0507 - Die Lady mit dem Schädeltick
richtig wollte Keith Barney das Wetter nicht gefallen. Zwar besaß das dünende Meer die übliche, graugrüne Farbe, aber am Himmel braute sich etwas zusammen. Da verdichtete sich der Dunst zu großen Wolkenwirbeln, die noch hoch lagen, aber schon das Zeichen für einen Wetterumschwung waren. Wahrscheinlich gab es einen Temperatursturz, verbunden mit starken Gewittern und sintflutartigen Regenfällen. In den letzten Tagen war es einfach für die Jahreszeit zu warm gewesen.
Das Bergungsschiff lag ruhig im Wasser. Jeder Mann saß auf seinem Posten. Die Geräte liefen exakt, der Computer spie laufend die entsprechenden Daten aus.
Keith betrat den Raum der Technik, wie sie ihn nannten, und überzeugte sich selbst davon.
»Alles klar, Keith!« wurde ihm zusätzlich gemeldet.
»Gut, wir fangen dann an.«
»Geht in Ordnung.«
Barney betrat das offene Deck. Am Heck stand der mächtige Kran.
Sein Arm war vorgestreckt. Der Greifer sah aus wie eine mächtige Klaue aus Stahl.
Roger führte die Gruppe von vier Tauchern an. Es war ein umsichtiger Mann, auf den sich Keith total verlassen konnte. Die Männer trugen bereits die Druckanzüge mit den schweren Gewichten. Andere Helfer umstanden sie und checkten alles noch einmal durch. Sicherheit war hier am wichtigsten. Roger stand mit dem Kranführer zusammen. Beide Männer drehten sich um, als Keith Barney zu ihnen trat.
»Alles klar?«
»Ja, wir tauchen, Keith.«
Der Kranführer verschwand in seiner Bude. Von dort probierte er noch einmal den mächtigen Greifer aus. Die Stahlklaue reagierte ausgezeichnet, denn die Instrumente wurden hervorragend gewartet.
Zehn Minuten später war Roger mit seinen vier Tauchern verschwunden. Als sie den Meeresgrund erreichten und das Wrack sahen, meldeten sie es nach oben.
Keith Barney nahm die Information mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck auf. Auch das Wetter hatte sich noch gehalten.
Die dunkle Front war über dem Meer im Westen zunächst liegengeblieben. Eine trügerische Ruhe umgab sie. Die lange Dünung sah aus wie ein Teppich, der sich stets bewegte.
Schon senkte sich der Arm des mächtigen Hebekrans. Über Rollen liefen Trossen und Seile in die Tiefe. Sie beförderten weitere Greifhände dem Grund entgegen.
Sechs Stunden arbeiteten die Männer ohne Pause und holten aus dem Wrack hervor, was sie fanden.
Kisten und Schränke. Viele schon zerfressen, aber die Behälter aus Metall waren noch in Ordnung. Sie mußten eine besondere Fracht enthalten, sonst hätte man sie aus einem anderen Material gebaut.
Bevor die Dämmerung einsetzte, brachen die Männer die Suche ab.
Auf dem Deck des Bergungsschiffes stapelte sich die Beute. Schränke, Kisten, Truhen und Fässer.
Keith Barney behielt die Oberaufsicht. Nur er besaß die Erlaubnis, die Gegenstände zu öffnen.
Der Reihe nach schritt er sie ab. Roger blieb an seiner Seite. Der Cheftaucher nickte. »Sind einige interessante Dinge dabei, meinst du nicht auch?«
»Wie kommst du darauf?«
»Ich denke da an die Eisenkisten.«
Keith winkte ab. »Das ist doch normal.«
»Na ja, aber die nicht.« Roger streckte den Arm aus und deutete auf einen viereckigen Behälter, der aus schwerem Eisen bestand.
Der Deckel war durch mehrere Riegel gesichert worden. »Was, meinst du, befindet sich darin?«
Barney lachte. »Du bist neugierig.«
»Ja, du nicht?«
»Soll ich sie öffnen?«
»Wäre nicht schlecht.«
»Okay, ich hole Werkzeug. Aber nur die eine Kiste«, sagte er im Weggehen. »Wir wollen hier niemandem den Mund wäßrig machen.«
»Geht klar.«
Keith kam sehr bald zurück. In der rechten Hand trug er eine Werkzeugkiste aus Metall. Er stellte sie ab, klappte sie auf und suchte nach dem schwersten Hammer. Auch Roger nahm ein solches Werkzeug in die Hand, nickte und schaute auf einen der Riegel.
»Den nehme ich mir vor.«
Die Männer waren Experten. Sie wußten, daß sie nicht zu fest schlagen durften, wollten sie die Riegel nicht zerstören. Während das Schiff in Richtung England lief, arbeiteten die beiden Männer geschickt und lösten auch den Rost mit einer Eisenbürste.
Danach ging es besser.
Vier Riegel hatten sie zu lösen. Sie untersuchten die Kiste noch einmal und fanden kein Schloß. Also war der Deckel nur von den Riegeln gehalten worden.
»Dann mal hoch damit«, sagte Keith Barney, griff zu einem Stemmeisen und klemmte die flache Spitze zwischen Deckel und Unterteil der Eisenkiste. Er hatte Mühe, hörte zwar das Knirschen, aber viel erreichte er mit seiner
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