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0509 - Der Würger auf dem Schienenstrang

0509 - Der Würger auf dem Schienenstrang

Titel: 0509 - Der Würger auf dem Schienenstrang Kostenlos Bücher Online Lesen
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und brummte:
    »Aus, Cotton! Ich kann Ihnen nichts mehr beibringen. Und ich habe keine Lust, von jetzt ab die Prügel von Ihnen zu beziehen.«
    »Sie haben nichts mehr auf Lager? Keinen Tritt in die Nieren, keinen Stoß in die Augen, rein gar nichts mehr von Ihren fairen sportlichen Angriffen?«
    »Leider nicht.«
    »Na schön«, sagte ich.
    »Was kriege ich nun dafür?«
    »Was ich Ihnen versprochen hatte. In Ihre Zuchthauspapiere wird eine Bestätigung des FBI eingefügt werden, daß Sie uns nützlich waren.«
    »Das ist verdammt viel«, knurrte er. »Ich denke«, sagte ich, »es ist verdammt genug. Wenn der Gnadenausschuß sich Ihre Unterlagen vornimmt, kann diese Bestätigung für Sie eine frühere Entlassung auf Bewährung bedeuten.«
    Er bekam von mir seine letzte Schachtel Zigaretten und wurde am selben Nachmittag wieder in das Bundeszuchthaus zurückgebracht, aus dem wir ihn geholt hatten. Während all dieser Tage war es aber bei dieser vormittäglichen Muskelübung für mich nicht geblieben. Jeden Nachmittag folgte eine andere, und die trug mir manchmal noch mehr blaue Flecken, Hautabschürfungen und Kratzer ein.
    Nachmittags traf ich mich nämlich mit Jimmy Don MacKenzie auf dem Güterbahnhof in der Bronx, oder wir fuhren sogar in meinem Jaguar ein Stück aus New York hinaus und versteckten uns neben einer Eisenbahnlinie im Gebüsch.
    Jimmy war kein methodischer Lehrer, aber er sprudelte über von Erfahrungen, die ihm sein langes Txamp-Dasein eingetragen hatte. Er zeigte mir die Wagen, bei denen es völlig sinnlos ist, auf sie hinaufkommen zu wollen. Er lehrte mich, die Geschwindigkeit eines herankommenden Zuges früh genug gut abzuschätzen, er zeigte mir, wie man sich hinstellen muß, wenn man mit einem Satz das unterste Trittbrett und die Haltestange erwischen will, und er würzte seine Belehrungen mit Anekdoten und Geschichten aus seinem Leben.
    Als ich atemlos von einem dahinbrausenden Zug mit lauter Tankwagen herabgesprungen war und mich wieder bei ihm einfand, schüttelte er den Kopf:
    »Sie sind die verdammt dümmste Bremser laus, die je einen ehrlichen Zug erwischt hat! Was, zum Teufel, wollten Sie auf dem Tankwagen, he?«
    »Ich wollte Ihnen zeigen, daß ich hineingekommen wäre, wenn er leer gewesen wäre und ich hineingewollt hätte.«
    »Das sieht Ihnen ähnlich! Drunten im Mississippi-Delta ist mal so ein Idiot tatsächlich in einen leeren Tankwagen gekrochen. Er kam nur noch als Leiche wieder heraus.«
    »Warum?«
    »Können Sie’s einem so blitzsauberen Tank ansehen, was für Gase sich unten angesammelt haben? Sie machen den Tankdeckel auf und schnuppern. Sie riechen nichts und klettern hinein. Aber es gibt Gase, die schwerer als Luft sind, und erst wenn Sie unten sind, wird Ihnen auf einmal komisch. Aber da kann es schon zu spät sein. Niemals in einen Tankwagen, Bremserlaus, denn häufig kommt man nicht wieder raus!«
    »Ich werd’ mir’s merken«, versprach ich.
    »Dann noch etwas«, fuhr Jimmy fort. »Warum sind Sie nicht beim fünften oder sechsten Wagen hinter der Lokomotive aufgesprungen? Wenn das nicht gelungen wäre, hätten Sie Zeit für einen zweiten Versuch gehabt. Ihr Sprung kam so spät, daß der letzte Wagen vorbeigewesen wäre, bevor Sie sich zu einem neuen Versuch hätten aufrappeln können.«
    »Aber der zwölfte Wagen hinter der Lokomotive hatte ein Bremserhäuschen. Vielleicht hätte mich der Bremser beim Aufspringen gesehen. Deshalb wollte ich diesen Wagen und ein paar dazu erst vorbeilassen.«
    »Wozu denn? Das Bremserhäuschen war doch nicht besetzt.«
    »Wie kann ich das vorher wissen?«
    »Fuhr der Zug schnell?«
    »Der schnellste Zug, bei dem ich es bisher versucht habe.«
    »Wieviel Achsen?«
    »Wenigstens hundertzwanzig.«
    »Also! Wenn ein Güterzug von dieser Länge mit solcher Geschwindigkeit fährt, ist er nicht beladen, die Wagen sind leer, das ist doch klar! Und auf einen leeren Güterzug setzt niemand einen überflüssigen Bremser, denn der kostet Geld, Bruder.«
    Ich nickte ergeben. Die ganze Tramperei hatte ich mir wirklich leichter vorgestellt. Täglich kam Jimmy mit zwanzig praktischen Regeln, die man sich merken sollte, und am nächsten Tag kamen zwanzig Ergänzungen, Einschränkungen und Ausnahmen dazu. Manchmal brachte er mich dahin, daß ich glaubte, nur die größten Genies der Menschheit könnten überhaupt in der Lage sein, einen so schwierigen Job wie den eines Eisenbahntramps zu bewältigen.
    »Warum sind Sie nicht weiter vorn aufgesprungen,

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