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0501 - Der Biß der Kobra

0501 - Der Biß der Kobra

Titel: 0501 - Der Biß der Kobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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wenn sie gezielt danach suchten. Vorher aber hatte er dafür gesorgt, daß die feinen Hautschuppen der Messing-Kobra sich in den winzigen Strukturen der Wandoberkante festklammerten. Diese Haftung würde natürlich keine Ewigkeit halten; es war abzusehen, wann der Ableger den Halt verlieren und auf den Boden fallen würde. Aber bis dahin hoffte Panshurab wieder aktiv werden zu können.
    Weshalb die Messing-Kobra sich bisher überhaupt unerkannt in Caermardhin hatte aufhalten können, verstand er selbst nicht. Ahnungslos hatte der Druide Gryf sie seinerzeit als »blinder Passagier« in seiner Kleidung versteckt von der Echsenwelt mitgebracht. Aber unter normalen Umständen war Merlins unsichtbare Burg, die nur sichtbar wurde, wenn dem Land und dem Dorf Gefahr drohte, gegen dämonische Einflüsse abgeschirmt. Panshurab begriff nicht, wieso er dennoch geistigen Kontakt mit dem Ssacah-Ableger halten konnte, der sich innerhalb der Abschirmung befand. War Ssacah vielleicht schon wieder viel stärker, als selbst sein treuester Diener ahnte?
    Stand Ssacahs Wiedergeburt bevor?
    Panshurab hoffte es. Er nahm einfach die Chance wahr, die sich ihm unbegreiflicherweise bot, und wenn Stygia ihm einen Einsatz der Schlange in Caermardhin praktisch untersagt hatte, war sie eine Närrin.
    Der Inder, mehr Kobra als Mensch, bereitete sich darauf vor, den Ableger bald wieder zu aktivieren. Er mußte es tun, um die Entdeckungsgefahr zu verringern, die riesengroß wurde, wenn die Messing-Kobra abstürzte. Eine Deckenlampe, um die er den Ableger hätte wickeln können, wäre ihm weitaus lieber gewesen, aber so etwas gab es in Caermardhin nur in ganz wenigen Repräsentationsräumen. Ansonsten kam schattenloses Licht gleichmäßig aus den Wänden und erzeugte überall gleichbleibende Helligkeit.
    Panshurab hatte gehofft, eine der beiden Druidinnen beißen zu können, denn Stygias durchaus berechtigte Warnung vor Merlin hatte er nicht vergessen. Aber andererseits wirkte Merlin augenblicklich so ungefährlich, daß das Risiko gering sein mußte. Davon war Panshurab jetzt überzeugt.
    Er verwandelte sich wieder in eine Riesenkobra und ließ seine geistigen Fühler nach dem Ableger in Caermardhin tasten.
    ***
    Sara Moon sah Teri Rheken verschwinden und erhob sich langsam. Vielleicht sollte sie Merlin auf den bevorstehenden Besuch Zamorras vorbereiten. Denn wie sie Teri einschätzte, redete die nicht nur mit Zamorra, wenn sie ihn fand, sondern schleppte ihn auch noch gleich herbei. Zwar durfte Caermardhin normalerweise nur mit Merlins ausdrücklicher Erlaubnis von anderen betreten werden, aber so, wie es momentan aussah, war es Merlin vollkommen gleichgültig, wer kam und wer ging. Deshalb hatte Teri sich auch einfach per zeitlosem Sprung entfernt, ohne sich vorher beim Burgherrn abzumelden.
    Andererseits besaßen Teri und Sara ohnehin so etwas wie einen Sonderstatus. Die eine, weil sie Merlins Tochter war, und die andere, weil es Augenblicke gegeben hatte, in denen sich auch Merlin durchaus als aus Fleisch und Blut gewachsen gezeigt hatte, und Teri war eine verführerische Frau, die keines Mannes Blut kalt ließ. Aber es war schon viele Jahre her, daß Merlin und Teri sich zum letzten Mal in Leidenschaft umarmt hatten. Über Merlins Zwangsschlaf in der gefrorenen Zeit und über seine Schwächeperiode, während der er seine gesamte Kraft aufspeicherte, um sie auf den Silbermond zu richten, war die Zeit vergangen und hatte vieles verändert. Ohnehin war es nur intensive Freundschaft, Vertrautheit und Gelegenheit gewesen, nicht aber Liebe. Die hatte Merlin nur mit der Zeitlosen verbunden, auch wenn dieser Liebe keine große Dauer beschieden gewesen war und sie sich bald in Haß verwandelt hatte. Und nun gab es die Zeitlose nicht mehr. Sid Amos hatte Morgana leFay im Zorn erschlagen.
    Sara Moon schüttelte die Gedanken ab. Sie ging zu Merlin, um einmal mehr mit ihm zu reden.
    ***
    In die Schlange kam Leben. Mansur Panshurabs Geist steuerte ihre Bewegungen wieder. Im gleichen Moment spürte er den Sog der Schwerkraft. Lange konnte der Ssacah-Ableger sich nicht mehr halten.
    Unerwartet näherte sich eine Gestalt. Eine silberblonde Frau wollte Merlin offenbar aufsuchen. Ob er sich noch in seinem Zimmer befand oder nicht, konnte Panshurab nicht erkennen, aber er sah, daß die Tür immer noch offen stand.
    Dies war die Chance.
    In dem Augenblick, als die Silbermond-Druidin sich unter dem Ableger befand, schnellte sich dieser auf sie zu. Die spitzen

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