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0501 - Der Biß der Kobra

0501 - Der Biß der Kobra

Titel: 0501 - Der Biß der Kobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Giftzähne fanden ihr Ziel.
    ***
    Teri Rheken tauchte in Caer Llewellyn auf. Für sie als Silbermond-Druidin, der Weißen Magie verschrieben, existierte das Sperrfeld nicht, das kuppelförmig die Burg umgab und jedes schwarzmagische Geschöpf fernhielt. Professor Zamorra zuckte heftig zusammen, als sie wie ein Schatten neben ihm auftauchte. »Was, bei Merlins Bart, machst ausgerechnet du ausgerechnet jetzt ausgerechnet hier?« entfuhr es ihm.
    »Ich versuche, dich zu so überflüssig langen wie dummen Bemerkungen zu provozieren«, erwiderte sie. »Wo sind wir? Ich habe dich blindlings angepeilt.«
    »Caer Llewellyn«, erwiderte Zamorra knapp.
    »Bei Sir Bryont?« Unwillkürlich zuckte sie zusammen, weil ihr etwas einfiel. »Müßte der nicht in diesen Wochen…?«
    »Er ist schon, Teri. Wußtest du das nicht?«
    Sie schüttelte entgeistert den Kopf. »Gryf und mir hat er das genaue Datum nie gesagt. Nur, daß die Erbfolge im Hochsommer dieses Jahres stattfindet. Wann ist er… gestorben? Seine Körperhülle, meine ich.«
    »Am 31. Juli«, sagte Zamorra. »Und dem kleinen Sir Rhett geht’s blendend. Der schreit die Hütte zusammen, daß die Burgzinnen wackeln, wenn er meint, mal wieder Hunger haben zu müssen.«
    Teri sah an sich herunter. »Dann ist mein Aufzug für ein Trauerhaus wohl nicht gerade optimal, wie?« murmelte sie und schnipste mit den Fingern. In ihren schockgrünen Druiden-Augen leuchtete es sekundenlang hell auf, und im nächsten Moment trug sie ein schwarzes Kostüm mit weißer Spitzenbluse anstelle des mehr als sparsam geschnittenen Tangas. »Wo darf man Hilfe anbieten und Beileid bekunden?«
    »Lady Patricia dürfte jetzt versuchen zu schlafen«, wehrte Zamorra ab. »Warte lieber noch ein wenig. Sie hat Hektik genug um die Ohren, weil sie keine Amme beauftragt hat, sondern selbst stillt. Und der Kleine kommt alle paar Stunden und will Milch. Da kann sie jede Sekunde Schlaf gebrauchen.«
    Teri nickte. »Ich will ja auch nicht stören«, sagte sie. »Zu spät gekommen bin ich ohnehin, da kommt es wohl auf ein paar Stunden oder Tage auch nicht mehr an. War Gryf schon hier? Hat Ted Ewigk sich schon gemeldet?« Beide waren mit dem Lord ähnlich eng verbunden wie Zamorra, kannten ihn sogar schon entschieden länger.
    »Keiner von beiden, Bryont hat Ihnen wohl ebenfalls keinen genauen Termin genannt. Nur Nicole und mir. Ich frage mich, weshalb nur wir beide es wußten und nicht auch ihr. Schließlich sind wir doch alle zusammen eine große Familie.«
    »Hallo, Brüderchen«, murmelte Teri. »So schnell kommt man an Verwandtschaft. Dabei habe ich mir meine Familienangehörigen immer ganz anders vorgestellt.«
    »Du hast deine Familie nie kennengelernt, nicht?«
    »Nein. Und komm mir jetzt nicht damit, darüber reden zu wollen - ich mag nicht. Aber Merlin braucht deine Hilfe.«
    »Was ist passiert?« entfuhr es Zamorra.
    »Du mußt nicht auf Dämonenjagd gehen, falls du das befürchtest«, sagte Teri. »Ich kann mir nämlich denken, daß hier auch eine Menge los sein dürfte. Wahrscheinlich bist du Testamentsvollstrecker?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein. Worum geht es?«
    »Seit dem Silbermond-Desaster brütet er in Schuldkomplexen vor sich hin, hegt und pflegt und züchtet sie. Er wird den Verstand verlieren, wenn er keine Aufgabe bekommt, die ihn ablenkt und seine ganze Kraft fordert. Dafür brauchen wir dich. Du bist sein Freund.«
    »Er ist eher mein Befehlsgeber«, brummte Zamorra. »Schön, welche Aufgabe soll ich ihm geben? Was stellst du dir dabei vor?«
    Teri zuckte mit den Schultern. »Ich habe keine blasse Ahnung. Wir wollen deinen Rat hören. Sara möchte am liebsten eine Katastrophe auslösen, glaube ich, aber das dürfte nicht unbedingt das sein, was wir alle wollen. Komm mit, schau dir Merlin an und sage uns, was wir tun können. Vielleicht siehst du ihn und sein Problem aus einer anderen Perspektive als seine Tochter und ich.«
    Zamorra seufzte. »Ist dir klar, daß Nicole und ich hier gebraucht werden? Ich bin im Moment gar nicht darauf versessen, eine längerfristige Verpflichtung zu übernehmen und deshalb Lady Patricia allein lassen zu müssen, wenn es für diese andere Verpflichtung auch andere Leute gibt. Wie wär’s mit Gryf? Oder mit Ted?«
    Teri schüttelte den Kopf. »Du bist es, an dem Merlin einen Narren gefressen hat. Vielleicht reicht es schon, wenn du mit ihm redest. Saras und meinen Argumenten ist er nicht gefolgt, aber vielleicht hört er auf dich, Zamorra. Wie gesagt -

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