0508 - Morganas wilde Meute
schwer niederließ.
Die Tür zum Flur ließ ich offen. Dort erschien Suko bleich wie eine frisch gekalkte Kellerwand. Er schwankte in den Flur, mit seinen Handflächen scheuerte er an der Wand entlang und stützte sich gleichzeitig auch ab, um nicht zu fallen.
Ich konnte ihm auch nicht helfen. Durch meine Glieder rann noch immer ein Kribbeln, als würde Strom durch sie rinnen.
Suko ließ sich in den zweiten Sessel fallen, sah Jenna und auch mich an.
»Sie ist nicht tot«, keuchte ich. »Sie lebt, Suko. Sie hat nicht einmal eine Verletzung.«
»Aber was ist denn passiert?«
»Ich weiß nur, daß sie bewußtlos gewesen ist. Wir werden es von ihr erfahren.«
Suko schaute sich um. Auch er konnte in dem Wohnraum nichts Außergewöhnliches entdecken. Er hob nur die Schultern, aber irgendwie fröstelnd.
»Was ist denn?«
»Ich weiß nicht, John, ich habe den Eindruck, als wäre hier etwas gewesen.«
»Und was?«
»Eine fremde Magie, eine böse Macht oder Kraft. Näher kann ich es nicht beschreiben.«
»Jenna wird es uns sagen können.« Mir ging es wieder besser. Ich stand auf, spürte zwar das matte Gefühl in den Beinen, aber ich konnte gehen und schloß die Wohnungstür.
Als ich zurückkehrte, hörte ich die Archäologin seufzen. Sie hatte sich schon bewegt und lag jetzt auf der Seite. Ich streckte ihr die Hand entgegen.
Jenna schaute mich an. »Sie, John?« Dann lachte sie. »Nicht diese Morgana Layton?«
»Nein, wieso?«
»Die war hier!«
»Tatsächlich?«
»Ja. Sie und diese Wölfe. Sie wollten mich töten, auf einmal waren sie weg.«
»Bitte, erzählen Sie von vorn, Jenna.« Jetzt nahm sie meine Hand und ließ sich auf die Beine ziehen. Dabei gab sie ein Lachen von sich und schüttelte auch den Kopf. »Wenn ich das einem erzähle, hält er mich für verrückt. Aber es hat sich alles so abgespielt, das schwöre ich, John. Das schwöre ich wirklich.«
»Gut.«
Jenna bat um ein Glas Saft. Ich holte es ihr. Sie trank und begann stockend ihren Bericht. Wir erfuhren in der Tat eine haarsträubende Geschichte und konnten nur die Köpfe schütteln, was alles auf magische Art und Weise möglich war.
Die junge Frau vergaß auch nicht, von der Verbindung zwischen der Königin von Saba und Morgana Layton zu berichten. »Dann waren die Wölfe plötzlich hier im Zimmer. Vier Bestien, John, vier waren es!«
»Sie wollten Sie töten?«
»Natürlich. Sie kreisten mich ein.« Jenna berichtete jetzt mit hektischer Stimme. »Sie waren einfach furchtbar, verstehen Sie? Diese weit aufgerissenen Mäuler, die Zähne, die mordlüsternen Augen, all das werde ich nie vergessen. Dann war alles aus. Können Sie sich einen Grund vorstellen, John?«
»Den kann ich Ihnen allerdings sagen. Ich habe die Magie, die in der Wohnung herrschte, zerstört.«
»Womit?«
»Mit dem Kreuz, Jenna.«
Sie schaute mich starr an. »Ja, ich hatte es völlig vergessen. Das besitzen Sie ja auch. Dann haben Sie mir das Leben gerettet.«
»So ungefähr.«
»Wird Morgana Layton wiederkommen?« fragte Jenna.
»Das ist die Frage.«
»Sie hat versprochen, all diejenigen Personen zu beseitigen, die ihr Geheimnis kennen und ihr deshalb gefährlich werden können. Sie will das Wissen um die Königin für sich behalten. Der Kreis hat sich geschlossen. Alles endet bei den Wölfen, wo es auch begonnen hat.«
»Da hat sie recht, John«, meldete sich Suko, dem es auch wieder besserging. »Die Frage ist, was wir unternehmen, und wo können wir uns sicher fühlen?«
»Nirgendwo.«
»Das Gefühl habe ich auch.«
»Ich meine, John, daß wir aus dieser Wohnung heraus sollten.«
Da hatte Suko nicht mal unrecht. Wenn Jennas Berichte stimmten, mußten wir mit Fallen rechnen. Morgana Layton hatte der Archäologin erklärt, weshalb sie in Arabien gewesen war. Sie hatte das Wissen der Königin von Saba übernommen, zumindest einen Teil davon.
Jenna sah deprimiert aus. »Alles umsonst«, sagte sie. »Die Mühen, die Anstrengungen. Nicht ich habe es geschafft, sondern eine Feindin, die ich erst heute kennengelernt habe.«
»Jenna, das ist alles unwichtig. Wir müssen sehen, daß wir von hier verschwinden und Sie in Sicherheit bringen. Alles andere wird sich später ergeben.« Ich drehte mich zu Suko um. »Was meinst du? Wo kann oder könnte man uns packen?«
»Überall. Im Lift, im Treppenhaus. Wir haben doch erlebt, daß sich die verfluchten Wölfe materialisieren. Sie entstehen aus dem Nichts, plötzlich sind sie da.«
»Und dann spürt man den
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