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0508 - Sparks hetzt den Werwolf

0508 - Sparks hetzt den Werwolf

Titel: 0508 - Sparks hetzt den Werwolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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zur Ordnung. Vergiß die Augen. Sie ist eine Bestie! An Ellingtons Gerede war also doch etwas dran - es gab tatsächlich einen Werwolf in London!
    Beider Pech war es, daß Sparks nicht auf eine Konfrontation mit einem solchen Ungeheuer eingerichtet war. Er besaß keine geweihten Silberkugeln, die er der Bestie ins Herz schießen konnte, um sie damit zur ewigen Ruhe zu bringen. Er trug überhaupt nichts aus Silber bei sich, weil Gespenster sich davon nur in den allerseltensten Fälle beeindrucken ließen.
    »Die Lösung Ihres Problems«, echote er langsam und legte die Pfeife, an der er eben noch gesogen hatte, neben dem Schachbrett auf den Tisch. »Besteht es zufällig darin, daß Sie mich zum Fressen gern haben?«
    Wenn es eine Möglichkeit gab in der Physiognomie eines Werwolf zu lesen, so glaubte Sparks jetzt, Überraschung in Gays pelzigem Gesicht zu sehen. »Was meinen Sie damit?« fragte sie.
    Ich muß verrückt sein, dachte Sparks. Oder ich träume. Da sitzt ein Monstrum vor mir, eine der gefährlichsten Bestien, die dieser Planet kennt, beziehungsweise gern ignorieren möchte -, und wir unterhalten uns in aller Gemütsruhe, bevor das Biest mich umbringt und au ff rißt…
    Ganz langsam und hoffentlich unauffällig schraubte er sich von seinem Stuhl hoch. Er sah sich um, aber da war nichts, was er als Waffe benutzen konnte. Ein rettender Sprung aus dem Fenster war auch nicht gerade ratsam, weil es etwa sieben Stockwerke tief zur mit Waschbetonplatten ausgelegten Hotelterrasse ging, auf der sich unter mit mörderisch scharfen Spitzen versehenen Sonnenschirmen Hotelgäste ihrem Freizeitvergnügen hingaben - was bedeutete, daß sie entweder im hoteleigenen Swimmingpool planschten, sich zu den Klängen einer Jazz-Combo verrenkten oder an der Freiluft-Bar standen, die für die warmen Abendstunden eröffnet worden waren, und dem Alkteufel huldigten.
    Die Werwölfin zog den Reißverschluß ihrer Umhängetasche zu. »Sehen Sie, Mister Sparks«, begann sie und richtete sich langsam auf.
    Sparks stand schon. Nach einem raschen Blick zur Tür sah er seine Chance. Er packte den Stuhl, auf dem er gerade gesessen hatte, und riß ihn hoch. Damit konnte er die Werwölfin vielleicht abwehren und solange aufhalten, bis er draußen war. Wenn er Glück hatte, konnte er den Lift benutzen, wenn nicht, die Treppe… Zum Teufel, warum war er nicht so ausgerüstet wie Zamorra? Mit dessen Zauberamulett wäre es kein Problem gewesen, sich dieser Gefahr zu entledigen… Wild schwang er den Stuhl hoch.
    Gay Travis wich zurück. Abwehrend reckte sie die Hände empor, und Sparks zögerte, wofür er sich Augenblicke später einen Narren schalt. »He, nun werden Sie doch nicht gleich rabiat, Sir!« entfuhr es ihr erschrocken. »All right, ich weiß, daß es unfair war, Magie zu benutzen und die Figuren zu manipulieren. Aber ich mußte unbedingt gewinnen. Das müssen Sie doch verstehen, Mister Sparks!«
    »Ich verstehe nur, daß Sie meinen Tod gewinnen wollten!« stieß er hervor und schlug mit dem Stuhl zu. Die Werwölfin schrie auf und wich zur Seite aus, in Richtung Fenster. Sparks verfehlte sie zwar, aber die Werwölfin segelte durch das zersplitternde Glas hinaus in die Tiefe.
    Erschrocken ließ Sparks den Stuhl los, der schwungvoll hinterher segelte.
    Mit einem Sprung war Sparks am Fenster und sah hinaus.
    Die Werwölfin schaffte es gerade noch; sie mußte sich im Sturzflug gedreht und ihre Flugbahn leicht verändert haben; sie klatschte hart am Rand des Bassins in den Swimmingpool. Den Stuhl traf es härter; er zerschellte unmittelbar vor der kleinen Jazz-Combo. Erschrocken stoppten die Künstler ihr Spiel. Gay Travis hechtete so rasch wieder aus dem Pool, wie sie hineingestürzt war; während sie floh, verwandelte sie sich zurück in eine dunkelhaarige junge Frau, deren nasses Seidenkleid so eng am Körper klebte, daß der über der Haut spannende Stoff riß und sekundenlang atemberaubende Einblicke preisgab. »He«, brüllte der Bandleader nach oben. »All right, Mann, wir sind vielleicht ein bißchen laut, aber das ist doch kein Grund, mit Stühlen und Werwölfen nach uns zu werfen, oder? Eine einfache Beschwerde hätte es doch auch getan!«
    Sparks wich vom Fenster zurück. »Und das Fenster hätten Sie vorher auch ruhig öffnen können«, hörte er eine andere Stimme. »Das ist vorsätzliche Sachbeschädigung!« Eine Frauenstimme folgte: »He, Mixer, ich hatte meinen Drink aber ohne Fensterglassplitter bestellt! Nehmen Sie diesen

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