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0501 - Der Biß der Kobra

0501 - Der Biß der Kobra

Titel: 0501 - Der Biß der Kobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Kind nicht ersetzen.
    ***
    Merlin zuckte heftig zusammen. Durch die offene Tür kroch eine Schlange zu ihm herein!
    Der Zauberer glaubte seinen Augen nicht zu trauen. Mit beiden Händen rieb er sie, aber die Halluzination blieb. Verlor er jetzt wirklich den Verstand und sah Dinge, die es nicht gab, weil die aus ihm kommende Stimme ihn in den Wahnsinn treiben wollte?
    »Nein!« murmelte er. Fast taumelnd erhob er sich, doch im gleichen Moment zuckte die Schlange zurück und verschwand mit unglaublich schnellen Bewegungen auf dem Korridor. Als Merlin die Tür erreichte und sich umsah, konnte er die Schlange nicht mehr entdecken.
    Er faßte sich an die Stirn. Die Philosophien über helle und dunkle Schatten hatten seine Sinne überreizt. »Ich muß abschalten«, murmelte er. »Ich muß Abstand von allem gewinnen, mich ablenken. Für mich gibt es jetzt ohnehin nichts zu tun. Vielleicht sollte ich mich in die Regenerationskammer zurückziehen…«
    Aber das war keine Lösung. In jener Sphäre neben der Welt, in der er seine Kräfte zu erneuern pflegte, war er seinen unruhigen Gedanken noch stärker ausgeliefert, die sich dann als Träume während seines aufbauenden Tiefschlafs bemerkbar machen würden. Außerdem hatte er diese Kammer sehr häufig benutzt, ehe er den Silbermond in die Gegenwart holte. Jede Sekunde Aufenthalt in der Kammer mußte ihn daran erinnern und damit auch an das Desaster, das er ungewollt ausgelöst hatte.
    »Caermardhin verlassen? Vielleicht doch wieder einmal die anderen Welten besuchen?« Aber in denen passierte doch kaum etwas. Mußte Merlin sich dort nicht langweilen? Und dann hing er wieder in der Schleife von Selbstvorwürfen, der er entrinnen mußte, wollte er nicht alles verlieren, was ihn, seine Persönlichkeit, ausmachte!
    Es wurde Zeit, daß er etwas unternahm. Seine Tochter hatte recht. Er durfte sich nicht hängenlassen, mußte aktiv werden.
    Noch einmal sah er sich nach der Schlange um. Aber auch jetzt konnte er sie nicht entdecken.
    ***
    Teri Rheken hatte Sara Moon in ihrem Quartier aufgesucht. »Wenn man uns beide zusammen sieht, könnte man glatt das Lied anstimmen: Gold und Silber lieb’ ich sehr, kann’s auch gut gebrauchen …« Damit spielte sie auf ihrer beider Haarfarben an. Schulterlang trug Sara ihr silbernes Haar, das ein edel geschnittenes Gesicht mit hohen Wangenknochen umfloß und einen starken Kontrast zu ihren jettschwarzen Augen bildete, die ihre Farbe zum grellen Schockgrün wechselten, wenn sie ihre Druiden-Kräfte einsetzte. Schockgrün waren auch die Druiden-Augen der bildhübschen Teri Rheken, die ihr Haar bis auf die Hüften fallen ließ, nur glänzte es bei ihr wie flüssiges Gold. Ebenfalls golden schimmerte ihr Stirnreif mit dem Silbermond-Symbol, den sie als einziges Schmuckstück trug, und von der gleichen Farbe war ihr winziger Tanga. Mehr trug sie zu Hause oder bei Freunden selten; eher weniger. Auch in diesem Fall bildete Sara das Kontrastprogramm in ihrem weißen, fußlangen Druidengewand, das von einer goldenen Kordel gerafft wurde. Nur auf einen roten Schultermantel, wie ihr Vater ihn zu tragen pflegte, verzichtete sie, und die goldene Sichel, das zeremonielle Schnitterwerkzeug, brauchte sie auch nicht.
    »Du bist doch sicher nicht hergekommen, um mir volkstümliches Liedgut nahezubringen«, erwiderte sie. Teri nahm ihr gegenüber Platz. »Deine Bemerkung von vorhin hat mich nachdenklich gestimmt«, sagte sie. »Du hast davon gesprochen, daß eine kleine Katastrophe Merlin wieder zum Handeln zwingen könnte, aber gerade das gefällt mir nicht. Daß er aus seiner selbstzweiflerischen Lethargie gerissen werden muß, wissen wir beide, aber ich halte nichts davon, gerade deshalb eine Katastrophe zu schaffen! Es gibt auch so schon genug Probleme auf der Welt. Da müssen nicht ausgerechnet wir noch weitere schaffen, nur um Merlin eine Beschäftigungstherapie zu geben.«
    »Es muß ja nichts wirklich Gefährliches sein«, wehrte Sara ab. »Er muß es nur für wichtig genug halten, daß es sein persönliches Eingreifen erfordert.«
    Mißtrauisch musterte Teri Merlins Tochter. Plötzlich fürchtete sie, daß in Sara Moon doch noch etwas von CRAAHN haften geblieben war. Jahrelang hatte die silberhaarige Druidin immerhin der dunklen Seite der Macht gedient, hatte sogar versucht, ihren Vater zu ermorden, und als nur sie ihn aus dem von Morgana leFay gesponnen Kokon aus gefrorener Zeit hätte befreien können, hatte sie keinen Finger gerührt.
    Sollte Saras

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