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0509 - Der Würger auf dem Schienenstrang

0509 - Der Würger auf dem Schienenstrang

Titel: 0509 - Der Würger auf dem Schienenstrang Kostenlos Bücher Online Lesen
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Doc, den Sie uns ja wirklich mit bemerkenswerter Schnelligkeit vorgelegt haben. Ich habe ein paar Fragen zu Ihrem medizinischen Kauderwelsch. Die Ärzte scheinen ja immer der Meinung zu sein, ein Kriminalbeamter müßte Medizin studiert haben, jedenfalls drücken sie sich so aus.«
    »Weil man es nicht anders sagen kann, Lieutenant.«
    »Na, das weiß ich noch nicht. Aber darüber wollen wir nicht diskutieren. Sagen Sie mir eins, Doc: Wie groß kann der Täter gewesen sein?«
    »Wenn das Mädchen saß, kniete oder lag, als es erwürgt wurde, ist jede Körpergröße für den Täter möglich. Wenn das Mädchen stand, muß er nur eben so groß gewesen sein, daß er mit seinen Händen ihren Hals erreichen konnte. Leider kann ich Ihnen da keine besseren Anhaltspunkte geben, Lieutenant.«
    »Mist!« knurrte Aris. »Ich dachte, seine Größe ließe sich wenigstens in gewissen Grenzen abschätzen.«
    »Größer als ein Kind von zehn Jahren, mehr kann man mit Gewißheit nicht behaupten, Lieutenant.«
    »Okay. Aber da ist noch eine Stelle in Ihrem Obduktionsbericht, Doc, die mir nicht ganz verständlich ist. Das Mädchen war mittelblond, das haben wir alle gesehen. Sie erwähnen aber — wo — ah ja, hier — Sie erwähnen, daß Sie auf den Schultern des Mädchens vier lange schwarze Haare gefunden haben, neunzehn bis einundzwanzig Zentimeter lang. Bei der Spurensicherung unmittelbar neben dem Leichnam haben wir selbst ein rundes Dutzend solcher Haare gefunden. Was für eine Erklärung haben Sie dafür, Doc?«
    Der Arzt breitete die Hände in einer vagen Geste auseinander.
    »Gar keine. Diese langen schwarzen Haare sind sehr mysteriös. Natürlich werden sie im Labor gründlich untersucht. Aber diesen Bericht müssen wir noch abwarten: Fest steht lediglich eins: Von dem Mädchen können sie nicht siammen.«
    »Vom Täter?«
    »Theoretisch möglich. Aber ein Mann, wir nehmen doch an, daß ein solcher Täter ein männliches Wesen sein dürfte, also ein Mann mit so langen schwarzen Haaren? Das müßte doch ein sehr auffälliger Bursche sein. Wenn sie aber nicht vom Täter stammen, wer soll sie sonst dort verloren haben?«
    »Rund zwanzig Zentimeter lange Haare«, wiederholte Lieutenant Aris. »Das ist eine verdammt mysteriöse Angelegenheit!«
    ***
    Neun Tage lang kam ich nicht zur Ruhe. Vormittags lernte ich, mich gegen die hinterhältigen Tricks zu behaupten, die Gore in immer neuen Variationen an mir ausprobierte. Für mich sollte es ein Training sein, ein Lehrkursus — für Gore war es die einmalige Chance, einen G-man durchzubeuteln, ohne daß ihm jemand etwas anhaben konnte. Er nutzte sie aus. Wenn ich abends vor dem Schlafengehen ein heißes Bad nahm, um meine verkrampften Muskeln zu lockern, entdeckte ich mehr blaue Flecken an meinem Körper, als Gore Haare auf dem Kopfe haben konnte. Aber ich machte Fortschritte, was man sehr leicht daran feststellen konnte, daß Gore mich immer seltener auf die Matte schicken konnte.
    Natürlich hatte es sich unter den Kollegen herumgesprochen, welch seltenen Kursus ich allmorgendlich in unserer kleinen Trainingshalle absolvierte, und so fehlte es denn nicht an Zuschauern. Steve Dillaggio fragte mich eines Vormittags:
    »Was ist das für ein schräger Vogel, der dich da jeden Vormittag so hinterlistig hernimmt?«
    Ich benutzte die alte Bezeichnung, die noch aus den Dreißiger Jahren stammte und eine Zusammenziehung der beiden Wörter »Gangster« und »Tramp« darstellt, was einen trampenden Gewohnheitsverbrecher bezeichnen sollte:
    »Einer von der verhältnismäßig selten gewordenen Sorte, Steve:' ein Gamp.«
    Steve grinste mitleidig:
    »Na, vielen Dank, da bleibe ich lieber bei meinen gewöhnlichen Gangstern.«
    »Wenn ich es vorher gewußt hätte, was diese durchtriebenen Halunken an Gemeinheiten auf Lager haben, hätte ich es mir zweimal überlegt, ob ich so einen verrückten Vorschlag machen sollte.«
    »Ach, der Vorschlag kam von dir selber?«
    »Allerdings. Jetzt kann ich die Suppe auslöffeln, die ich mir eingebrockt habe. Aber sobald ich seinen letzten Trick gelernt habe, weiß ich wenigstens, daß ich jederzeit Chancen als Catcher hätte — falls wir beim FBI mal arbeitslos werden sollten.«
    Nach und nach veränderte sich Gores Verhalten. Er verlor die Lust, je weniger er mich hereinlegen konnte. Und als er mich am Vormittag des neunten Tages nach unserer Begegnung mit Jimmy Don MacKenzie nicht ein einziges Mal mehr ernsthaft hatte angreifen können, hob er beide Hände

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