0504 - Attacke der Riesenkäfer
Und - sie hatten die Silbermonçl-Druidin Teri Rheken jetzt definitiv in ihrer Gewalt. Die Blockierung ihrer Fähigkeiten funktionierte hervorragend. Und je größer die Intelligenz der Käfer wurde, um so wachsamer wurde die Blockierung der Druiden-Magie.
Stygia zeigte ihre Zufriedenheit nicht. »Was hast du sonst noch wahrnehmen können?« wollte sie wissen.
»Die Käfer dringen weiter nach Norden vor, gewinnen weiter an Substanz und Körpergröße, und der Meister des Übersinnlichen grübelt. Jemand hat ihn eingeschaltet.«
»Ich bin sicher, daß er nicht mehr rechtzeitig eingreifen kann. Wie sollte er auch«, lachte Stygia spöttisch. »Aber es ist gut, daß er grübelt. Vielleicht geht er ebenfalls in die Falle.«
Das wäre natürlich die absolute Krönung der Aktion. Etwas, das ihr erhebliche Pluspunkte verschaffen konnte. Immerhin waren schon viele ihrer Vorgänger an Zamorra gescheitert. Asmodis war der einzige, der einen Kampf mit ihm überlebt hatte, aber Asmodis war auch ein Verräter, der der Hölle den Rücken gekehrt hatte und sich jetzt Sid Amos nannte. Und Julia hatte sich mit Zamorra erst gar nicht angelegt…
Zamorra zu schwächen, indem man Mitglieder seiner Crew traf, war möglich. Das war der ursprüngliche Plan der Dämonen. Ihn selbst zu besiegen, schien unmöglich. Wer es schaffte, ihn zu töten oder ihm wenigstens eine empfindliche Niederlage beizubringen, gewann automatisch höchstens Ansehen in den sieben Kreisen der Hölle.
Stygia war vorsichtig geworden, was Zamorra anging. Ein Versagen gegen ihn konnte sie sich auf keinen Fall leisten. Ihre Position war ohnehin nicht besonders gesichert, weil sie sich den Höllenthron mit einem Trick erschlichen hatte. Wenn die anderen Erzdämonen davon erfuhren, würden sie Stygia schneller vor einem Tribunal aburteilen, als sie »Luzifer, schütze mich« beten konnte.
Vielen Dämonen gefiel es nicht, sie auf dem Fürstenthron zu sehen. Auch ihr direkter Vorgänger Julian hatte mit dieser Ablehnung zu kämpfen gehabt, doch er hatte die Macht besessen, jede Intrige im Keim zu ersticken. Der vor ihm regierende Leonardo de Montagne hatte weniger Glück gehabt. Ihn hatten die Intrigen zu Fall gebracht.
Zumindest in einem Punkt konnte Stygia aufatmen: Astaroth, einer der mächtigsten Erzdämonen, würde nicht als Intrigant gegen sie auftreten. Er war es unter anderem gewesen, der Leonardo deMontagne und auch Magnus Friedensreich Eysenbeiß zu Fall gebracht hatte. Sie - und auch Julian, der freiwillig die Hölle wieder verlassen hatte - waren ihm ein Dorn im Auge gewesen, also hatte er gegen sie gearbeitet. Dabei hatte er Stygia auch unterstützt.
Jetzt unterstützte er sie nicht mehr. Er sah darin keine Notwendigkeit mehr. Sie war allerdings eine Dämonin der Hölle, also richtig für den Fürstenthron, während die anderen Emporkömmlinge »von draußen« gewesen waren, nicht der Höllenhierarchie entstammend. Er hatte auch kein Interesse daran, gegen Stygia vorzugehen.
Das erleichterte sie etwas. Aber da waren noch genügend andere innenpolitische Feinde, die nur darauf lauerten, sie angreifen zu können, wenn sie sich eines Fehlers oder eines Versagers schuldig machte. Es gab viele Dämonen, die ihr nur deshalb ablehnend gegenüberstanden, weil sie weiblich war.
»Die Hölle ist ein Spiegelbild des Menschen«, hatte ihr Vorgänger Julian Peters kurz vor seinem Verschwinden gesagt. Nach Stygias Auffassung hatte er recht.
Aber das half ihr nicht weiter.
Ihr half nur ein glänzender Sieg. Sie hoffte, daß die Riesenkäfer ihn für sie errangen.
***
Käfer korrespondierten miteinander. Das abstrakte Denken wurde präziser. Ein Ritual wurde erdacht, das erstmals institutionalisiert werden sollte. Der Schöpferdämonin, der sie alle ihre Existenz verdankten, mußten Opfer gebracht werden. Also erstmals Wesen, die sie nicht auffraßen, um selbst an Substanz zu gewinnen, sondern deren Substanz sie der Schöpferdämonin überließen.
Der großen Fürsten der Dunkelheit.
Sie alle sehnten sich nach dem Dunklen. Das Licht störte sie empfindlich. Die Dämonenfürstin mußte ihr Opfer annehmen und die Dunkelheit herbeiführen.
Das Ritual, von den größten Käfern erdacht, konnte sofort stattfinden. Es gab zwei Opfer. Sie waren eben eingefangen worden, damit sie nicht zu früh verrieten, wer auf dem Weg war, die Herrschaft über dieses Land an sich zu reißen.
»Opfert jene beiden der fürstlichen Dämonengöttin, auf daß sie uns die Dunkelheit
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