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0502 - Das Schwert des Vampirs

0502 - Das Schwert des Vampirs

Titel: 0502 - Das Schwert des Vampirs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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lassen, weil daheim niemand mit der schlagbereiten Teigrolle auf seine gesangsuntermalte Heimkehr lauerte. »Sieh nur zu, daß dir heute nacht auf dem Heimweg keiner auf die Hände tritt, weil das mörderisch wehtun und schlagartig ernüchtern soll«, murmelte Nicole ihm hinterher.
    Aber dafür hatte McCloud wie jedes Jahr, wenn seine bessere Hälfte traditionell dem Rest der Sippschaft mit ihrem Rundumbesuch auf die Nerven fiel, vorgesorgt; für den Fall, daß er nicht einmal mehr auf allen vieren heimkam, gab es jemanden, der ihn per Schubkarre nach Hause fuhr und dank der offenen Haustür bis ins Bett tragen konnte. Dabei war McCloud den Rest des Jahres äußerst seriös. Nur wenn Mrs. Chrysalis McCloud verreiste, pflegte er als zuständiger Ortspolizist dann die Sperrstunde generell aufzuheben.
    Nicole, die Mrs. McCloud kannte und sich fragte, warum ein an sich so sympathischer Mensch wie Constable McCloud vom Schicksal so gestraft war, gönnte ihm das Vergnügen von Herzen.
    Sie setzte sich wieder hinter das Lenkrad des Phantom und fuhr in Richtung Inverness.
    Daß die dortige Polizei von McClouds Anruf nichts wußte, bestärkte ihren Verdacht. Gerret steckte dahinter. Vermutlich hatte McCloud mit einem von Gerrets Leuten gesprochen, die McMour beschatteten. Daß es kein Problem war, bei insgesamt vier Anschlüssen ein bestimmtes Telefonat abzuhören, wußte sie. Aber offenbar konnte Gerret die Apparate nicht nur abhören, sondern die Gespräche sogar umleiten. Und er konnte noch einiges mehr.
    Die Straße nach Inverness führte am Nordufer des Loch Cluanie entlang. Als sich nach nicht einmal zehn Kilometern linker Hand als höchster Punkt des Caennacroc-Bergzuges der Carn nam Feuiach erhob und mit seiner Bergspitze die Abendwolken anstechen wollte, fand Nicole das ausgebrannte Wrack eines Mercedes. Von dem Wagen war nicht mehr viel übriggeblieben. Das Metall war stellenweise noch heiß und knisterte. Dünne Qualmfahnen stiegen auf. Kofferraumdeckel und Fondtüren hatten eine Flugreise hinter sich, und der rechte hintere Kotflügelbereich war als solcher auch nicht mehr zu erkennen. Jemand mußte den fast randvollen Tank zur Explosion gebracht haben.
    Am meterweit weggeschleuderten Kofferraumdeckel waren noch metallicgraue Farbrückstände zu sehen und das Typenschild 500 SE. Als der Wagen am Straßenrand explodierte, hatte sich scheinbar nur eine Person im Fahrzeug befunden. Sie sah gar nicht mehr gut aus.
    Nachdem Nicole mit ihrer Übelkeit mühsam fertiggeworden war, riskierte sie es, immer noch totenblaß und mit zitternden Händen, weiterzufahren bis zum Mini-Dorf Caennacroc, das nach dem Bergzug benannt war und nur aus ein paar Häusern und dem obligatorischen Pub bestand. »Lady, wie sehen Sie denn aus? Ist Ihnen ein Gespenst begegnet?« fragte man sie in der Kneipe und stellte ihr unaufgefordert einen dreistöckigen Whisky gratis auf die Theke, als sie nach dem Telefon fragte. Sie trank ihn, obgleich draußen der Rolls-Royce stand, und fühlte sich danach etwas besser. Sie bedankte sich herzlich. »Bei einem Gespenst hätte ich mich viel wohler gefühlt«, erklärte sie wahrheitsgemäß, »aber haben Sie schon mal ’ne frische Feuerleiche gesehen? Mir unbegreiflich, warum noch keiner den ausgebrannten Wagen bemerkt hat.« Und dann hatte sie Inverness in der Leitung und berrichtete von ihrer Entdeckung. Man versprach ihr, sich unverzüglich darum zu bemühen. Derweil brummte der Wirt: »Um diese Stunde fährt doch kein anständiger Mensch mehr am Loch Cluanie entlang.« Geld für das Telefonat wollte er nicht, bot statt dessen noch einen Drink an. Aber den lehnte Nicole jetzt ab. Schließlich mußte sie mit dem Rolls-Royce ja auch irgendwie wieder nach Hause kommen. Und bei Tunnelblick und verlangsamten Reaktionen waren nicht nur schottische Straßen eine tödliche Gefahr.
    Dann erkannte jemand den unheimlich großen Wagen mit dem Kennzeichen BSL-1. »Sie sind mit dem Wagen des Lord ap Llewellyn unterwegs? Soll der nicht vor ein paar Tagen überraschend verstorben sein?«
    Nicole war heilfroh, als zwei Polizeiwagen vorbeifuhren und sie damit einen Grund hatte, nichts Näheres erzählen zu müssen. »Ich muß dahin und den Beamten berichten, was passiert ist«, sagte sie, warf trotz der Einladungen eine Zehnpfund-Note auf den Tresen und war im nächsten Moment draußen. Erleichtert atmete sie auf. Daß Schotten Fremden gegenüber abweisend und zurückhaltend sein sollten, hielt sie spätestens jetzt für

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