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0501 - Der Biß der Kobra

0501 - Der Biß der Kobra

Titel: 0501 - Der Biß der Kobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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erschauerte er. Ausgerechnet Sid Amos! Würde er wirklich wieder zum Teufel werden, zu Asmodis, dem Fürsten der Finsternis? Sollten alle diejenigen Recht behalten, die immer wieder behaupteten: Teufel bleibt Teufel? Sollte ausgerechnet Amos an Zamorra zum Mörder und Verräter werden?
    Er wußte es nicht. Und er fürchtete den Augenblick, in dem er es erfahren würde. Er wünschte sich, die Erinnerungen, die vor einem Dutzend Jahren blockiert worden waren, wären nicht wieder aufgebrochen.
    Erde fiel auf den Sarg. Der Geistliche hatte seine Worte gesprochen. Es war vorüber. Bald schon würde sich auch hier ein Grabstein erheben. Bryont Saris ap Llewellyn, 1728 - 1993. So wie die anderen Gräber. Rhoy Saris, 1464 - 1728. Ein Stein, bei dem der Name verwittert und unlesbar geworden war, der nur noch die bröckelnde Zahl zeigte: 1201 - 1464. Oder das schmale Holzkreuz aus modernerer Zeit, das den uralten, längst verfallenen Grabstein ersetzte: Ghared Saris ap Llewellyn, 939 - 1201. Ältere Gräber gab es nicht mehr. Nur in den Chroniken mochten noch die Namen der früheren Inkarnationen verzeichnet sein. Von ihren Gräbern hatte das rauhe Highland-Klima nichts mehr übriggelassen, und vermutlich existierten nach mehr als tausend Jahren selbst die Gebeine in der Erde nicht mehr.
    Es war vorbei. Die Menschen zerstreuten sich wieder. Irgendwann am Nachmittag würden die Männer aus Cluanie noch einmal kommen, das Grab schließen, mit den Kränzen schmücken und den Grabstein setzen, der bereits zu Lebzeiten des Lords angefertigt worden war. Alles ging jetzt unglaublich schnell. Zamorra hatte Mühe, zu akzeptieren, daß es den Mann, mit dem er vor ein paar Tagen noch geredet hatte, jetzt nicht mehr gab.
    Er war fort.
    Und bis zu seiner »Wiederkehr«, bis zum Wiedererwachen seiner Erinnerungen, würde es noch viele Jahre dauern.
    Patricia war in diesen Stunden nicht sie selbst. Sie ließ die Beisetzung an sich vorbeigleiten, als befände sich nur ihr Körper vor Ort, nicht aber ihr Geist. William führte sie vom Wagen zum Grab und wieder zurück. Roboterhaft setzte Patricia einen Fuß vor den anderen, und sie fand erst zu sich selbst zurück, als sie sich schon lange wieder in der Burg befand.
    Die Testamentseröffnung war eine kurze und schmerzlose Angelegenheit. Sie brachte nicht viel Neues, weil Lord Saris nie einen Hehl daraus gemacht hatte, was in seinem Testament vermerkt war - nur eine Überraschung gab es: der Lord vermachte die Kleinigkeit von fünfzigtausend Pfund Sterling der de Blaussec-Stiftung , die vor etlichen Jahren von Professor Zamorra ins Leben gerufen worden war. Zamorra hatte damals den Dämonenschatz des Schwarzen Druiden magisch neutralisiert und dessen Wert von sagenhaften 37 Milliarden Francs als Startkapital der nach dem Wächter dieses Schwarzen Druiden benannten Stiftung zur Verfügung gestellt, die Opfer schwarzmagischer Praktiken finanziell unterstützen und den Kampf gegen die Schwarze Familie und andere Dämonen, kurzum gegen das Böse an sich, fördern sollte. Gegen die 37 Milliarden waren die 50 000 £ nicht einmal ein Taschengeld, aber dennoch nicht zu verschmähen. Weitere jeweils 5000 £ gingen an jeden Haushalt in Cluanie Bridge, und der immense Rest des Vermögens in Form von Geld, Aktien, Beteiligungen, Immobilien und Ländereien fiel zu gleichen Teilen an Lady Patricia und den jungen Sir Rhett, über dessen Erbteil Lady Patricia bis zu Rhetts Volljährigkeit als Treuhänderin bestellt wurde.
    Damit war auch diese Angelegenheit erledigt. Es gab niemanden, der daran interessiert war, das Testament anzufechten. Als dann Dr. Dr. Muirfinnan der Lady offenbarte, wie groß das Vermögen Seiner Lordschaft in Zahlen war, wurde ihr schwindlig. Der Fiskus würde sich über die zu erwartende Erbschaftssteuer freuen, mit der der generell schwindsüchtige britische Staatshaushalt sich zumindest für ein paar Wochen sanieren konnte. Während Patricia nur ungläubig staunen konnte, weil sie nicht einmal geahnt hatte, welches immense Vermögen Lord Saris besaß, wunderte Zamorra sich nicht darüber. Der Lord hatte ja dreißigtausend Jahre Zeit gehabt, es anwachsen zu lassen, und es war nicht auszuschließen, daß der Llewellyn-Clan in grauer Vorzeit und aúch noch im Mittelalter mit Raubritter-Methoden zugelangt hatte, um jegliche Armut für alle Zeiten auszuschließen.
    Was für Patricia trotzdem kein Trost war. Der Mann, den sie geliebt hatte, existierte nicht mehr.
    Ihn konnte ihr auch das

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