0504 - Attacke der Riesenkäfer
waren. Daß gut zwei Kilometer vor Montrond ein Peugeot-Kombi mit offenen Fenstern am Straßenrand parkte, war Zamorra und Nicole nicht verdächtig vorgekommen.
»Da steht die Ente«, stellte Zamorra fest.
»Ich fahre mal vorsichtshalber nicht zu nahe heran, ehe wir Genaueres wissen«, sagte Nicole. »Unsere Reifen sind wesentlich teurer als die des 2 CV…«
»Du meinst, jemand könnte sich auch an unserem Wagen vergreifen?«
»An meinem Wagen«, erinnerte Nicole.
»Aber bei den Reifen hast du von unseren geredet.«
»Betriebskosten der Firma Zamorra & Co., Dämonenkiller und Geisterjäger, Termine und Tarife nach Vereinbarung. Wenn du schon meine Berufskleidung zu finanzieren hast, kannst du auch die Reifen oder sonstige even-tell auftretenden Schäden ausgleichen.«
»Was für Berufskleidung? Du ziehst die teuersten Klamotten vielleicht ein-oder zweimal an, und dann…«
Nicole winkte lässig lächelnd ab, wendete den Wagen auf der Wildwiese und schaltete den Motor ab. Sie stiegen aus und näherten sich dem Picknickplatz und der festgefahrenen »Ente«. Die Spuren im Gras waren nach wie vor zu sehen. Nicole lächelte versonnen. »So ändern sich die Zeiten. Früher lud der Mann die Frau zu einem Ausflug ins Grüne ein, hatte plötzlich einen leeren Tank, der sich später wundersamerweise wieder mit Benzinresten füllte, und heute lädt die Frau den Mann zu einem studentischen Forschungsobjekt ein…«
Abrupt wurde sie wieder ernst. Sie suchte nach Spuren und fand Reste eines erschlagenen Insekts an der Weinflasche. »Schau dir dieses Ex-Biest an. So große Insekten darf es auf Mutter Erde überhaupt nicht geben, höchstens in der Nachbarschaft von Tschernobyl. Oder ins Ash-Naduur.«
»Da waren sie noch größer, aber Ash’Naduur ist jetzt eine tote Steinkugel und keine von wildem Leben erfüllte Welt der Dynastie mehr. Außerdem konnten dort die Rieseninsekten, die sogar säureresistent waren, durch feste Felswände huschen.«
»Und wenn das bei diesen ausgesucht großartigen Exemplaren auch der Fall ist?«
»Dann gute Nacht, lieber Mond«, entfuhr es Zamorra. »Lieber nicht. Woher hast du diese perfiden Gedanken?«
Nicole zuckte mit den Schultern. »Deine Nähe färbt ab.«
Sie besahen sich das Flußufer, fanden die Kokonreste im Schilf, nahmen dann den Wagen in Augenschein. Sich ständig nach gefährlichen, mausgroßen Käfern umsehend, untersuchten sie das Fahrzeug. »Kein Problem, es aus dem Loch zu schleppen. Felgen runter, neue Reifen drauf, Räder wieder dran, und die Kiste fährt. Hier ist die Kiste mit den Proben und den schriftlichen Notizen dazu.«
»Vielleicht sollten wir dieses Problem einmal analysieren lassen«, schlug Nicole vor. »Könnte ja sein, daß darin die Ursache für den Riesenwuchs der Käfer zu suchen ist.«
»Das wäre also die Chemie-Theorie?«
»Chemie oder sonstwas«, sagte Nicole. »Wir sollten diese Möglichkeit zumindest nicht aus den Augen verlieren. Hast du das Katzenskelett im Uferschilf gesehen?«
»Erfreulicherweise nicht.«
»Alles stimmt bis ins Detail«, sagte Zamorra. »Das Mädchen hat eine ausgezeichnete Beobachtungsgabe und vor allem Merkfähigkeit trotz des Schocks. Das ist fast schon wieder zu gut! Wenn nicht diese Käferreste wären…«
Nicole nickte. »Außerdem: Seit wann fressen Käfer Autoreifen?«
»Seit Marder sich an Bremsschläuchen vergreifen«, erwiderte Zamorra. Er entfernte sich von der »Ente« und ging der immer noch ausgeprägten Spur nach, die Michelle hinterlassen hatte. Das Gras würde sich wohl erst durch den Morgentau wieder aufrichten.
Er entdeckte das Skelett.
»Mir unbegreiflich«, behauptete er. »Praktisch alles ist weggefressen, sogar die Kleidung. Warte - hier liegen ein paar Knöpfe, einer Gürtelschnalle, Münzen, ein Schlüssel… die Käfer haben scheinbar sogar die Geldbörse und die Geldscheine gefressen. Und das alles in einer wahnsinnig kurzen Zeit.«
»Wie Piranhas«, sagte Nicole, »die man mit Blut erst verrückt gemacht hat.«
»Aber die lassen wenigstens die Kleidung übrig. Ich verstehe das hier nicht. Noch weniger verstehe ich die kurze Zeitspanne. Es muß innerhalb weniger Minuten passiert sein. Und das, ohne daß Michelle etwas davon mitbekam.«
»Wie bei der Katze. Sie hörte sie schreien, und wenig später war da nur noch das Skelett.«
»Es deutet alles darauf hin, daß es sich um eine große Anzahl von Käfern handelte. Die zwei, mit denen Michelle direkt zu tun hatte, mögen Randläufer
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