ihre Waffen zogen und schossen, würden sie einige dieser Gestalten zum Teufel schicken, aber auch sie selbst konnten nicht überleben.
Das schied also aus.
»Laß mich es machen«, sagte Suko so leise, daß Bill den Satz gerade noch hören konnte.
Bill deutete mit keinem Nicken an, daß er verstanden hatte. Aber er vertraute Suko.
Der Inspektor hob die Schultern. Eine Geste der Ergebenheit, die auch von Vincent van Akkeren richtig verstanden wurde. »Du hast dich bereits entschieden, Chinese?«
»Ja, ich glaube.«
»Was heißt das?«
»Kann ich mir ein Grab einmal aus der Nähe anschauen?«
»Wieso?«
»Schließlich will ich wissen, wo ich hinkomme.«
Van Akkeren dachte nach. Er rechnete mit einem Trick, einer Falle, konnte aber keine feststellen.
Außerdem verließ er sich auf seine Helfer, die Suko und Bill nicht aus den Augen ließen.
»Was ist?« fragte der Inspektor.
Van Akkeren nickte. »Gut, ich erlaube es dir.«
»Danke!« erklärte Suko spöttisch. Niemand griff ein, als er den ersten sehr kleinen Schritt nach vorn tat. Man hatte es versäumt, ihnen die Waffen abzunehmen, und darauf vertraute Suko. Bill ahnte es.
Er konnte dem Freund nur die Daumen drücken, daß alles klappte. Den schwierigeren Rest mußte Suko allein erledigen.
Er wußte selbst, daß es verdammt schwer und riskant werden würde. Aber es gab keine andere Chance, wenn sie die Spur einer Chance haben wollten.
Van Akkeren war ein verdammt mißtrauischer Bursche. Er ließ Suko bei keinem seiner Schritte und Bewegungen aus den Augen, ebenso wie es Baphometh nicht tat.
Das wußte der Inspektor. Dementsprechend langsam bewegte er sich. Er hielt die Arme vom Körper etwas abgespreizt, ein Zeichen seiner Friedfertigkeit.
Niemand sprach mehr. Es war still geworden. In der Ferne erhellten Blitze den düsterdunklen Himmel und gaben ihm für einen Moment eine silbrigfahle Farbe.
Suko ging nicht direkt auf van Akkeren zu. Er wandte sich nach links, wo ein besonders hoher Grabstein aus dem Boden wuchs. Schmal und hoch wirkte er wie eine Platte. Seine obere Kante zeigte einen Halbbogen. Er war im Laufe der Jahre vermoost worden. Gras umwucherte ihn. Der Boden; auf dem Suko stand, war weich.
Er tat den letzten Schritt und stellte sich in
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