0505 - Im Schwarm gefangen
Lärm ausgelöst wurde.
Froud-Croftons Gesichtsmuskeln zuckten. Die Töne bereiteten ihm Schmerzen. Er preßte beide Hände gegen die Ohren. Das Summen wurde nicht leiser.
„Was ist das?" schrie Ulpanius.
Froud-Crofton ließ beide Arme sinken. Sein Gesicht spiegelte sich in den dunklen Scheiben der Bildschirme. Zum erstenmal war er dankbar, daß er sich nicht allein an Bord der ANNIOK befand. Ulpanius war zwar alles andere als ein Freund, aber er gehörte zu den Lebewesen dieser Galaxis. Die Bewohner des Schwarms, so ahnte Froud-Crofton, kamen aus unermeßlichen Fernen des Universums.
Das Summen wurde dumpfer und damit erträglicher.
„Da!" schrie Ulpanius. Seine Spinnenfinger deuteten nach oben.
Das kreisförmige Gebilde an der Decke senkte sich langsam auf die ANNIOK herab. Der Stab in der Mitte schien zu glühen.
In diesem Augenblick erlosch das Licht in der Halle. Froud-Crofton konnte nur noch den glühenden Stab sehen, der langsam näher kam.
„Wir sollen getötet werden!" kreischte der Stobäer in panischer Angst.
Froud-Crofton preßte die Lippen aufeinander, bis es weh tat. Er wollte nicht die Nerven verlieren. Nur wenn er seinen Verstand gebrauchte, konnte er diese und folgende Schwierigkeiten überstehen. Bestimmt wollte man ihn und Ulpanius nicht töten.
Das wäre einfacher gegangen.
Direkt über der Kuppel der ANNIOK kam der kreisförmige Deckeneinsatz mit dem Stab in der Mitte zur Ruhe. Die Spitze des Stabes schien noch stärker zu glühen.
In der Kuppel der ANNIOK entstand ein Loch, das sich schnell vergrößerte.
Unwillkürlich riß Froud-Crofton die Arme vor das Gesicht. Aber der erwartete Druckverlust fand nicht statt.
Ungläubig sah der Arzt zu, wie das Loch in der Kuppel immer größer wurde. Das Panzerplast wurde zerstrahlt, ohne daß Hitze oder Rauch frei wurden. Außerdem geschah die Vernichtung vollkommen lautlos.
Der glühende Stab begann zu kreisen. Er erfaßte jetzt die Außenränder der Kuppel und löste sie ebenfalls auf. Auf diese Weise wurde der gesamte Aufsatz über der Zentrale sauber herausgetrennt.
Die Präzision, mit der alles geschah, ließ Froud-Crofton vermuten, daß die ANNIOK nicht das erste Schiff war, das man auf diese Weise behandelte.
Der Stab hörte auf zu glühen. Froud-Crofton ahnte, daß der eigenartige Strahler wieder unter die Decke zurückglitt.
Der Arzt lauschte angestrengt. Unter der offenen Kuppel kam er sich wie nackt vor. Er rechnete jeden Augenblick mit einem Angriff der unbekannten Entführer.
„Terraner!" flüsterte Ulpanius.
„Ja?"
Es gab ein klatschendes Geräusch. Froud-Crofton schloß daraus, daß der Stobäer versuchte, die Zentrale zu verlassen.
„Hierbleiben!" sagte er leise. „Was willst du draußen unternehmen, Ulpanius?"
Der Demonstrationskranke stöhnte vor Anstrengung. Ein dumpfes Geräusch bewies dem Arzt, daß Ulpanius auf die Außenhülle der ANNIOK gefallen war.
„Terraner!" schrie Ulpanius plötzlich. Seine Stimme überschlug sich fast. „Etwas hält mich fest. Ich komme nicht mehr los."
Der Mediziner antwortete nicht. Er hatte damit gerechnet, daß Ulpanius nicht weit kommen würde. Aber wer oder was hatte ihn angegriffen?
„Hilf mir doch!" flehte Ulpanius. „Du darfst mich nicht allein lassen."
Froud-Crofton zwang sich zur Ruhe. Wenn er jetzt antwortete, machte er die Fremden auf sich aufmerksam, obwohl er kaum zu hoffen wagte, daß sie ihn nicht sahen.
Froud-Crofton vernahm einen Laut wie von einer an der Wasseroberfläche eines stillen Sees zerplatzenden Luftblase.
Das Geräusch kam aus unmittelbarer Nähe.
Etwas war in die Zentrale eingedrungen!
Der Strahlenmann spürte, wie ihm ein kalter Schauer über den Rücken lief. Er ließ sich zu Boden sinken und kroch auf allen vieren in Richtung des kleinen Kartentisches.
In seiner Nähe schleifte etwas über den Boden.
Froud-Crofton erstarrte in seinen Bewegungen. Er wagte kaum noch zu atmen, weil, er befürchtete, daß das Atemgeräusch seiner künstlichen Lungen die Eindringlinge auf ihn aufmerksam machen könnte.
Nach einer Weile wagte er weiterzukriechen. Er erreichte den Kartentisch und zog sich darunter zurück. In einer entfernten Ecke der Zentrale knirschte etwas. Metall schien über Metall zu gleiten.
Von Ulpanius war nichts mehr zu hören. Entweder war der Stobäer tot, oder die Unbekannten hatten ihn betäubt. Vielleicht war er auch weggeschleppt worden.
Etwas, das sich anhörte wie ein nasser Lappen, fiel über Froud-Crofton auf den
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