0503 - Planet der Digger
einreden, daß zehntausend Menschen von einem Tag auf den ändern einfach verblöden! Bestimmt die Sonne, was sonst...? Ich habe sie nie gemocht, diesen verdammten rotleuchtenden Ball am Himmel."
„Du lügst, Flinder! Oft genug hast du dich nach der Sonne gesehnt und..."
„Das war doch die andere Sonne, die gelbe Sonne von Terra! Du erinnerst dich doch an sie, aus Filmen und Mikrobüchern. Das ist doch eine ganz andere Sonne!"
„Na, wenn schon! Sonne ist Sonne!"
Flinder seufzte über seinen eigenen Starrsinn.
„Na gut, du sollst recht haben. Aber rekonstruieren wir doch noch einmal, was geschah. Alles verlief völlig normal. Es gab keine Anzeichen dafür, daß es anders werden könnte. Mit der USO-Station, die wir nicht einmal kennen, hat das alles bestimmt nichts zu tun. Was meinst du?"
„Nein, sicher nicht. Sie kümmert sich nicht um uns, schützt uns lediglich vor einer Landung von Intelligenzen, die hier nichts zu suchen haben. Die fällt also aus."
„Ja, sie kann nicht für das Geschehen verantwortlich gemacht werden, aber ich bin sicher, sie kann uns helfen. Wir müssen sie finden und dann um Hilfe bitten. Wir gehören noch immer zum Solaren Imperium."
„Bis jetzt schon. Aber weiter, Flinder..."
„Gut, weiter! Eines Tages suchten wir doch Herschell Anders auf, um mit ihm einen neuen Plan zu besprechen. Wir vermuteten eine ganze Anzahl unentdeckter Termitengräber weiter östlich im Gebirge. Dazu wäre eine Überlandexpedition notwendig gewesen.
Herschell war einverstanden und wollte sie organisieren. Er als Geologe hätte uns eine große Hilfe bedeutet und schon seinen Anteil abbekommen, wenn wir das gefunden hätten, was wir im Gebirge vermuteten."
„Er brachte zwanzig Leute auf die Beine, die uns begleiten wollten. Sie planten, ihre Familien in der Siedlung zurückzulassen, Lebensmittel mitzunehmen und mit uns zusammen ihr Glück zu versuchen."
„Genauso war es! Und dann brach die Katastrophe über uns herein, von der wir - du und ich - unverständlicherweise verschont blieben. Wir sind die einzigen Menschen auf Hidden World, die ihren Verstand behalten haben, und darum liegt es auch in unserer Hand, ob etwas geschieht öder nicht."
„Alle verdummten von einer Stunde zur anderen. Kein Mensch wollte mehr mit ins Gebirge, und fast hätten sie uns erschlagen, als wir sie daran erinnerten. Selbst Herschell, einer der intelligentesten Siedler, redete plötzlich wie ein Kind daher und verlangte von uns, wir sollten ihm ein paar bunte Steine zum Spielen mitbringen."
Es entstand eine winzige Pause in dem laut geführten Dialog.
Dann ging es weiter: „Flinder, eigentlich sind wir verrückt."
„Wieso?" fragte Flinder sich selbst.
„Weil wir diese USO-Station niemals finden werden. Sie ist geheim, das wissen wir. Es wurde unseren Vorfahren verboten, sich ihr jemals zu nähern, falls wir sie doch einmal entdecken sollten. Sie wacht über uns, aber sie hat offiziell nichts mit uns zu tun. Wir haben nicht einmal Waffen, falls man uns angreift."
„Das hat doch alles nichts damit zu tun, daß wir verblödeten! Wir benötigen Hilfe, und wer außer den Leuten von der USO sollte sie uns bringen?"
„Da magst du recht haben. Also suchen wir weiter. Zuerst aber möchte ich mir unseren Fund betrachten. Vielleicht ist eine Königin dabei!"
„Wir haben keine Zeit."
„Ein paar Minuten nur..."
Flinders Kampf mit der eigenen Versuchung verlief friedlich.
Er gab auf.
Er drehte den Panzer auf den Rücken und öffnete ihn dort, wo er besonders weich war, nämlich auf der Bauchseite. Zu seiner eigenen Überraschung kullerten ihm gleich einige der farbigen Kristalle entgegen, die er sogleich in einem Säckchen verstaute und in der Höhle versteckte. Bei dem, was er plante, würden die Eupholithe nur hinderlich sein.
Auch Olio hymenopterii war vorhanden.
Aber dann überwogen wieder die Sorge und die heimliche Furcht, die Flinder sich selbst gegenüber nicht zugeben wollte. Er hatte Herschell von seiner Absicht unterrichtet, war aber auf Unverständnis gestoßen. Der Geologe wollte ihn auf seiner gefahrvollen Wanderung nicht begleiten. Also hatte sich Flinder allein auf den Weg gemacht.
Seinen Berechnungen nach mußte er nach einem weiteren Kilometer wieder auf die Stollen des bekannten Wohngebietes stoßen. Er hatte eine Abkürzung genommen, die relativ unbekannt geblieben war. Flinder kannte mehrere solcher halbverschütteter Stollen, um die sich niemand kümmerte, weil es noch genug andere
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